„Bunte“ Fraktion geht in die Offensive
Abgehängt: Stadtteile von Wasserburg sollen besser an Bus und Bahn angebunden werden
Der Wasserburger Stadtbus fährt seit Februar im Halbstundentakt zwischen Badria und Bahnhof hin und her. Doch es gibt Stadtteile, die werden nicht oder zu selten erreicht. Das soll sich jetzt ändern.
Wasserburg am Inn – Die „bunte“ Stadtratsfraktion von Bürgerforum/Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg/ÖDP geht in die Offensive. Im Haupt- und Finanzausschuss lag ein Antrag auf Anbindung aller Ortsteile von Wasserburg an den Stadtbus und die Zugverbindungen nach Rosenheim, München und Mühldorf vor. Die Fraktionsgemeinschaft will, dass auch Reitmehring Süd, Viehausen, Staudham sowie Reisach, Au, Kornberg, Limburg, Attel und Elend an die Haltestelle Wasserburg Bahnhof/Reitmehring integriert werden – im Stundentakt, nach Möglichkeit mit einem (kleineren) Elektrobus. Die Stadt Wasserburg soll mit der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RoVG) in Verhandlung treten.
Die Fraktion hat sogar konkrete Vorschläge für die Anfahrt der Haltestellen mit zwei Streckenvarianten erarbeitet. Die Fahrzeit (mit Haltezeit) beträgt dafür etwa 42 Minuten. Die Standzeit am Bahnhof Reitmehring dementsprechend etwa 18 Minuten, sodass die Verbindungen von und nach Rosenheim, München und Mühldorf und die ankommenden und abfahrenden Stadtbusse erreicht werden könnten.
Wichtig sei es, dass möglichst alle Ortsteile Wasserburgs Zugang zum ÖPNV haben, so Edith Stürmlinger als Sprecherin der Fraktion. „Deshalb beantragen wir auch die Versorgung der weiteren nicht mit dem Stadtbus erschlossenen Ortsteile Wasserburgs wie Weikertsham, Langwied, Neudeck, Innere Lohe, Äußere Lohe, Koblberg und Rottmoos, mit einem Rufbus.“
Stiftung Attl abgehängt
Die Stadt will es jetzt angehen. Bürgermeister Michael Kölbl versprach im Ausschuss, mit der RoVG in Gespräche einzutreten. Denn zuständig für den Busverkehr ist der Landkreis, die Bestellungen und Fahrpläne laufen über die Verkehrsgesellschaft. Basis für Beratungen ist der Nahverkehrsplan für den Landkreis. Attel wird hier seit Einführung des Stadtbusses alle zwei Stunden angefahren. Das war schon eine Verbesserung gegenüber früher, reicht jedoch nach Meinung aller Ausschussmitglieder nicht aus.
Die Konzepte der Fraktionsgemeinschaft haben jedoch ein Problem, so Kölbl. Danach müssten die Fahrgäste von Attel kommend in Reitmehring am Bahnhof umsteigen. Kölbl will jedoch auch geprüft wissen, ob ein Rufbus möglich ist.
Edith Stürmlinger erinnerte für die Fraktionsgemeinschaft daran, dass auch die Stiftung Attl ein großes Interesse an einer besseren Anbindung habe. Neue Azubis hätten nicht automatisch einen Führerschein oder ein Auto zur Verfügung, sie seien oft auf den Bus angewiesen. Die Stiftung sei sogar bereit, die Anfangszeiten von Schichten an die Fahrpläne anzupassen, so Stürmlinger.
Michael Wagner, Sprecher der Stiftung Attl, bekräftigt auf Anfrage der Wasserburger Zeitung, dass die Busanbindung ein großes Problem sei. Viele Azubis unter 18 seien auf das Elterntaxi angewiesen, Mütter und Väter würden viel Geld und Zeit investieren, um ihre Kinder zum Ausbildungsplatz zu chauffieren. Ein Bus, der nur alle zwei Stunden fahre, das sei einfach „eine Katastrophe“, so Wagner weiter. Dann dürfe man sich auch nicht wundern, wenn die Frequenz so gering sei, dass das Wort „Geisterbus“ notgedrungen passe.
Azubis benötigen das Elterntaxi
Auch Wolfgang Janeczka (SPD) als stellvertretender Schulleiter an der Berufsfachschule für Pflege des kbo-Inn-Salzach-Klinikums bestätigt, dass es bei der Suche nach Auszubildenden mittlerweile ein Standortproblem sei, wenn es keine gute Busanbindung gebe. „Lasst uns den Stein in s Rollen bringen“, forderte deshalb auch Georg Machl (CSU) im Haupt- und Finanzausschuss, einen Vorstoß für eine Verbesserung zu unternehmen. Einstimmig beschloss das Gremium, die bessere Anbindung der westlichen Stadtteile anzugehen.
Das sind die Streckenvorschläge der Fraktionsgemeinschaft
Variante 1 der Fraktion sieht vor: Reitmehring Bahnhof, über die B304 zum Staudhamer Feld, (Grenzweg), Viehhausen, Antoniussiedlung, (Zaubergarten), Reisach, (Au), Kornberg, (Limburg), Attler Markt, Attel, (Elend), Fischerstüberl, zurück über B304 nach Kornberg, Reisach, (Zaubergarten), Schmiedwiese, Meggle, Reitmehring/Bahnhof.
Variante 2 mit Beispiel ohne Überquerung Bahnübergang Reitmehring: Reitmehring Bahnhof, Meggle, Schmiedwiese, (Zaubergarten), Reisach, (Au), Kornberg, (Limburg), Attler Markt, Attel, (Elend), Fischersüberl, zurück über B304 nach Kornberg, (Au), Reisach, (Zaubergarten), Antoniussiedlung, Viehhausen, (Grenzweg), Staudhamer Feld über Schechtl, (Grenzweg), Viehhausen, Antoniussiedlung, Schmiedwiese, Meggle, Reitmehring Bahnhof.