Plötzlich Profis
Aus Versehen in der Ersten Liga: Wie die Rettenbacher Schützen in den Erfolg gerutscht sind
Die ersten Wettkampfwochen haben die Rettenbacher Schützen in der Ersten Bundesliga hinter sich gebracht. Der Aufstieg zum Vollprofi war so aber nicht geplant.
Pfaffing – Der Anfang ist gemacht, die ersten Wettkampfwochenenden haben die Hubertus-Schützen aus Rettenbach, Gemeinde Pfaffing, bereits hinter sich. Dabei war der Aufstieg von der Zweiten in die Erste Liga gar nicht geplant.
Vor fünf Jahren feierte der Verein den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Damals zeichnete sich bereits das Ende der reinen Hobby-Schützen-Zeit ab, denn auch der erworbene Ruf als Vorbild und Aushängeschild war zu verteidigen. Jetzt mit dem erneuten Emporklettern haben die Rettenbacher im Schützengau Wasserburg-Haag zum zweiten Mal Geschichte geschrieben, und im eigenen Verein, den es seit 1927 gibt, sowieso.
Schießstand vor fünf Jahren modernisiert
Was bringt das mit sich? Anschaffungen zum Glück keine. Bereits vor fünf Jahren hat der Verein seinen Schießstand für 40.000 Euro modernisiert, der tut es fürs Üben.
Nur das Schützenheim taugt nicht für diese Art von Wettkämpfen, da muss die Sporthalle der Gemeinde herhalten; alleine schon, um die Zahl der Zuschauerplätze zu garantieren. Die Schießanlage dafür kann zum Glück ausgeliehen werden. Das geht nicht ohne die Unterstützung der Gemeinde; sie hilft von der Halle bis zu einem finanziellen Zuschuss, dafür sind die Schützen auch dankbar.
Geschossen wird wie bei den meisten Vereinen mit Bleimunition, sogenannten Diabolos, aus Pistolen mit Luftdruck über eine Distanz von zehn Metern. Eine gute Pistole bewegt sich bei 1.500 Euro Anschaffungskosten. Allerdings heißt Erste Bundesliga nicht analog zum Fußball, dass sich alle nur noch auf den Sport konzentrieren dürfen und große Geldsummen von selbst fließen. Nein, das läuft alles neben dem Broterwerb, die kommenden Wettkampf- Wochenenden sind eben verplant, davon leben kann keiner.
Waren beim Aufstieg in die Zweite Bundesliga alle optimistisch dieses Niveau zu festigen, so ist der aktuelle Sprung nicht mehr so selbstverständlich. Andreas Haas sieht es realistisch: „Unser Ziel ist es, dort zu bleiben“, und: „Für den Aufstieg kamen einige glückliche Umstände zusammen. Wir werden uns vielleicht nicht halten können, die schießen dort alle mindestens einen Ring besser. Aber wir geben unser Bestes!“, verspricht er.
In Zahlen liegt das in der Ersten Liga bei 390 von 400 Ringen mit 40 Schuss, also 39 mal ins Schwarze. Sich anzustrengen sind alle den Fans und den zwölf Sponsoren schuldig. Durch das viele Fahren wächst auch der Geldbedarf auf 13.000 Euro im Jahr, ein kleiner Mannschaftsbus fehlt immer noch; all das ist zu organisieren.
Glück alleine war beim Aufstieg nicht verantwortlich, denn auf der Tabelle befand sich Rettenbach immerhin auf Platz zwei. Aber: Weil ein Verein nicht aufsteigen wollte, zwei andere bereits in der Ersten Bundesliga vertreten waren, gelangte letztlich der Fünftplatzierte in den Aufstiegskampf. Als Elftplatzierter reichte es für die Relegation, da war dann auch etwas Glück mit dabei. Wettkampfzeit ist nun von Oktober bis Februar an sechs Wochenenden, an denen sich jeweils sechs Mannschaften treffen. Geschossen wird Samstagnachmittag und Sonntagvormittag. Das erstreckt sich auf den Süden Deutschlands mit Fahrstrecken bis zu 320 Kilometer. Übernachtungen sind einzuplanen.
Am Ende steht das Saisonfinale mit den Besten aus Nord und Süd. Die Hubertusschützen haben derzeit 160 Mitglieder, davon 14 Jugendliche. Mit der Luftpistole startet der Verein außerdem noch in der Oberbayernliga, der Bezirksliga und in der Gau-A-Klasse. Die Luftgewehrmannschaft schießt in der Gau-Klasse-C, Gruppe 2. Zum Üben schießt die Jugend donnerstags ab 17.30 Uhr, die Erwachsenen ab 19.30 Uhr, Interessierte sind willkommen.
Mitglieder von überall her
Die Bundesligaschützen kommen nicht alle aus der Gemeinde. In der Regel, so beschreibt das der Schützenmeister, hat ein Verein ein paar gute Sportler, die anderen füllen eben die Mannschaft auf. Gibt es an einem Ort aber mehrere gute, so zieht das weitere an, um ein herausragendes Team zu bilden.
Dann eben auch mit Doppelmitgliedschaft im Heimatverein. Diese Mannschaft hat oft die Möglichkeit zum Aufstieg. Trainer Helmut Punzelt kommt aus Rott, Maria Schaustpreitner aus Obing, Tobias Spötzl und Andreas Haas aus Rettenbach, Johannes Fischer aus Eiselfing, Johannes Seitz aus Schonstett und Matthias Meisinger aus Rattenkirchen. Das Trefferniveau liegt hier bei 385 Ringen bei 40 Schuss, also etwa 38 mal ins Schwarze. Verfolgen lassen sich die Kämpfe auf der Internetseite des Deutschen Schützenbundes, bundesliga.dsb.de und auf Instagram mit dem Suchbegriff „remboch_lp1“. Am 19. November laden die Hubertus-Schützen selbst zum Heimkampf ein, und zwar in die Pfaffinger Sporthalle, Beginn ist um 15 Uhr. Mit dabei sind die Mannschaften HSG München, SV Kehlheim-Gmünd, SV Hubertus Hitzhofen Obernzell, SV Waldkirch und SSG Dynamit Fürth.
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