Seit kurzem am Busbahnhof
Auch in Rosenheim präsent: Was steckt hinter dem Automaten-Kiosk-Trend?
Erst seit ein paar Tagen hat der „E-Kiosk24“ am Rosenheimer Busbahnhof geöffnet. In sozialen Medien wird das Geschäftsmodell vielfach als attraktiver Zuverdienst oder Weg in die Selbständigkeit beworben. Aber was ist davon zu halten? Wir haben uns für euch schlau gemacht.
Rosenheim - „Automaten-Kiosk: 24/7 Umsatz machen ohne Personal“ - „SO viel UMSATZ machen unsere AUTOMATEN - Schnelles Geld mit Automaten? -mit Automaten GELD verdienen“ - „Umsatz 1 Snackautomat nach 2 Jahren“. Alleine auf Youtube finden sich zahllose Videos mit diesen und anderen Titeln, teils handelt es sich dabei um neu hochgeladene Videos von anderen Plattformen wie TikTok. Darin berichten zum einen Betreiber von Verkaufsautomaten oder ganzen Automatenkiosken aber auch sich als unabhängige Berichterstatter bezeichnende Videoproduzenten darüber, dass es vielfältige Vorteile habe in dieses Geschäftsmodell einzusteigen. Es blieben einem viele der Schwierigkeiten eines traditionellen Ladengeschäfts erspart, man könne schnell einiges damit verdienen und es sei eine attraktive Möglichkeit sich etwas dazu zu verdienen oder sogar selbständig zu machen, heißt es in den Videos.
Auch in Rosenheim am Busbahnhof präsent: Automaten-Kioske - Was steckt hinter dem Trend?
„Ich hatte da schon seit einer Weile in den sozialen Medien Beiträge von Leuten gesehen, die solche Automaten betreiben“, erinnerte sich auch Salih Cindir, der erst vor kurzem mit seiner Frau den „E-Kiosk24“ am Busbahnhof in Rosenheim eröffnete. Mit der Zeit seien die Pläne dafür dann immer konkreter geworden. „Wir haben uns dann auf verschiedenen Wegen konkreter informiert, was man braucht, was die Kosten sind und so weiter und uns auch verschiedene Modelle in mehreren Großstädten angesehen“, berichtet Cindir, „So kam das Konzept Stück für Stück zu Stande.“ Schließlich sei es dann noch um die Angebotsauswahl gegangen. „Und gerade da haben wir festgestellt: Das ist schon eine Wissenschaft für sich.“
„Social Media-Beiträge sind sicherlich eine gute Möglichkeit, um solche Lösungen bekannter und greifbarer zu machen. Jeder Post ist unterschiedlich, grundsätzlich lassen sich die Konzepte in den sozialen Medien gut nutzen um einen ersten Eindruck von der Vielfalt automatisierter Lösungen zu bekommen. Wir empfehlen vor dem Start mit Lösungen sich verschiedene Automatenarten live anzuschauen und den Aufstellort immer mit in die Entscheidung einzubeziehen“, empfiehlt auch Lea Möbus, Pressesprecherin des Bundesverbands der deutschen Vending-Automatenwirtschaft e.V. ein ähnliches Vorgehen, wie es die Cindirs gewählt haben.
Branchenverband sieht in Automaten-Kiosken Zukunft der Branche
Erst vor kurzem lud der Branchenverband zur Jahreshauptversammlung und Fachmesse „VendCon“ in Potsdam. Mit auf der Tagesordnung: „24/7-Stores als ein Vending-Konzept der Zukunft“. Die Innovationskraft der Branche zeige sich in Konzepten wie den 24/7-Stores, die kein kurzfristiger Trend seien, sondern eine langfristige Ergänzung darstellten, heißt es dazu seitens des Verbands. „Immer mehr solcher Lösungen finden sich in Hofläden oder als Automatenshops und in vollautomatischen Containershops. Im Rahmen des Jahresevents in Potsdam stellen Anbieter und Betreiber einige Konzepte vor und betrachten die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der verschiedenen Lösungen“, so der Verband weiter. „Wir freuen uns auf die Expertise von Professor Dr. Rüschen der selbst auf dem Bildungscampus Heilbronn zwei autonome Stores begleitet und durch den zweistündigen Workshop führen wird.“
Die Idee ist bei weitem nicht neu. Bereits 1896 eröffnete Ludwig Stollwerk ein sogenanntes Automatenrestaurant an der Leipziger Straße in Berlin. Bis zum ersten Weltkrieg gab es in Deutschland 50 solcher Betriebe. Die USA folgten erst 1902, also sechs Jahre später, als ein solcher Betrieb in Philadelphia eröffnete. In der Zwischenkriegszeit erlebten solche Betriebe dann eine kurze Blütezeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte daran allerdings nicht mehr angeschlossen werden. Auch in den USA aber auch anderen Ländern wie Japan erleben inzwischen Betriebe, die Essen und Getränke alleine über Automaten verkaufen inzwischen einen neuen Aufschwung. In der Region setzen außerdem immer mehr Landwirte auf rund um die Uhr geöffnete Verkaufsautomaten auf ihren Höfen.
Verband rät zu umsichtigem Vorgehen
„Der Betrieb am Busbahnhof ist der erste dieser Größe mit einer eigenen Räumlichkeit für Automaten. Ansonsten ist die Bereitstellung von Automaten mit dem 24-Stunden-Betrieb nichts Ungewöhnliches, für Fleisch, Eier, Kaugummis oder Zigaretten sind sie ja überall verbreitet und alltäglich“, berichtet Christian Baab, Medienreferent und stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim schließlich. Es müssten stets die Voraussetzungen von Bauamt, Ordnungsamt, Gewerberecht mit Lebensmittelüberwachung geprüft werden. „Außerdem werden baurechtliche Zulässigkeit, Lieferverkehr, Parkplätze, Besucherverkehr oder Gewerberechtliches, wie die Gewerbeanmeldung, Sortiment, Hygiene, Jugendschutz, Belieferungszeiten, Videoüberwachung und so weiter geprüft.“
„Ein häufig gemachter Fehler ist die Illusion, dass sich ein Automat von allein vermarktet. Dem ist aber nicht so. Automaten benötigen ebenfalls ein Marketingkonzept. Informieren Sie Ihre Kunden über den neuen Vertriebskanal, analysieren Sie sorgfältig Ihren Konsumenten und passen Sie die Produkte und Preise auf Ihre Käuferschicht an. Des Weiteren empfehlen wir ein solides Vertragswerk, die Zusammenarbeit mit der Lebensmittelbehörde und gegebenenfalls mit dem Bau-Ordnungsamt“, schließt wiederum Lea Möbus vom Branchenverband ihre Ausführungen, „Die Erfahrungen unserer Mitglieder zeigen, dass bürokratische Hürden die Aufstellung entsprechender Geräte teilweise erschweren. Als Verband arbeiten wir daran, entsprechende Hürden abzubauen und Rechtssicherheit zu schaffen. Dennoch kann gesagt werden, dass entsprechende Automaten gerade für Direktvermarkter oftmals eine niederschwellig umsetzbare Lösung sind, um Ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich auszubauen. Besonders für bisher Branchenfremde empfehlen wir die Zusammenarbeit mit Herstellern, welche auch in Deutschland einen Service anbieten.“
hs