Pointierte Reden und viel Musik im Rottmayr-Saal
„Völlig losgelöst“: 18 Schüler feiern Abschied vom „Raumschiff“ Schule in Laufen
Die lange Reise durch die „unendlichen Weiten“ von Schule und Bildung dauerte ganze neun Jahre. Commander Ulrike Döllerer hat dabei mit ihren Laufener Schülern „Raum und Zeit“ durchschritten bis zur Landung bei Mittelschulabschluss oder Quali.
Laufen – Schulleiter Johannes Kumeth verpackte den Festabend im historischen Rottmayr-Saal in die Geschichte von „Major Tom“, dessen Song bei der jüngsten Europameisterschaft eine fulminante Rückkehr feierte. Doch für zehn Burschen und acht junge Damen der Ruperti Mittelschule Laufen hieß es Abschied nehmen. Mit Stolz, aber auch Wehmut.
„Die schönsten letzten zwei Jahre“
Johannes Kumeth hatte sich das eingangs gespielte Lied genau angehört und viele Parallelen zur langen Reise der Schüler gefunden. Von Problemen und Hürden in dieser „zusammengewürfelten Gemeinschaft“ mit verschiedenen Lehrkräften, mit Projekten, mit Corona, mit so manchen „schwarzen Löchern“ und mit „dem Ende der Kreidezeit“. Ein letzter Countdown dann vor den Prüfungen. „Fehlzündungen“ und „Panik“, wenn die Kapsel in Richtung Quali vom Kurs abwich oder – falls zu abgehoben – die Klassenleiterin wieder für die nötige „Bodenhaftung“ sorgte. Denn, so Kumeth, ohne Ulrike Döllerer hätte sich so mancher wohl in den Weiten des Universums verirrt.
Bei dieser Lehrerin bedankten sich die drei Schülervertreterinnen zuletzt ganz besonders, nachdem sie ihre Schulzeit knapp Revue passieren ließen. So erzählten Jule Weixler, Sophia Schmechtig und Milena Voraner von schweren Zeiten, von Rasenmähern und Gartengeräten, vom Einsatz vieler Verantwortlicher für Schule und Abschlussfeier. Die „beste Lehrerin“ habe ihnen „die schönsten letzten zwei Jahre“ beschert, „die man sich wünschen konnte.“ Selbst Unverständliches habe Ulrike Döllerer verständlich beibringen können. „Diese Geduld ist nicht selbstverständlich“, sagten die Drei und würdigten ihre „einfühlsame Art“, die ihnen auch in „schwierigen Zeiten“ geholfen habe, „den Mut nicht zu verlieren und an uns zu glauben.“ Als Geschenk überreichten zwei helfende Burschen eine Pflanzschüssel mit dekorativem Rankschmuck.
Eine letzte gemeinsame Fahrt hatte die Klasse nach Wien geführt. „Vienna Calling“ begleitete ihre Bilder vom Prater, von Museen, vom abendlichen Bowling und von Schönbrunn. „Schön war’s“ hieß es dann passend auf dem Schlussbild. Was folgte waren Bilder kleiner und ganz kleiner Kinder und ein vielstimmig heiteres „Ooh“, wenn hernach das heutige Aussehen ihrer Mitschüler auf der Leinwand erschien.
„The Same But Different“
Dass Lehrer und Musiker Alex Willinger am Flügel vor dem Bürgermeister-Grußwort ausgerechnet den Titel „Desperado“ gewählt hatte, kommentierte Bürgermeister Hans Feil humorvoll. Das Stadtoberhaupt widersprach einmal mehr dem „Eindruck“, nur mit Abitur oder Studium würde man im Leben etwas erreichen können. „Auch eine gute Ausbildung eröffnet Karrierechancen und den Weg in ein zufriedenes Leben“, so Feil. Ein späteres Studieren bleibe weiterhin möglich. Zwei Ratschläge wollte Feil den Absolventen mitgeben. Wer nicht versuche, seine Träume zu verwirklichen, werde das ein Leben lang bedauern. „Sollte ein Versuch in die Hose gehen, probierte es wieder und bleibt hartnäckig.“ Bei Bertold Brecht hatte Feil Kluges gefunden: „Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann erkennen, dass A falsch war.“ – „Habt den Mut, etwas zu korrigieren“, empfahl Feil, wer das nicht mache, sei dann oft sehr, sehr unglücklich. „Und ich spreche aus eigener Erfahrung.“
„The Same But Different“, hatten sich die Schüler zum Abschlussmotto genommen. „Nicht schlecht, stilvoll eben“, würdigte Johannes Kumeth, denn ein jeder sei einzigartig, mit Stärken und Schwächen. Der Rektor variierte das berühmte Kant-Zitat: „Habe den Mut, dich deiner Fähigkeiten zu bedienen.“ Und hartnäckig zu bleiben. Wie ein Elon Musk: „Wenn Dinge nicht scheitern, ist man nicht innovativ genug.“ Doch der umstrittene Tech-Milliardär kennt auch andere Töne: „Mir ist klar geworden, dass ein gutes Herz immer ein gutes Gehirn schlägt.“ Dem schloss sich der Schulleiter uneingeschränkt an: „Auf die inneren Werte kommt es letztlich an.“
Für das leibliche Wohl im angenehm kühlen Rathausgarten sorgte der Elternbeirat, nachdem Willingers „You’er always on my mind“ verklungen war.
Milena Voraner erhielt Sozialpreis
Die Laufener Mittelschule wolle sich nicht mit Notenschnitten schmücken, hatte Schulleiter Johannes Kumeth in seiner Rede betont . „Wir wollen den ganzen Menschen mit all seinen Facetten würdigen“, denn Noten und Abschlüsse seien „nur ein kleiner Teil, was einen Menschen auszeichnet.“ Genau deswegen zeichnet die Stadt Laufen alljährlich Schüler aus, die sich in der Schulgemeinschaft besondere Verdienste erworben haben. Diesmal war es Milena Voraner aus Saaldorf-Surheim.
Sie war schon in der 8. Jahrgangsstufe Klassensprecherin „mit diplomatischem Feingefühl“, wie Bürgermeister Hans Feil würdigte. Als Schülersprecherin habe sie sich bei vielen Aktionen engagiert und in ihrer Freizeit die Mittelschule auch auf Landkreisebene vertreten. „Es war immer spürbar, dass ihr ein positives Schulklima sehr am Herzen lag“, lobte der Laudator. „Oft stand sie als unparteiische Vermittlerin (…) zur Verfügung und wurde von Mitschülern und Lehrkräften als Ansprechpartnerin gleichermaßen sehr geschätzt. Dieser uneigennützige Einsatz verdient höchste Anerkennung“, so Feil, der neben der Urkunde auch einen Umschlag überreichte.
Larissa Panzenböck war die Beste
Laufen. Noten stehen in der Ruperti Mittelschule nicht im Vordergrund. Und doch ehrte sie ihre drei Jahrgangsbesten besonders. Larissa Panzenböck erreichte mit 1,8 den Spitzenplatz, gefolgt von Jule Weixler und Lukas Krüger mit jeweils Note 2,1. Weil Rektor Johannes Kumeth ein großer Radsportfan ist, durften die drei auf dem „gelben Trikot des Spitzenreiters“ ihre Unterschrift leisten.
Zehn Burschen und acht junge Damen verabschiedete die Schule im Rottmayr-Saal, zehn aus Laufen, acht aus Saaldorf-Surheim, was auch Bürgermeister Andreas Buchwinkler mit seiner Anwesenheit würdigte. 17 von 18 Schülern haben am Qualifizierten Hauptschulabschluss teilgenommen, 14 haben den „Quali“ erfolgreich absolviert. Die Absolventen in alphabetischer Reihenfolge:
Aus Laufen: Florian Ackerer, Laurenz Christian, Parisa Faizi, Saif Khalaf Omar, Aida Lupu, Gina Marhan, Sophia Schmechtig, Joel Schwab.
Aus Saaldorf-Surheim: Luca Berny, Marcel Fister, Levin Fuchs, Olti Hasanaj, Madalina Prechtl, Florian Schiebelsberger, Milena Voraner.
Und was haben die jungen Leute jetzt vor? Eine kleine unvollständige Umfrage ergab folgendes: Drei lernen weiter in der 10. Klasse im sogenannten M-Zug, eine besucht die Hauswirtschaftsschule, eine wird Floristin, zwei lernen Maurer, einer Zimmerer, drei Kfz-Mechatroniker, eine Tierarzthelferin, einer Industrie-Elektroniker. Das „weiß nicht“ einer jungen Frau war geschummelt, sie wollte es nur nicht verraten. (hhö)