Überregional gefragt
Bestellungen auch aus Amerika: Besuch beim Aschauer Hutmacher Martin Blimetsrieder
Es ist ein seltenes Handwerk, das Martin Blimetsrieder in Aschau im Chiemgau betreibt. Der 80-Jährige ist Hutmacher. Seine Hüte sind nicht nur in der Region beliebt. Auch in Amerika bestellt man seine handgefertigten Kopfbedeckungen.
Aschau im Chiemgau – „Hut ab!“ – das heißt und gilt es, wenn Jemand vor Jemand anders Respekt hat – sei es wegen Schönheit oder Leistung. Diese Zweier-Kombination des Anerkennungsbeweises gilt in besonderer Weise für handwerklich geschickte Leute, zum Beispiel für Martin Blimetsrieder, Hutmacher in der Gemeinde Aschau i. Chiemgau.
Hüte für die Chiemgauer Trachtler
Ein Besuch bei dem 80-Jährigen macht deutlich, dass sein seltenes Handwerk in guten Händen liegt. Bereits seit 1777 gibt es – so die Ergebnisse von örtlichen und kirchlichen Archiv-Forschungen – ein in Aschau bestehendes Geschäft Blimetsrieder. Wie schon sein Urgroßvater ist Martin Blimetsrieder auch Hutmacher geworden. Gelernt hat er bei seinem Vater ab dem Jahr 1962.
Für das Jahr 2024 will er natürlich weiter aktiv bleiben, denn in diesem Jahr findet in der Gemeinde Aschau im Chiemgau beim Trachtenverein „D´Griabinga“ Hohenaschau das Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte statt. Die Hohenaschauer Trachtler tragen im Übrigen einen besonderen Hut, den sogenannten Stopselhut. Der Stopselhut (mit Zeichen und Feder) ist einer von verschiedenen Hutarten, die bei einem Hutmacher zu bekommen sind.
Aschauer bekannt für den „Chiemgauer Hut“
Ein bekannter Hut im Chiemgau ist der „Chiemgauer Hut“, der in den 60er Jahren von Hans Hornberger aus Grassau als neue Kreation angeschafft wurde. Der Wunsch des Grassauers war es, einen Hut für beste Gamsbart-Anbringung zu machen. „Der Hut gefiel vor allem den aktiven Plattlern und deswegen heißt es auch, dass der Chiemgauer Hut ein Hornberger Hut ist“, so der Hutmacher, der zwar alleine in seiner Werkstatt schaffend ist, aber es immer versucht, dass sich Wartezeiten in Grenzen halten.
Zu seinem Handwerk gehört es, dass er vielfach unterschiedliche Hüte nach uralten eigenen Formen, zum Teil noch aus Großvaters Zeiten und aus Velours- und Wollfilz-Rohmaterial herstellt. Besonders begehrt ist derzeit der „Werdenfelser Hut“, der flach ist und etwas schief aufgesetzt wird, der „Dreher-Hut“ aus vergangenen Schlierseer Theatertagen, der „Miesbacher Schaibling“, der als „Ursprungs-Hut“ gilt oder der aus Schafwolle bestehende „Jägerhut“.
Hüte für Nordamerika
Bestellungen bekommt Blimetsrieder nicht nur von Trachtlern, Jägern, Hutliebhabern oder Gebirgsschützen, sondern auch von weit her. Jüngst erst versandte er eine größere Bestellung von Hüten nach Nordamerika. „Die Trachtler des dortigen Gauverbandes nehmen es ganz genau, ein Stopselhut ging nach Pittsburgh, der Hut mitsamt Trachtler wird beim Chiemgauer Gautrachtenfest in Hohenaschau wieder zurückkehren“, so der Hutmacher, der bei diesem Fest sicher noch weitere ihm bekannte Hüte und Hutträger treffen und wiedersehen kann.
