Offiziell vom DAV gewidmete Straße
Röthlbachforststraße immer wieder von Schnee geräumt - Skitourengeher stinksauer
Die Röthlbachforststraße wird von den Betreibern regelmäßig von Schnee befreit, wobei diese eigentlich Teil der Kampagne “Skibergsteigen umweltfreundlich” des DAV ist. Sportler sind darüber sehr verärgert.
Berchtesgadener Land/Bad Reichenhall - Wenn der Schnee weg und die Straße geräumt ist, ist der Missmut unter Skibergsteigern groß. Zumal die Röthlbachforststraße am Reichenhaller Predigtstuhl Teil der DAV-Kampagne „Skibergsteigen umweltfreundlich“ ist - und beliebt unter Sportlern. „Geräumt wird nur im Notfall“, beschwichtigt der Leiter des Forstbetriebs Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforste, Dr. Daniel Müller. „Durch solche Räumaktionen werden Naherholungsmöglichkeiten zunichtegemacht“, sagt Markus Furtner, selbst Skitourengeher und beim Deutschen Alpenverein aktiv.
Der Schnee der vergangenen Tage hat dem Berchtesgadener Land eine gute Grundlage für Skitouren beschert. „Ich wollte am Wochenende in Reichenhall selbst eine Tour gehen“, sagt Forstbetriebsleiter Daniel Müller. Als er dort ankam, war die Forststraße, die in seinem Zuständigkeitsgebiet liegt, bereits geräumt. Die steile Röthlbachforststraße führt über eine Länge von mehreren Kilometern von Baumgarten aus durch die Gelbe Wand ins mittlere westliche Lattengebirge bis zur Unteren Schleglalm. „Uns ist bewusst, dass hier eine wunderbare Tour zum Hochschlegl verläuft“, sagt Müller. Dieser hatte von der Schneeräumaktion nichts gewusst und musste am Wochenende selbst wieder umkehren.
Bis zu 200 Skitourengeher pro Tag
Markus Furtner aus Reichenhall ist sauer. Vielen Skitourengehern ging es in den vergangenen Tagen ähnlich. Furtner sagt: „Der Unmut ist wirklich groß.“ Die breit ausgebaute Forststraße gilt unter Wintersportlern als beliebtes Ziel. An guten Tagen kommen bis zu 200 Skitourengeher - aus dem gesamten Landkreis, aus Traunstein, aus Salzburg, weiß er. „Das Einzugsgebiet ist großräumig“, sagt Furtner.
Um naturverträgliches Touren gehen zu erleichtern, hatte der Deutsche Alpenverein das Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“ ins Leben gerufen - die Röthlbachforststraße ist Teil dessen. Der als sensibel geltende alpine Bereich ist offiziell für Wintersportler mit Hinweisschildern kenntlich gemacht. Seit fünf Jahren läuft das Projekt, das von den Bayerischen Staatsforsten abgesegnet ist. „Was nutzt uns das, wenn am Ende der Schnee geräumt wird?“, fragt Skitourengeher Furtner.
„Es gibt Ausnahmen“
Forstbetriebsleiter Daniel Müller sagt, dass man alles dafür tue, die Strecke nicht räumen zu müssen. Allerdings: „Es gibt Ausnahmen.“ Und diese hängen nicht unbedingt mit dem Forstbetrieb zusammen, der dort ein großes Waldrevier betreibt. In diesem Fall hat der Forstbetrieb nichts mit der Sache zu tun, weiß Müller: Die Predigtstuhlbahn, die „Grande Dame der Alpen“, bringt ihre Besucher seit fast 100 Jahren auf den Reichenhaller Hausberg. Die Großkabinenseilbahn gilt als eine der spektakulärsten Bahnen der Welt. Aktuell finden dort Revisionsarbeiten statt.
„Die Entfernung des Schnees geht auf die Betreiber zurück. Die Predigtstuhlbahn darf unsere Straße nutzen, sie zahlt dafür Geld“, sagt Daniel Müller. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen beim Forstbetrieb Berchtesgaden einen Antrag auf das Räumen des Schnees auf der sieben Kilometer langen Strecke gestellt.
Auf der Straße muss gearbeitet werden
Weil die Revisionsarbeiten noch andauern und die Bahn außer Betrieb ist, setzen die Gondelbahnbetreiber auf eine Rettungskette auf Forstbetriebswegen. Weil kein Schneemobil vorhanden ist, muss die gesamte Straße vom Schnee befreit werden. Nicht immer könne der Hubschrauber fliegen. „Wenn es am Berg zu einem Unfall kommt, ist das unter Umständen der einzige Weg, einen Verletzten ins Tal zu bringen“, sagt Daniel Müller. Allerdings: „Wir weisen immer darauf hin, dass solche Revisionsarbeiten im Herbst stattfinden sollen - bevor der erste Schnee fällt.“
Schon einmal musste am Predigtstuhl ein Getriebe gewechselt werden. Dessen Anlieferung fand ebenfalls im Winter über die Forststraße statt. „Natürlich sollen das Ausnahmen bleiben. Wir versuchen bestmöglich, Konflikte mit den Sportlern zu vermeiden“, sagt Müller, wissend, dass die Strecke den Skitourengehern im Winter zur Verfügung steht. „Allerdings ist und bleibt es eine Forststraße, auf der gearbeitet werden muss.“
Zweimal wurde die Röthlbachforststraße vergangenen Woche geräumt. „Der Predigtstuhl als stadtnahe Möglichkeit, mit Skiern auf den Berg zu gehen, wird dadurch weniger attraktiv“, befürchtet Furtner. Er fordert, dass man bei Räumaktionen zumindest die Öffentlichkeit informiert. „Das ist bislang nie geschehen.“ Am Predigtstuhl war Anfang der Woche - auf telefonische und schriftliche Nachfrage - niemand erreichbar. Die Revisionsarbeiten dauern noch bis 15. Dezember an.
kp
