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Sachrang-Stiftung ehrt Lebenswerk

Aschauer Goldschatz entdeckt: Wie ein Hobby-Archäologe gleich mehrere Sensationsfunde machte

Begeisterung pur: Der berühmte deutsche Archäologe  Professor Dr. Siegmar von Schnurbein (83, links vorn) inspiziert die Funde aus den römischen Fluchthöhlen an der Kampenwand, die Sebastian Aringer (rechts oben) entdeckt hat. Welche außergewöhnliche wissenschaftliche Bedeutung sie haben, machte Archäologe Dr. Werner Zanier (rechts unten) klar.
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Begeisterung pur: Der berühmte deutsche Archäologe Professor Dr. Siegmar von Schnurbein (83, links vorn) inspiziert die Funde aus den römischen Fluchthöhlen an der Kampenwand, die Sebastian Aringer (rechts oben) entdeckt hat. Welche außergewöhnliche wissenschaftliche Bedeutung sie haben, machte Archäologe Dr. Werner Zanier (rechts unten) klar.

Der Goldschatz vom Brunnsteinkopf, römische Fluchthöhlen in den Bergen – Sebastian Aringer aus Aschau hat die spektakulärsten archäologischen Funde im Priental gemacht. Dabei ist er „nur“ ein Sondler. Und die haben so gar keinen guten Ruf.

Aschau im Chiemgau - „Das gibt es kein zweites Mal auf der Welt.“ Der Archäologe Professor Dr. Siegmar von Schnurbein (83) kriecht förmlich in den Schaukasten hinein, um die Funde aus den Fluchthöhlen an der Kampenwand genau zu inspizieren. Er ist ein berühmter Repräsentant der deutschen Archäologie, wurde für seine bedeutendes internationales Wirken mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Er ist Träger zahlreicher Ehrendoktorwürden europäischer Länder, war unter anderem Direktor der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt. Doch was er im Fundmuseum Höhenberg erlebt, macht selbst ihn fast sprachlos: „Einen Menschen, der in seiner Freizeit der Geschichte seiner Heimat auf die Spur geht, Fundsachen wie ein Profi restauriert und ein eigenes Museum aufbaut, den findet man nicht noch einmal auf der Welt.“ Gemeint ist Sebastian (Wast) Aringer aus Höhenberg, Landmaschinenmechaniker, Zimmerer, Hobbyarchäologe und Museumsleiter.

Was wäre ein Mann ohne eine starke Frau an seiner Seite? Eine besondere Anerkennung für die außergewöhnlichen archäologischen Funde galt auch Elisabeth Aringer (rechts). Sie hält ihrem Mann Sebastian (links) seit fast 20 Jahren den Rücken frei, damit er in jeder freien Minute auf die Spuren der Heimatgeschichte gehen kann.

Außergewöhnliche archäologische Entdeckungen

Ihm sind außergewöhnliche archäologische Entdeckungen im Priental zu verdanken. „Wast Aringer hat in den letzten fast 20 Jahren mehr als 1000 Fundobjekte geborgen. Das ist unglaublich“, würdigt Dr. Werner Zanier, Archäologe an der Akademie der Wissenschaften München, seine Arbeit. „Erst mit dem Wissen, das er aus dem Boden geholt hat, ist ein repräsentatives Fundbild entstanden, das es uns ermöglicht, die Siedlungsgeschichte von der Bronzezeit bis in die Römerzeit, also für den Zeitraum zwischen 1500 vor Christus bis etwa 300 nach Christus auszuwerten.“

„Nur“ ein Sondengänger und doch anerkannt

Dabei haben Sondengänger bei den Fachleuten eher einen schlechten Leumund: Wegen Raubgrabungen, der Zerstörung von Fundkontexten oder der Plünderung von Ausgrabungsstellen. Keiner sieht es wirklich gern, wenn sie unterwegs sind. Doch Wast Aringer ist eine absolute Ausnahme: im ständigen Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege und immer auf dem Boden des Denkmalschutzgesetzes unterwegs. Er hat Vertrauen aufgebaut, das Miteinander von Profis und Laien neu geprägt. Jetzt wurde er sogar zu den archäologischen Grabungen für die neue Seehauser Autobahnbrücke gerufen.

Zum Sondengehen kam der 65-jährige vor 18 Jahren. Anfangs sondelte er nur rund um den eigenen Hof in Höhenberg. „Da wusste ich natürlich auch noch nicht, was ich eigentlich gefunden habe“, erzählt er. Doch dann erwies sich eine einfache Gewandnadel als römische Kniefiebel aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Und schließlich stieß er auf bronzezeitliche Gräber. „Und da war mein wissenschaftliches Interesse geweckt.“

Ein Koffer voller „Preziosen“

Sein alter Schulfreund Dr. Werner Zanier erinnert sich noch gut an die Anfänge von „Wasts Sondengänger-Karriere“, an den Tag im Jahr 2006, an dem Aringer mit einem silbernen Metallkoffer vor seiner Tür stand und seine Funde auf dem großen Wohnzimmertisch ausbreitete: „Da waren sie die Preziosen: ein reich verzierter Schwertgriff aus Bronze, Bronzeklingen, Armreifen und Schmuck. Und es war klar, dass die von einer über 3000 Jahre alten Bestattung aus der Bronzezeit sind.“ Das Urnengrab, das Aringer gefunden hatte, wurde 2011 im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen genauer untersucht.

Welche Bedeutung den Funden des Sondengehers Aringer zukommen, versteht nur, wer mit Dr. Zanier einen Blick auf die archäologische Entdeckungsgeschichte im Priental wirft. Denn wirklich sensationelle Funde gab es nur wenige: 1865 den berühmten Silberschatz vom Schießstattbichl nahe des heutigen Aschauer Kindergartens – bestehend aus 800 Silberdenaren (235 n.Chr.). 1922 dann einen bronzezeitlichen Hortfund aus 30 verschiedenen Objekten (etwa 13. bis 11. Jh. v.Ch.) im Garten des Walpurgishofes bei Weidachwies. In den 1920er-Jahren immer wieder kleinere Funde bei Arbeiten in der Kiesgrube in Höhenberg. „In den 1980er- und 90er-Jahren waren schließlich die ersten auswärtigen Sondengänger in Aschau unterwegs, die kleinere Funde aus der Bronze- und Römerzeit machten“, so Zanier.

Goldene Scheiben fand der Hobbyarchäologe Wast Aringer in der Nähe der Kampenwand. Experten der Archäologischen Staatssammlung München gehen davon aus, dass es sich dabei um die Reste eines Textils mit goldenen Fäden aus der Zeit um 1200 bis 1100 v. Chr. handelt, das bei einer Opferung rituell zerstört wurde. Das Geheimnis des Goldschatzes vom Brunnsteinkopf muss noch erforscht werden.

Interesse am Leben der Vorfahren treibt ihn an

Und dann kam Wast Aringer. Hartnäckig. Neugierig. Und mit einem riesigen Interesse an der Geschichte und Lebensweise seiner Vorfahren. Er macht die spektakulärsten Funde: 2015 entdeckt er den „Goldschatz vom Brunnsteinkopf“ und damit eine bronzezeitliche Kultstätte. In steilem Gelände, auf 1200 Metern, findet er ein goldenes Fragment: „Ich dachte erst, es wäre das zerdrückte Goldblech einer Sektflasche, doch dann sah ich den Stempeldruck und begriff, dass es aus der Bronzezeit sein muss“, erinnert er sich.

In zwei Grabungskampagnen erforschte die Archäologische Staatssammlung (2016 und 2017) die bronzezeitliche Kultstätte und barg den Goldschatz: Mehr als 1000 Goldfäden und mit Mustern verzierte Goldscheiben – möglicherweise die Überreste eines golddurchwirkten Kleides oder eines Zeremonialgewands aus der Bronzezeit – auf jeden Fall aber mehr als 3000 Jahre alt.

Der Laie zieht die Profis zurate: In zwei Grabungskampagnen erforscht die Archäologische Staatssammlung (2016 und 2017) die bronzezeitliche Kultstätte und birgt den Goldschatz: Goldfäden und mit Mustern verzierte Goldscheiben – möglicherweise die Überreste eines golddurchwirkten Kleides oder eines Zeremonialgewands aus der Bronzezeit – auf jeden Fall aber mehr als 3000 Jahre alt. „Es ist die größte Menge an solchen Goldobjekten in Bayern. Das ist etwas ganz Einzigartiges“, ordnet Dr. Heiner Schwarzberg von der Archäologischen Staatssammlung München den Fund ein. „Ohne Sebastian Aringer würde es ihn nicht geben“, sagt er voller Hochachtung.

Nun soll der Goldschatz vom Brunnsteinkopf genauer erforscht werden. Die Archäologen gehen davon aus, dass es sich um die Reste eines Textils mit goldenen Fäden aus der Zeit um 1200 bis 1100 v. Chr. handelt. Doch warum es bei einer Opferung rituell zerstört wurde und worauf die kulturellen Beziehungen in den niederösterreichischen Raum hindeuten, muss noch geklärt werden. Fest steht aber zumindest eines: Ein Teil des aus mehr als 1000 Stücken bestehenden Goldschatzes von Aschau wird in der neuen Dauerausstellung der Archäologischen Staatssammlung zu sehen sein.

Neue „Fundplatzkategorie“ begründet

Wenig später macht der Hobbyarchäologe die nächste sensationelle Entdeckung: zwei Fluchthöhlen (250 n.Ch.) unterhalb des Brunnsteinkopfes. „Fundreich und absolut exzeptionell“, schwärmt Zanier, denn sie bilden eine völlig neue „Fundplatzkategorie“ in Bayern und Süddeutschland. „Dass die Römer Höhlen besiedelt haben, wurde vermutet, konnte aber erst mit diesem Fund wirklich bewiesen werden“, erklärt Archäologe Marcus Zagermann, der 2017 und 2018 die Grabungen am steilen Berghang leitete.

Heute bescheinigen die Archäologen ihrem „Kollegen“ Sebastian Aringer ein außergewöhnliches Fachwissen, das er sich autodidaktisch angeeignet hat. Doch er ist nicht nur ein anerkannter Hobbyarchäologe, sondern auch Restaurator. Seine Werkstatt am Geigerhof hat er mit Entsalzungsbad und Sandstrahlgerät ausgestattet. Stundenlang schaute er den Restauratoren der Archäologischen Staatssammlung über die Schulter. „Heute sind seine restaurierten Funde nicht mehr von denen der Profis zu unterscheiden“, würdigen von Schnurbein und Zanier sein Geschick.

Das Fundmuseum in Höhenberg ist außergewöhnlich. Sebastian Aringer (rechts) teilt seine Schätze – die Funde und sein Wissen – mit allen Menschen, die sich dafür interessieren.

Das Fundmuseum in Höhenberg

Weil Aringer bei seinen Sondengängen von Wanderern oft gefragt wurde, was er da eigentlich mache, entschloss er sich, auf seinem Hof ein Fundmuseum einzurichten, um den Menschen die Geschichte der Heimat näherzubringen. Das Museum ist donnerstags von 18 bis 20 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung unter der 08052/25 96. Erläuterungen von Wast Aringer sind immer inklusive.

Diesmal hatte er sein Museum auch an einem Sonntagnachmittag geöffnet. Und das aus einem besonderen Grund: Sebastian Aringer erhielt für sein Lebenswerk den mit 2000 Euro dotierten Preis der Sachrang-Stiftung „als Unterstützung für einen wunderbaren Archäologen“, wie es Dieter Höpfner vom Stiftungsvorstand formulierte.

Den Preis der Sachrang-Stiftung erhielt in diesem Jahr Sebastian Aringer (links, Sechster von links) für sein archäologisches Lebenswerk. Eine besondere Ehrerbietung erwies ihm der berühmte Sachranger Oboist Professor Hansjörg Schellenberger (rechts). Er wurde als leidenschaftlicher Kulturbotschafter 20218 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Ehrung von Wast Aringer umrahmte er außergewöhnlich virtuos und zugleich absolut bescheiden.

Vorsitzende Monika Pfaffinger dankte Aringer dafür, dass er mit seinen Funden und dem Museum „den Blick in die Vergangenheit freigibt: auf die Lebensweise und Rituale unserer Vorfahren, auf den unermüdlichen Erfindergeist vieler Jahrhunderte“.

Die Sachrang-Stiftung

Die Sachrang-Stiftung wurde 2009 gegründet. Sie verwaltet das Vermögen von Thea und Robert Huber aus Innerwald und setzt es in ihrem Sinne ein: für bürgerschaftliches Engagement, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung sowie Heimatpflege im Priental.

Vermittler zwischen Sondlern und Behörde

Bürgermeister Simon Frank dankte ihm für das wertvolle kulturhistorische Angebot in Höhenberg, für seine Geduld und Leidenschaft für die Schatzsuche. „Wast Aringer ist ein Vermittler zwischen Historie und Gegenwart, zwischen Sondengängern und Denkmalschutzbehörde, aber auch eine Schaltstelle zwischen Archäologen und Gemeinde“, beschreibt ihn Professor Dr. Natascha Mehler, Archäologin und Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Aschau. Sie traut ihm zu, dass er es sogar schafft, „Bauherren die Angst vor der Archäologie zu nehmen“, wenn sie beispielsweise den ehrenamtlichen Archäologen und Restaurator im Vorfeld ihrer Baumaßnahmen zur Schatzsuche einladen.

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