Polizeipräsidium stellt Sicherheitsbericht vor
Weniger Straftaten im BGL, aber große Gefahren im virtuellen Raum
„Die Menschen können sich im Berchtesgadener Land sicher fühlen“, beteuerte Manfred Hauser, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Am 21. April stellte dieser im Landratsamt den Sicherheitsbericht für das Jahr 2022 vor. Doch in zwei Bereichen gab es einen massiven Anstieg bei den Delikten. Die Sorge ist groß.
Bad Reichenhall – Landrat Bernhard Kern lobte die Zusammenarbeit der vier Dienststellen im Landkreis mit der KPI und VPI Traunstein, der GPI Piding-Urwies und der Bundespolizei. 2022 ist laut Hauser ein sehr herausforderndes, bewegendes Jahr gewesen. Zum einen hätte der G7-Gipfel alle Dienststellen im Verband gefordert. Zum anderen sei nach den coronabedigten Jahren das normale Leben wieder zum Erwachen gekommen. Straftäter hatten nun auch wieder mehr Gelegenheiten. Die aktuellen Zahlen verglich er wegen der besseren Aussagekraft daher auch mit dem Vor-Corona-Jahr 2019.
Weniger Straftaten als vor Corona
Insgesamt gab es im Jahr 2022 im Landkreis 13.294 Straftaten, 2019 waren es 7886. Eine Vielzahl der Delikte ist allerdings aufgrund der Grenzlage auf das hohe Migrationsgeschehen zurückzuführen. Ohne die ausländerrechtlichen Delikte wie etwa Verstöße gegen das Asyl-, das Aufenthaltsrecht oder die Freizügigeit sank die Zahl im selben Zeitraum von 4648 auf 4518, also um 2,8 Prozent. Neun von zehn Straftaten wurden aufgeklärt. Damit liegt der Landkreis über dem bayernweiten Schnitt. Innerhalb des Landkreises kann Hauser keinen Hotspot feststellen. „Ich kann nicht sagen, dass eine meiner Dienststellen übertrieben belastet wäre.“
„Die Gefahr war noch nie so groß, Opfer im virtuellen Raum zu werden“
Trotz der recht positiven Bilanz nannte Hauser zwei Sorgenkinder. Das eine ist der rasante Anstieg bei den Sexualdelikten um 45 Prozent. Das entspricht dem deutschlandweiten Trend. Meist geht es hier um pornografische und kinderpornografische Inhalte. Nicht selten seien Jugendliche davon betroffen, so Hauser. „Dabei muss bei jedem Verdacht eine Unmenge an Daten abgearbeitet werden. Das ist auch wichtig, denn überall könnte sich ein Missbrauch dahinter finden.“
Die zweite große Sorge sind der Internetbetrug und sogenannte Schockanrufe. Dort hat sich im gesamten Präsidium die Zahl verdoppelt. „Wir haben inzwischen ganz gute Festnahmeerfolge und versuchen präventiv sehr viel zu machen. Wir müssen auch mehr an Enkel und Jüngere herankommen, damit diese ihre Eltern und Großeltern warnen können“, erklärt Hauser. „Die Gefahr war noch nie so groß, Opfer im virtuellen Raum zu werden.“ Er mahnte dringend zur Vorsicht bei Onlinegeschäften. Wenn man Opfer geworden ist, solle man dies unbedingt zur Anzeige bringen. In dem Zusammenhang gab der Polizeipräsident auch zu bedenken, dass man bei der Vorratsdatenspeicherung weiter kommen müsse, um etwa über die IP-Adresse neue Ermittlungsansätze finden zu können.
Unfallbilanz
Im Jahr 2022 gab es 2645 Unfälle. Das sind 263 mehr als im Vorjahr, aber 512 weniger als 2019. 604 Verkehrsunfälle wurden wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort erfasst. Die Hauptunfallursachen waren Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren. Acht Menschen verloren dabei im letzten Jahr ihr Leben.
Alpinbeamte sollen vom Nebenamt ins Hauptamt
Am Berg starben 2022 zehn Menschen. Landrat Kern dankte in dem Zusammenhang auch dem polizeilichen alpinen Einsatzzug. „Wir wollen uns in dem Bereich weiter professionalisieren und versuchen, das neu auf die Füße zu stellen“, so Hauser. Sogenannte polizeiliche Bergführer und Alpinbeamte meistern den Dienst momentan im Nebenamt. Da die Ausbildung und die Einsätze die Dienststellen aber sehr belasten, plane die Polizei nun eine Hauptamtlichkeit „Der Trend in die Berge wird weiter anhalten. Passen Sie auf und vertrauen Sie nicht jeder App!“
Auch die Sicherheitswachten in den Kommunen leisten laut Kern einen besonderen Beitrag zur Sicherheit. Denn nicht überall könne die Polizei tätig sein. Hauser bestätigte dies: „Wir wollen noch mehr davon etablieren. Die Kommunen erkennen inzwischen den Mehrwert. Sie geben den Bürgern auch ein subjektives Sicherheitsgefühl.“
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