Verleihung in Teisendorf
Mut zur Muttersprache: Inzellerin erhält Rupertiwinkler Dialektpreis 2024
Marlene Berger-Stöckl aus Inzell hat keine Angst, selbst im Fernsehen ordentlich bairisch zu reden – und genau dafür erhielt sie jetzt in Teisendorf den Dialektpreis 2024. Warum sie lieber Mundart als Hochdeutsch redet, erklärte sie in ihre Dankesrede.
Teisendorf/Inzell - Bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, Landschaftsverband Rupertiwinkel (FBSD LV Rupertiwinkel) wurde Marlene Berger-Stöckl aus Inzell mit dem Rupertiwinkler Dialektpreis 2024 geehrt.
Der Preis wird seit 2011 einmal jährlich verliehen und ist seit 2015 durch die großzügige Spende der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung mit 1000 Euro dotiert. Ausgewählt werden die Preisträger von der Vorstandschaft des Landschaftsverbands Rupertiwinkel des FBSD, wobei nicht nur Prominente, sondern auch weniger bekannte Leute ausgewählt werden, die sich um die Bairische Sprache und den Altsalzburger-Rupertiwinkler Dialekt verdient gemacht haben und möglichst einen Bezug zur Region haben.
Aufgefallen durch ARD-Doku
Die diesjährige Preisträgerin fiel dem Vorstand Georg Baumgartner auf, als sie in einer ARD Dokumentation zum Thema „Hauptsache kein Fleisch - was bringen Veggie-Burger und Co?“ ihre Statements in boarisch gab. Da gehöre viel Mut und Liebe zur bairischen Sprache dazu, so der Vorstand.
Für sie sei die Nachricht von der Preisverleihung eine Riesenüberraschung gewesen, so eine sichtlich gerührte Preisträgerin. Es sei für sie selbstverständlich bairisch zu reden, das sei ihre Muttersprache. „In der bairischen Sprache stecken so viele Gefühle, die man im Hochdeutschen nicht ausdrücken kann“, meinte sie.
In Inzell mit dem Dialekt aufgewachsen
Marlene Berger-Stöckl ist seit der Gründung der Ökomodellregion „Waginger See-Rupertiwinkel“ vor zehn Jahren die Projektmanagerin dieser Einrichtung und hat sie mit ihren Grundüberzeugungen und ihrer Hartnäckigkeit weit voran gebracht. In seiner auf boarisch gehaltenen Laudatio beschrieb Alfons Leitenbacher, ehemaliger Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, sie als eine Frau mit ganz festen Grundsätzen und Überzeugungen.
Sie ist in den 60er Jahren in Inzell, auf boarisch „a ad Inzl“ aufgewachsen, die Mutter eine Inzellerin, der Vater aus Anger. Im Dorf und in der Familie hat man nur bairisch gesprochen. Es sei aber ein etwas anderer Dialekt gewesen als im Rupertiwinkel. „Wo mir „ko“, „scho“, „toa“ oder „Brettl“ sagn, hoaßt do drin „ka“, „scha“, „da“ und „Brätl“. Oder wenn mia vo „drüber“ und „anuicht“ redn, sagn se „übere“ und „anouascht“, so der Laudator.
Aufruf, die Muttersprache zu sprechen - auch in Schule und Kindergarten
Das sei aber grad das schöne, das man von Dorf zu Dorf einen etwas anderen Dialekt redet. Marlene Berger-Stöckl habe ihm erzählt, so Leitenbacher, dass sie in der Schule, während des Studiums und auch später keine Probleme wegen ihre Dialekts gehabt habe. Sie habe sich auch nicht abschrecken lassen, Boarisch zu reden, auch nicht von den „ganz gscheidn Leit“, auch nicht von einem Chef, der sich nach einem Vortrag von ihr für sie entschuldigt hat, dass sie kein Hochdeutsch spricht und eben auch nicht vom Fernsehen.
Sie sei überzeugt, „dass das Boarisch vui feinere und bessere Ausdruckmöglichkeiten hot ois wia des Hochdeutsch, wos ja eigentlich nur der kleinste gemeinsame Nenner der vui lebendigeren Dialekte is“, sagte Leitenbacher. Deshalb sollten die Leute, so Berger-Stöckls Überzeugung, wieder ermuntert werden, ihre wirkliche Muttersprache zu pflegen und zu sprechen, auch in Schule und Kindergarten. Bei ihren eigenen Kindern hat sie das vorgelebt. „Deshalb kriagt sie ganz zurecht den Dialektpreis 2024 des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, Landschaftsverband Rupertiwinkel. I gratulier ganz herzlich dazua“, schloss der Laudator Alfons Leitenbacher seine Ausführungen. Den Gratulationen schlossen sich die Vorstände Georg Baumgartner und Wolfgang Schneider und vom Gesamtverband Heinz Schober-Hunklinger und Marianne Hauser an. (kon)