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Feierlichkeiten auf Schloss Hohenaschau

40 Jahre jung und doch nicht jung genug? – Wie der Heimat- und Geschichtsverein Aschau bewegt

Etwa 150 der knapp 500 Mitglieder konnten zum 40-jährigen Jubiläum des Heimat- und Geschichtsvereins wieder einmal das Schloss besuchen und die Feierstunde im barocken Preysingsaal genießen.
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Etwa 150 der knapp 500 Mitglieder konnten zum 40-jährigen Jubiläum des Heimat- und Geschichtsvereins wieder einmal das Schloss besuchen und die Feierstunde im barocken Preysingsaal genießen.

40 Jahre jung ist der Heimat- und Geschichtsverein. Seine Inspiration war das Schloss Hohenaschau. Und so wurde dort jetzt auch Jubiläum gefeiert. Mit einigen Überraschungen. Sorgen macht dem Verein allerdings die Suche nach dem jungen Nachwuchs.

Aschau – „40 Jahre sind eigentlich kein Jubiläum, das traditionell gefeiert wird“, eröffnete Dr. Natascha Mehler, die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Aschau (HGV), die Feier zum Gründungsjubiläum des Vereins im Preysingsaal auf Schloss Hohenaschau. „Im Vergleich zu den Trachten- und Schützenvereinen oder der Feuerwehr, die alle weit über 100 Jahre alt sind, sind wir mit 40 ja noch ein ganz junger Verein.“ Anlass für diese Feier war vor allem, dass Vereinsgründer Wolfgang Bude am gleichen Tag auf dem Schloss mit der Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Aschau ausgezeichnet wurde.

Ein Verein mit großer Ausstrahlung

Zwei der bisherigen Vorsitzenden – Hans Rucker und Dr. Ulrich Feldmann – waren unter den Gästen, die die heutige Vorsitzende Natascha Mehler begrüßen durfte. Der Gründungsvorsitzende Dr. Hans Stocker ist bereits verstorben.

Der Heimat- und Geschichtsverein Aschau wurde am 5. Oktober 1984 von Wolfgang Bude zur Pflege und Erforschung der Geschichte der Herrschaft Hohenaschau gegründet. Die Einbeziehung der Ortsgemeinschaft in verschiedenste historische Projekte sollte dabei besonders gefördert werden. Zahllose Veranstaltungen führte der HGV in den letzten Jahren durch. Besonders in Erinnerung geblieben sind in all den Jahren beispielsweise die Schlosskonzerte im Preysingsaal, die Adventskonzerte mit den Riederinger Hüterbuam, die Neujahrskonzerte in der Pfarrkirche, das Aschauer Auferstehungsspiel oder das Pankraz-von-Freyberg-Spiel.

Der Gründer des Heimat- und Geschichtsvereins Aschau Wolfgang Bude ( von links) mit den einstigen und heutigen Vorsitzenden Hans Rucker, Dr. Natascha Mehler (seit 2020) und Dr. Ulrich Feldmann.

Wie sich staatliches Schloss öffnete

Der Gemeinde und dem Verein ist es zu verdanken, dass Schloss Hohenaschau, das im Besitz der Bundesrepublik ist und von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet wird, teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. 1988 wurden Prientalmuseum und Burgladerl im Mesnerhaus eröffnet. Die ersten Schlossführungen fanden 1992 statt. Ein großer Verdienst des Vereinsgründers Bude: Die heimatkundliche Chronik der Gemeinde Aschau. Von 1995 bis 2008 erstellten 40 Autoren unter fachlicher Begleitung der Historikerin Dr. Margot Hamm 22 Quellen-Bände und einen Registerband mit mehr als 11.000 Seiten. Diese Chronik bildete die Voraussetzung dafür, dass die Landesausstellung 2008 „Adel in Bayern“ an Aschau vergeben wurde. Der Heimat- und Geschichtsverein Aschau war neben der Gemeinde maßgeblich an der Organisation und Durchführung der Mammutveranstaltung beteiligt.

„Was gäbe es in Aschau alles nicht, wenn es diesen Verein nicht gäbe“, lenkte Vorstandsmitglied Georg Antretter, der die Jubiläumsfeier moderierte, den Blick in die Vergangenheit. Dafür holte er Protagonisten aus der Gemeinde auf die Bühne, so Altbürgermeister Kaspar Öttl und Wolfgang Bude. Sie erinnerten sich daran, wie sie den Stolz der Menschen, im Priental zu leben, stärker ins Bewusstsein riefen. Unter der Federführung von Wolfgang Bude gelang es der Gemeinde, Einwohner und Touristen für Aschau und das Priental mit seiner Landschaft, Kultur, Geschichte und Tradition zu begeistern.

„Man kann viel machen, wenn man das Geld dazu hat, aber was macht man ohne Geld?“, stellte Antretter eine kritische Frage in den Raum. Und Bude hatte die Antwort: „Man braucht Vertrauen und ein gutes Netzwerk.“

Zu einem Stück Heimat wurde Aschau für Dr. Margot Hamm.

Auch Dr. Margot Hamm vom Haus der Bayerischen Geschichte begleitet den HGV seit vielen Jahren. Die Müllner-Peter-Ausstellung im Sachranger Schulhaus 1993 mit einem Rekord von 20 000 Besuchern in nur drei Monaten war ihre erste Ausstellung und Begegnung mit der Gemeinde. „Seitdem habe ich immer das Gefühl, dass ich heimkomme“, sagte sie. 2008 leitete Dr. Hamm die Landesausstellung auf Schloss Hohenaschau.

„Brauchen Sie Geld? Ich habe genug.“

Unglaubliches wusste Hans Rucker, von 1997 bis 2011 Vereinsvorsitzender, zu berichten. Zu seiner Zeit wurde der Verein gefragt: „Brauchen Sie Geld? Ich habe genug.“ Dieses Geld sei der Grundstock gewesen, um den Laubensaal von Schloss Hohenaschau restaurieren zu können. Dr. Ulrich Feldmann stand dem Verein von 2011 bis 2020 vor. Der einstige Siemens-Manager aus Erlangen würdigte vor allem die gute Integration von Zugereisten in der Gemeinde und im Verein. Georg Antretter brachte es auf den Punkt: „Das Schöne ist, wenn Einheimische und Zugereiste gemeinsam die Heimat gestalten.“

Seit 2020 ist Professor Dr. Natascha Mehler Vereinsvorsitzende. Als die Oberpfälzerin 2013 mit ihrer Familie nach Aschau im Chiemgau kam, war die Archäologin beeindruckt, denn: „Hier gab es ein Schloss, einen Geschichtsverein und einen Buchladen.“ Zusammen mit Thomas Bauer, der am Fuße der Burg aufgewachsen ist, führt sie heute den Verein.

Historische Themen gibt es ausreichend. So hat der Verein auch ein sensibles Thema aufgegriffen: die Geschichte des Nationalsozialismus in der Region. Im September fand dazu ein Symposium bayrischer und Tiroler Wissenschaftler statt, das sich mit der Erinnerungskultur und den Chancen archäologischer Forschungen beschäftigte. Das nächste große historische und aktuelle Thema für die Gemeinde Aschau sowie den Geschichts- und Heimatverein ist das Jubiläum „150 Jahre freiherrliche Familie Cramer-Klett im Priental“ im Jahr 2025. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren.

Tatkräftiger Nachwuchs gesucht

Eine Herausforderung für den Verein ist die Digitalisierung der historischen Archive Zudem, so erklärten Vorsitzende Natascha Mehler und ihr Stellvertreter Thomas Bauer, sei es schwer, Beruf, Familie und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen. Ideen für neue Projekte gebe es viele. Doch für deren Umsetzung fehle nicht nur die Zeit, sondern mit einer leeren Vereinskasse eben oft auch das Geld.

Sorgen macht dem Verein der Nachwuchs. Das Durchschnittsalter der 500 Mitglieder ist sehr hoch. Junge Menschen fühlen sich von einem Heimat- und Geschichtsverein offenbar nicht so stark angesprochen. Ein Grund liege sicherlich darin, dass die Jungen frühzeitig im Sportverein, bei Trachtlern, Schützen oder Feuerwehr aktiv seien, meinte Michael Schäffer vom Brauhaus Hohenaschau.

Musikalische Überraschungen

Und den Weg zu einem Geschichtsverein finde man möglicherweise erst ab einer gewissen Reife. Unternehmensberaterin Solveigh Hieronimus schlug eine Mitgliederwerbeaktion unter dem Titel „40 Jahre HGV – 40 neue Mitglieder“ vor.

Eine besondere musikalische Überraschung waren Johannes Berger auf der Orgel und der Solotrompeter Guido Segers mit klassischen Stücken. Mit einem Gottesdienst in der Schlosskapelle, zelebriert von Pfarrer Paul Janßen und Pfarrerin Betina Heckner sowie musikalisch berührend umrahmt von Claudia Rucker an der Ziach, klang die Feier auf dem Schloss aus.

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