Architekten präsentieren Modell
Zukunftsweisendes Wohnprojekt in Berchtesgaden wird der Öffentlichkeit gezeigt
Höchste Energiestandards, einkommensabhängig gefördert, hausinterne Umzüge inklusive: Für den Markt Berchtesgaden und den größten Vermieter des Landkreises, das Wohnbauwerk Berchtesgadener Land, ist das neue Wohnquartier an der Salzburger Straße in Berchtesgaden nicht nur finanzielle Herausforderung, sondern auch ein Versuch, Wohnen zukunftsfähig zu machen. Das zuständige Architektenbüro hat nun das Modell des Millionenprojekts präsentiert.
Berchtesgaden - Volker Kilian ist der für das Projekt verantwortliche Partner bei Arc Architekten aus Bad Birnbach. Der Architekt und Stadtplaner sagt am Telefon: Es ist eine Großinvestition, „die größte, die der Markt Berchtesgaden und das Wohnbauwerk je getätigt haben“. Nun haben die Architekten das erste Modell des neuen Wohnquartiers präsentiert, das 55 barrierefreie Wohnungen inklusive drei Gemeinschaftsräumen beinhalten soll und einen Eindruck gibt, wie das Quartier an zentraler Stelle aussehen wird. Auf fünf beziehungsweise sechs Ebenen werden die Gebäude am Fuße des Hangs unterhalb der Locksteinstraße in dicht bebauter Ortslage entstehen.
Das Wohnen der Zukunft
Das zugrunde liegende Konzept hieß früher Sozialbau - heute wird es von Fachleuten als „einkommensorientierter Wohnraum“ bezeichnet, sagt Volker Kilian. Tatsache ist: Es ist ein Modellprojekt und ein Versuch, wie Wohnen zukünftig aussehen könnte und wie Gemeinden der knappen Wohnraumsituation begegnen wollen - angepasst an persönliche Bedürfnisse.
Volker Kilian und sein Team sind für die Planung des Hochbaus, die Freianlagen und die Bauleitplanung beauftragt worden. Bei den Gebäuden mit Flachdächern handelt es sich um Bauten mit höchstem Energiestandard EH-40, sagt Kilian. „Beim EH-40-Standard brauchen Neubauten nur 40 Prozent der Primärenergie im Vergleich zum Gebäudeenergiegesetz Standardbau“, so der Architekt. In zentraler Ortslage soll zudem eine Tiefgarage mit 70 Stellplätzen entstehen.
Vorplanung abgeschlossen
Die Vorplanung ist abgeschlossen. Entwurf und der Bebauungsplan sollen 2024 abgeschlossen werden, dann beginnen die Ausführungsplanungen. Die Rückbaumaßnahmen starten voraussichtlich 2025. Danach folgen Jahre der Bauzeit. Die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme Wohnbau samt den Freianlagen ist für Ende 2028 geplant, sagt der zuständige Architekt auf Nachfrage. Über Gesamtkosten möchte er sich nicht äußern. Der Geschäftsführer des Wohnbauwerks Berchtesgadener Land hatte in der Vergangenheit die Summe von mehr als 20 Millionen Euro ins Spiel gebracht.
Laut Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp kostet der Quadratmeter 4500 Euro in der Herstellung. Wohnraumforscher wie Christian Steiner, Humangeograph an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, begrüßt so eine Maßnahme: „Man braucht Leute, die innovative Wege gehen“, sagte er kürzlich bei einem Besuch in Berchtesgaden zur Vorstellung einer Studie. Wird eine Wohnung für eine Familie zu groß, soll diese hausintern in eine kleinere umziehen können. Kommt Nachwuchs, wechselt die Familie in eine größere Wohnung. Auf Einfamilienhäuser setzt man in Berchtesgaden nicht mehr. Dafür fehlt der Baugrund.
kp