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Warum Inhaber Dominik Simon dicht gemacht hat

K. O. für Rosenheimer Rathaus-Apotheke nach 49 Jahren: Diese Rolle spielten Geld und Lauterbach

Seit 49 Jahren ist die Rathaus-Apotheke im Familienbesitz. Doch nun heißt es Abschied nehmen. Inhaber Dominik Simon spricht über die Gründe, die zur Schließung führten.
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Seit 49 Jahren ist die Rathaus-Apotheke im Familienbesitz. Doch nun heißt es Abschied nehmen. Inhaber Dominik Simon spricht über die Gründe, die zur Schließung führten.

Wieder schließt ein Geschäft in Rosenheim für immer: Seit Jahren ist die Rathaus-Apotheke aus der Innenstadt nicht wegzudenken. Doch für Inhaber Dominik Simon ist diese Zeit nun vorbei. Im OVB-Interview spricht er über die Gründe für die Schließung.

Rosenheim – Die Fenster sind zugeklebt. Die Schilder über der Tür sind abgehängt. An die Rathaus-Apotheke in Rosenheim erinnert nur noch das große rot-weiße „Apotheken“-Schild an der Hauswand. Für Inhaber Dominik Simon war es nicht einfach, seinen Laden in der Rathausstraße dichtzumachen. Doch am 22. Dezember war es dann so weit. Welche Gründe zur Schließung führten und was der Medikamentenengpass damit zu tun hat, erklärt Simon im OVB-Interview.

Herr Simon, seit wann gab es die Rathaus-Apotheke in Rosenheim?

Dominik Simon: Die Rathaus-Apotheke gab es seit 49 Jahren – im Mai diesen Jahres wären es 50 Jahre geworden. Sie wurde 1974 von unseren Eltern eröffnet und ging dann vor etwa 15 Jahren in die nächste Generation über. Wir sind sozusagen mit dieser Apotheke aufgewachsen und haben dort bereits als Kinder den Apothekenalltag miterlebt.

Was waren letztendlich die Gründe, die zu der Schließung führten?

Simon: Das Umfeld der Apotheke hat sich stark verändert. Früher waren mehrere Arztpraxen im Haus und in der näheren Umgebung. Ärzte haben sich in den Ruhestand verabschiedet oder sind mit ihrer Praxis in neue Räume umgezogen. Es fehlte am Ende einfach die Kundefrequenz, um diesen Standort wirtschaftlich zu betreiben. Zudem sind in letzter Zeit viele Kosten gestiegen – die Vergütung für die Apotheken ist jedoch seit vielen Jahren unverändert geblieben. Da ist man gezwungen irgendwann einen Schlussstrich zu ziehen.

Seit 49 Jahren gibt es also die Rathaus-Apotheke. Dann haben Sie bestimmt viele Stammkunden gehabt, wo können die nun hin?

Simon: Wir sind nach wie vor mit der Engel Apotheke und der Heilig-Geist Apotheke in der Innenstadt von Rosenheim vertreten und haben vor allem in der Heilig-Geist Apotheke nochmal unser Warenlager vergrößert und versuchen dort eine möglichst große Lieferfähigkeit zu bieten. Da wir dort auch eine Abteilung für die Versorgung von Pflegeheimen und Pflegediensten aufgebaut haben, konnten sämtliche Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden.

Aktuell sind viele Arzneimittel wieder nicht lieferbar. Sind Sie davon auch betroffen?

Simon: Insgesamt ist die Bewältigung von Arzneimittellieferengpässen eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe, die mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden ist. Wir müssen alternative Medikamente finden, uns mit den Arztpraxen abstimmen und dem Kunden die Thematik erklären. Dazu müssen wir unsere Lagerhaltung anpassen. Alles in allem ein großer zeitlicher und personeller Aufwand, der aber nicht adäquat entlohnt wird.

Ihre Arbeit wird also durch die Engpässe erschwert. Gibt es auch noch andere Herausforderungen?

Simon: Zusätzlich müssen wir uns auch gerade mit der Einführung des eRezepts auseinandersetzen, wo es auch noch den ein oder anderen Stolperstein gibt, besonders auch in Bezug auf Formalitäten, die aber für Apotheken zu Retaxationen führen können – das heißt, dass bei Formfehlern die Apotheke auf den Kosten des Medikaments sitzen bleiben kann.

Glauben Sie, dass sich diese Situation noch verschlechtert oder ist der Medikamentenmangel bald Geschichte?

Simon: Mal ist das eine Medikament betroffen, dann wieder ein anderes – die Situation ist momentan annähernd gleichbleibend. Wir versuchen bestmöglich damit umzugehen, um den Patienten entsprechend versorgen zu können.

Neben dem Medikamentenmangel sind auch Streiks immer wieder Thema. Können solche Situationen auch zu Schließungen führen?

Simon: Im Moment sind es viele ernsthafte Herausforderungen, die Apotheken zu bestehen haben. Wenn man die aktuellen Entwicklungen und die geplanten Vorhaben des Gesundheitsministers Lauterbach ansieht, so werden die Rahmenbedingungen für Apotheken in absehbarer Zeit keineswegs besser. Im letzten Jahr haben in ganz Deutschland mehr als 500 Apotheken geschlossen. Die Gründe sind vielfältig, aber es werden auch weiterhin Apotheken schließen und dies geht am Ende zu Lasten des Patienten, der wohnortnah schnell ein dringendes Medikament benötigt.

Vor ungefähr 15 Jahren hat Dominik Simon mit seinen Geschwistern die Rathaus-Apotheke seiner Eltern übernommen. Nach insgesamt 49 Jahren ist es aus mit dem Familienbetrieb.

In Rosenheim mangelt es nicht an Apotheken, kann man schon von einem Überschuss sprechen?

Simon: Laut Statistiken ist die Apothekendichte in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa gering und im unteren Drittel angesiedelt. Letztenendes wird man sich darauf einstellen müssen, dass es immer weniger Apotheken in Deutschland gibt.

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