Einblicke in ein ungewöhnliches Leben
Einer der letzten seiner Zunft im ganzen Land: Der „Korn Kari“ aus Au und sein Leben als Knecht
Er gehört zu Au fast wie das landwirtschaftliche Anwesen, in dem er seit 1953 als Knecht lebt und das sogar Teil seines Namens geworden ist: der „Bauernwagner Kari“ Karl Korn. Wo er sich als „König“ fühlt, wie er sich gesund hält und wie er zu diesem ungewöhnlichen Leben gekommen ist.
Bad Feilnbach – Knechte und auch Mägde waren in früheren Jahren unerlässlich als Arbeiter und Hilfskräfte in der bäuerlichen Landwirtschaft. Die fortschreitende Technisierung und der Strukturwandel brachte allerdings diese Berufe weitgehend zum Erliegen. Einen Knecht, womöglich zu den letzten seiner Zunft in Deutschland zählend, gibt es in der Region noch, und zwar in Au (Gemeinde Bad Feilnbach) auf dem „Bauerwagner-Anwesen“ der Familie Brunner.
Leben als Knecht auf einem landwirtschaftlichen Hof
Dieser gute Geist, der sein Handwerk als Knecht auch im fortgeschrittenen Alter noch beherrscht, ist der „Korn Kari“, bekannt in der Auer Gemeinschaft auch als „Bauernwagner Kari“. Im Gespräch mit dem OVB gibt der frisch gebackene 85-Jährige Einblicke in ein aus heutiger Sicht ungewöhnliches Leben.
Am 20. August 1939 erblickte er in Katz/Neusäß in Siebenbürgen das Licht der Welt und verbrachte die Kindheit mit seinen inzwischen verstorbenen Geschwistern Michael, Lorenz, Rosa, Toni, Kathi, Evi und Adolf unter anderem an der Kreuzstraße (Torfwerk Feilnbach). Die Eltern waren Anton und Evi Korn.
In Sachen Bildung führte ihn der Weg ins „Steilhaus“, in dem sich die Auer Schule befand und in der ein gewisser Lehrer Thoma unterrichtete. Als 14-Jähriger kam er nach Au, genauer zum „Bauernwagner-Anwesen“ der Familie Brunner an der Gottschallinger Straße, und machte sich mit den Aufgaben und Arbeiten in der bäuerlichen Landwirtschaft vertraut. Die Familien ermöglichten ihm bis zum heutigen Tage Arbeit, Herberge und Heimat.
Knecht zu sein bedeutete hart arbeiten und hinlangen und Dienst zum Wohle der Bauernfamilien, der anvertrauten Tiere und des Anwesens zu verrichten. Dazu gehörte anfangs auch der Umgang mit Pferden, etwa bei der Heuernte oder schweren Holzarbeit am Auer Berg. Kari erlebte die raschen Veränderungen mit Maschinen, Aufgaben und Herausforderungen in der Landwirtschaft und machte sich mit ihnen vertraut.
Erst spät den Führerschein gemacht
Dazu gehörte das Fahren mit dem „MAN“-Bulldog sowie das Bedienen und der Umgang mit den Geräten. Die Führerscheinprüfung bestand er erfolgreich – nach mehrmaligem Bitten und einer Aufforderung der Polizei – im November 1991. Gemeinsam mit der Familie Brunner blickt er heute auf 35 Jahre unfallfreies Fahren und Bedienen der mobilen Geräte.
Auch die inzwischen vierte Generation möchte den guten Geist des Hauses nicht missen, so die Landwirtsfamilie Modestina und Johann Brunner in der dritten Generation mit „Kari, dem Knecht“. Die Liebe zur Arbeit im bäuerlichen Betrieb gehörte Zeit seines Lebens bis ins inzwischen hohe Alter von 85 Lenzen zu seinem Alltag.
Zuverlässig und pünktlich
Zuverlässig und pünktlich ist der „Kari“ in der Frühe der erste im Stall, der die Tiere mit einem frohgelaunten „Auf meiner Ranch bin ich König – die laute Welt lockt mich wenig“, einem Schlagerhit von Peter Hinnen aus dem Jahre 1962, begrüßt. Er kennt die biologischen Abläufe des Viehbestands, etwa wenn eine Kuh besamt werden muss oder ihren Nachwuchs zur Welt bringen will.
Wertschätzend für die Familie Brunner war und ist der fürsorgliche Umgang ihres „Kari“ mit Kindern. Er gönnte sich keinen Urlaub und keine Ausflüge. Auch das Wort Ruhestand ist ein Fremdwort für ihn. Mit Ausnahme von Hüft- und Knieoperationen vor gut 25 Jahren sowie dem Einsetzen eines Bypasses vor etwa zehn Jahren war Kari kaum krank. Von Bier und Alkohol hält er sich fern, er gönnt sich höchstens mal ein „Radler“.
Als „ätester Lediger“ auch bei den Burschen dabei
Abschalten von der Arbeit heißt für den geistig fitten und stets heiteren und freundlichen Zeitgenossen, sich in der Auer Gemeinschaft einbringen. Beim ASV Au schätzen ihn die Stockschützen. Zudem betätigte er sich bei den Fußballern über mehrere Jahre als Linienrichter. Vor einigen Jahren schloss er sich als „ältester Lediger“ den Auer Burschen an, bringt sich dort im Rahmen örtlicher Festlichkeiten auch im fortgeschrittenen Alter ein und ist der Jugend ein gutes Vorbild als Helfer. In Sachen Sport fuhr er außerdem gelegentlich zu den Rosenheimer Eishockeyspielen.


