Bürgermeister Gasser erklärt Kauf des „Tannenhofs“
Bröckelnde Fassaden und bunte Spanngurte: Teisendorf sichert sich eine „Bruchbude“ an der B304
Zerbrochene Fenster, bröckelnde Fassaden und Löcher in den Wänden: Der ehemalige „Tannenhof“ an der B304 bei Teisendorf hat seine besten Tage schon lange hinter sich. Als wäre das nicht schon genug, sichern seit einigen Wochen knallbunte Spanngurte den ehemaligen Kurbetrieb vor dem Auseinanderfallen. Da ist nichts mehr zu retten - oder? Die Gemeinde Teisendorf hat sich die „Bruchbude“ samt Grundstück im Ortsteil Hochmoos gesichert und schmiedet bereits Pläne dafür.
Teisendorf - „Was für eine Bruchbude!“: Besser als der Mann, der gemütlich mit seinem E-Bike auf dem Radweg neben der Bundesstraße von Oberteisendorf in Richtung Teisendorf unterwegs ist und herzhaft lachen muss, lässt es sich nicht beschreiben. Bauruine ist ein weiterer passender Begriff für das Anwesen an der Adresse „Freilassinger Straße 101“.
Mehrere Fenster sind zerbrochen oder eingeschlagen. Der Putz bröckelt an den Fassaden herunter und an manchen Stellen befinden sich sogar richtige Löcher in den Wänden. In den Dachrinnen wächst das Unkraut um die Wette. Die Metallzäune um die Bauruine herum wirken eher so, als wollten sie neugierigen Besuchern den Anblick ins Innere ersparen. Und im Balkonbereich führen mehrere Spanngurte durch die Fensterstöcke an der Fassade entlang und erwecken den Eindruck, als wollten sie eigenmächtig das Haus vor dem Zusammenbrechen bewahren. Alles an diesem Ort schreit nach Abreißen, dem Erdboden gleichmachen und in Vergessenheit geraten.
Keine Angaben zum Kaufpreis
Doch wider Erwarten bestätigt der Bürgermeister von Teisendorf, Thomas Gasser, dass die Gemeinde den ehemaligen „Tannenhof“ gekauft hat. Zum Kaufpreis möchte er keine Angaben machen, doch er meint vielsagend, dass nicht zu viel und nicht zu wenig bezahlt worden sei. Und mit dem Grundeigentümer sei eine Vereinbarung getroffen worden, falls eine Wertsteigerung erzielt werde. „Das Grundstück ist das Wertvolle“, macht Gasser klar und verrät, dass die Gemeindeverwaltung durchaus Zukunftspläne für das Gelände hat.
Doch zunächst einmal mussten sich der Bauhof und ein Statiker das Kaufobjekt aus nächster Nähe anschauen. „Das Haus ist augenscheinlich nicht mehr sanierungsfähig“, so Gasser. Die Bauzäune und die Spanngurte sollen verhindern, dass Teile der Mauer abbrechen und auf die nahe Bundesstraße fallen. „Das sieht natürlich merkwürdig aus, aber wir haben damit eine einfache, pragmatische und günstige Lösung für die Sicherheit gefunden.“
Spanngurte als vorübergehende Lösung
Für Probleme sorgt laut Gasser gar nicht so sehr der Zustand des Gebäudes. „Auch wenn es nicht so aussehen mag, ist der besser als erwartet. Wir erleben das manchmal auch beim Abriss von Brücken: Auch wenn diese äußerlich baufällig wirken, mühen sich dann die Bagger bei den Abrissarbeiten regelrecht daran ab.“
Die Herausforderung liegt vielmehr unter dem Haus: Durch den modrigen Untergrund besteht durchaus die Gefahr, dass Teile des Gebäudes in Bewegung geraten und damit auseinanderbrechen können. „Wir sind aber zuversichtlich, dass die Spanngurte ein solches Szenario bis über den Jahreswechsel hinaus verhindern.“
Gespräche laufen bereits
Wann es zu einem Abriss kommt und wer diesen durchführt, ist Bestandteil der Gespräche, die derzeit im Hintergrund laufen. Denn die Gemeinde befindet sich nicht nur mit dem ehemaligen Eigentümer des Grundstücks, sondern auch mit dem Landratsamt und der Regierung von Oberbayern im Austausch. „Wir versuchen, dort ein Baurecht zu schaffen. Das ist natürlich nicht so einfach, weil wir uns in einem Außenbereich befinden“, schildert der Bürgermeister, der kürzlich dem Gemeinderat Neuigkeiten zur Sanierung des Schwimmbads präsentierte.
„Für die Fläche haben wir bereits Ideen, doch wir wollen erst klären, was wir bauen können und was nicht.“ Weitere Details sollen erst zu „gegebener Zeit“ veröffentlicht werden.
Der „Tannenhof“ war früher, bis in die 1930-Jahre hinein, als Kurbetrieb mit Gästezimmern und Biergarten bekannt. Doch vor allem ging es um die Anwendungen mit dem Schlamm, der aus dem Moor hinter dem Haus abgetragen wurde. Für eine lange Zeit lebte hier noch der Besitzer in dem Gebäude, das auch immer wieder zwei bis drei Bewohnern als vorübergehendes Übergangsquartier gedient haben soll. Doch vor zwei Jahren starb der Mann und seitdem stand das Haus komplett leer. (ms)

