Geschichte und Natur nach fünf Jahren wieder erlebbar
Mit „Trifterl“ ans Ziel: Beliebter Waldbahnweg in Schneizlreuth erstrahlt in neuem Glanz
Das lange Warten hat ein Ende: Ab sofort können Einheimische und Urlauber den historischen Waldbahnweg entlang der Vorderen Schwarzache bei Weißbach an der Alpenstraße erneut erleben und genießen. Neben der Beseitigung von Schäden und der Sicherung des Weges haben die Beteiligten ein neues Infosystem aufgestellt. Im Mittelpunkt: „Trifterl“.
Schneizlreuth – Fünf Jahre hat es gedauert, bis der historische Wanderweg wieder begehbar war. Möglich gemacht hat dies eine Kooperation zwischen dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, dem Forstbetrieb Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforsten und der Gemeinde Schneizlreuth.
„Ohne Hilfe hätten wir das nicht geschafft“, erklärte Bürgermeister Wolfgang Simon bei der Einweihung am Montag (1. Juli). Rund eine halbe Million Euro sind in die Maßnahmen geflossen, etwa 100.000 davon musste die Gemeinde selbst aufbringen. „Aus vielen Taschen finanziert und von vielen Händen geschaffen“, bezeichnete Staatsministerin Michaela Kaniber das Projekt.
Waldbahnweg in Schneizlreuth: Bilder von der Wiedereröffnung




Sperrung wegen Gefahr für Leib und Leben
Nach der Schneekatastrophe im Jahr 2019 musste der beliebte Weg gesperrt werden. Zu hoch waren die Gefahren durch Baumwürfe und Felsstürze. Lawinen und Hochwasser hatten sogar ganze Brücken zerstört. Seitdem wurde ein geologisches Gutachten erstellt, und vor einem Jahr ging es dann mit den Maßnahmen los: Felsen wurden gestützt, sechs Brücken saniert, Geröll beseitigt und Totholz entfernt. „Sensationell“, meinte die Staatsministerin zum Ergebnis, die mit Landrat Bernhard Kern und vielen Vertretern der beteiligten Institutionen und Firmen zur Eröffnung den etwa zweieinhalb Kilometer langen Weg entlang wanderte.
Geologe Dr. Stefan Kellerbauer erläuterte dabei die Geo-Gefahren in der Schwarzachenklamm. Prinzipiell gebe es folgende Möglichkeiten: Den Weg zu sperren (zugegeben die einfachste) oder das Geröll wegzuräumen und die Felsen zu sichern. Besonders nach winterlichem Frost oder Starkregen lauern Risiken. Daher hat man auch Tore angebracht, um gegebenenfalls den Weg schnell sperren zu können. Sollten sich zur Zeit der Sperrung noch Menschen in der Klamm befinden, können sie dennoch hinaus: Die Tore lassen sich von innen immer noch öffnen. Zudem sind die Geländer auf einer der Brücken einzeln abnehmbar, um so Geröll besser beseitigen zu können.
Ein Wanderweg mit bedeutender Geschichte
Ein besonderes Highlight auf dem Waldbahnweg ist die neue Beschilderung. Auf zahlreichen Infotafeln erfährt man mehr über seine bedeutende Geschichte. Zum Vergnügen oder zur Erholung wurde dieser nämlich ursprünglich nicht errichtet. Ab dem 15. Jahrhundert war die Trift über die Weißbacher Gebirgsbäche und die Saalach die einzige Möglichkeit, Brennholz zur Saline nach Reichenhall zu transportieren. Altes Werkzeug im Triftwärterhaus sowie Bilder auf dem Weg zeugen noch von der extrem beschwerlichen Arbeit aus früheren Zeiten.
„Kaum vorstellbar, unter welchen Strapazen und Gefahren hier Menschen früher Holz getrieben und schließlich auch den Weg für die Bahn angelegt haben“, so Kaniber. Dies solle man in Dankbarkeit nicht vergessen. 1927 begann der Bau der Waldeisenbahn mit ersten Sprengungen, Vermessungen und dem Bau einer Brücke. Drei Jahre später wurde die Gleisanlage fertiggestellt. Obwohl die Bahnstrecke in den Fünfzigerjahren abgerissen wurde, geht man auch heute noch gleich zu Beginn des Weges durch einen 30 Meter langen Eisenbahntunnel und marschiert stellenweise über Eisenbahnschwellen.
Impressionen vom Waldbahnweg bei Weißbach an der Alpenstraße




„Trifterl“ als neue Imagefigur
Liebevoll gestaltet ist auch das neue Maskottchen des Waldbahnweges, das sich „Trifterl“ nennt. Kreiert hat es die Illustratorin und Grafikerin Sylvia Gruber. Die Figur selbst habe sie innerhalb weniger Tage geschaffen. „Was mehr aufhält, sind die verschiedenen Posen und dass man ihn jedes Mal wiedererkennt.“
Insgesamt zehn Mal taucht „Trifterl“ auf den Schildern auf. Mit seinem wichtelhaften Aussehen soll das putzige Wesen als Imagefigur für den Fremdenverkehr besonders Kinder ansprechen. Auf die Jüngsten wartet auch ein überdachter Spieltisch in der Nähe der neu gestalteten Trifthütte.
Waldbahnweg als perfektes Beispiel
„Auf dem Waldbahnweg sieht man, wie Waldwirtschaft aussieht“, betonte Kaniber. Die Situation der Wälder sei in Bayern aufgrund des Klimawandels und der Schäden durch den Borkenkäfer nicht einfach. Der Waldbahnweg sei ein perfektes Beispiel für viele Vorzeigeprojekte, die bayernweit durch die Forstverwaltung im Rahmen von „besonderen Gemeinwohlleistungen im Staatswald“ finanziell getragen und von den Bayerischen Staatsforsten umgesetzt werden.
„Der Freistaat nimmt jährlich rund neun Millionen Euro in die Hand, um solche Vorhaben zu ermöglichen“, so die Forstministerin. Und auch als Tourismusministerin freue sie sich: „Die Leute wollen Erholung haben. Das können wir bieten.“
mf
