„Rotkreuzzwergerl“ wachsen ab Herbst 2024
20 Kinder „unversorgt“: Das ist das große Problem an Kolbermoors Kita-Planung
In Kolbermoor sind Angebot und Nachfrage an Kita-Plätzen eigentlich passgenau. Trotzdem werden ab September 20 Kinder „unversorgt“ sein. Ab Herbst 2024 kommen 74 neue Kita-Plätze hinzu. Aber ein großes Problem bleibt.
Kolbermoor – „Wir hätten in unseren Einrichtungen eigentlich ausreichend Plätze für alle Kita-Anmeldungen“, sagt Karin Wallisch, bei der Stadt Kolbermoor für das Sachgebiet Kindertagesstätten (Kitas) verantwortlich. Die Stadt denkt seit Jahren langfristig voraus, hat auf Grundlage ihrer Bedarfsplanung viele neue Kapazitäten geschaffen. Es gibt 170 Plätze in Kinderkrippen, 700 in Kindergärten, 45 im Hort – insgesamt also 915. Kapazität und Nachfrage hätten in diesem Jahr eigentlich zu einer „Punktlandung“ geführt, wenn nicht das Personal fehlen würde. Im Herbst 2024 kommen weitere 74 Kita-Plätze hinzu. Dann hat Kolbermoor eine Kapazität von 989 Plätzen.
Lage hat sich seit April entspannt
Im April musste die Stadt 105 Familien eine Absage für das neue Betreuungsjahr zusenden. Inzwischen hat sich die Lage stark entspannt. Aktuell sind es „nur“ noch 20 Dreijährige, die aufgrund der Personalnot im neuen Betreuungsjahr noch keine Aussicht auf einen Kindergartenplatz haben. „Die Situation ändert sich täglich“, beschreibt Wallisch die aus Zu- und Wegzügen ständig im Wandel begriffene Nachfrage. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“
Plätze frei, aber Personal fehlt
In drei Kindereinrichtungen in Kolbermoor wären noch Plätze frei. Deshalb reißt das Ringen um Fachkräfte nicht ab. „Alle Träger suchen, doch es sind zu wenige Fachkräfte im System“, betonte Bürgermeister Peter Kloo in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Auch der BRK-Kreisverband Rosenheim ist ständig auf der Suche nach Personal für seine Kindereinrichtungen.
Seit Frühjahr 2022 betreibt er als Träger die Krippe „Rotkreuzzwergerl“ an der Rosenheimer Straße 78. Hier könnten entsprechend der Platzkapazität eigentlich 24 Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren betreut werden. Derzeit ist nur eine Gruppe offen. „Ich habe heute das Team für die Rotkreuzzwergerl voll gemacht“, verkündete Amelie Guggenberger, Abteilungsleiterin Soziale Arbeit beim BRK-Kreisverband, den Stadträten jetzt voller Freude. Im Herbst kann auch die zweite Krippengruppe aufgemacht werden.
Team für 74 Kita-Plätze gesucht
Dann geht für das BRK die Suche nach Personal weiter, denn schon im Herbst 2024 übernimmt sie eine neue Einrichtung in Kolbermoor. Dann kommen weitere 74 Plätze hinzu – 24 in der Krippe und 50 im Kindergarten. Insgesamt soll das neue „Haus für Kinder“ des BRK dann 48 Krippenkinder und 50 Kindergartenkinder aufnehmen. Zwei Gruppen bleiben im bisherigen Domizil der Rotkreuzzwergerl. Zwei weitere Krippen- und zwei Kindergartengruppen sollen in die Kita an der Grubholzer Straße einziehen.
„Wollmäuse“ bekommen ein neues Domizil
Dort sind bislang die „Wollmäuse“ im Haus der Kinder der Diakonie untergebracht. Für sie entsteht an der Conradtystraße 4 gerade ein neues Kinderparadies mitten im Spinnereipark. Gebaut wird es als Gemeinschaftsprojekt der Werndl&Partner GmbH und der Max von Bredow Baukultur GmbH. Im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages erwirbt die Stadt Kolbermoor die Kita für einen Festpreis von vier Millionen Euro. Im Juli 2024 können 74 „Wollmäuse“ in ihre neue Kita einziehen, in der zwei Krippengruppen mit jeweils zwölf und zwei Kindergartengruppen mit jeweils 25 Plätzen entstehen.
Neue Einrichtung geht im Herbst 2024 an den Start
Ein paar Wochen später soll dann auch die Kita an der Grubholzer Straße wieder bezugsfertig sein. Das BRK hatte sich für Trägerschaft dieser Kindereinrichtung beworben. Amelie Guggenberger erläuterte dem Stadtrat, dass sich der BRK-Kreisverband aufgrund des „ausgemergelten“ Fachkräftemarktes entscheiden muss, was weiterentwickelt wird, und wo Grenzen erreicht sind. Die gute Botschaft für Kolbermoor: Hier will das BRK als Träger der öffentlichen Jugendhilfe wachsen. „Das macht auch Sinn, denn dann wissen die Eltern der Rotkreuzzwergerl, dass ihre Kinder von der Krippe bis zum Kindergarten in einem Haus bleiben können, und sie im Anschluss an die Krippe für ihre Kinder auch einen Kindergartenplatz haben“, erklärt Karin Wallisch.
Vor anderthalb Jahren hatte das BRK die Einrichtung an der Rosenheimer Straße eröffnet. Bislang mussten die „Rotkreuzzwergerl“ nach der Krippenzeit in andere Einrichtungen, was für die gewachsenen Beziehungen zu Freunden und Erzieherinnen eher unvorteilhaft war. Nun aber ist eine Lösung da: Der Stadtrat stimmte dem Antrag des BRK-Kreisverbandes auf Übernahme der Trägerschaft einstimmig zu.
Kita soll mit Fachkräften wachsen
„Das Konzept einer Einrichtung steht und fällt mit dem Team, das man für die Einrichtung findet“, machte Guggenberger klar. Die zwei Standorte an der Rosenheimer und der Grubholzer Straße könnten aufgrund ihrer räumlichen Nähe gut zu einer sechsgruppigen Einrichtung zusammenwachsen. Künftig sollen insgesamt vier Krippengruppen (48 Plätze) und zwei Kindergartengruppen (50 Plätze) angeboten werden. Kindereinrichtung und Team sollen „langsam aufgebaut“ werden, erläuterte Guggenberger, denn zwar „speisen die Krippenkinder den Kindergarten“, dennoch hänge das Wachstum der Einrichtung davon ab, „wie viele Leute ich kriege“.
Der Vorteil einer großen Einrichtung sei es, dass personelle Ressourcen effektiver und flexibler eingesetzt werden könnten. Zudem könne die Leitung für Leitungsaufgaben freigestellt werden, was sich positiv auf die Qualität auswirke. Der Start der „großen“ Rotkreuzzwergerl im Herbst 2024 ist nach den Worten von Amelie Guggenberger mit einer oder sogar schon zwei Gruppen geplant.