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„Klimawand“ an der B20

Verlängerung der Lärmschutzwand in Piding abgelehnt - „schuld“ ist die A8

Heurungstraße in Piding
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Die gesperrte Ausfahrt von der Heurungstraße auf die B20. Die Klimawand soll an den Lärmschutzwall (rechts) angeschlossen werden.

Eine Lärmschutzwand entlang der B20 soll Anwohner in Piding vor Verkehrslärm schützen. Geplant ist eine „Klimawand“ von der Einmündung der Heurungstraße bis zur Stoißer Ache. Abgelehnt wurde hingegen der Bürgerantrag, die Wand bis zur Autobahnbrücke zu verlängern. Schwierigkeiten könnte zudem der Grunderwerb mit sich bringen.

Piding – „Der Teil am Sportplatz ist nicht zielführend.“ Mit diesem Satz fasste Tobias Nöhrig, Geschäftsführer der Firma SAK, die Untersuchung zur Verlängerung der Lärmschutzwand in der jüngsten Gemeinderatssitzung zusammen. Sein Büro in Traunstein war mit der Planung einer Lärmschutzanlage entlang der B20 beauftragt worden. Der Abschnitt reicht – basierend auf dem Bebauungsplan „Bach- und Heurungstraße“ – von der Einmündung der Heurungstraße bis zur Stoißer Ache.

Ein Bürgerantrag forderte zudem eine Erweiterung der Lärmschutzanlage bis zur Autobahnbrücke. Dieser Vorschlag wurde in der Gemeinderatssitzung am 12. September 2023 besprochen. Vor einer Entscheidung über die Verlängerung der Lärmschutzwand regte das Planungsbüro an, die Auswirkungen der Maßnahme zunächst durch eine schalltechnische Untersuchung überprüfen zu lassen.

Verlängerung bis zur Autobahnbrücke bringt keine Entlastung

Das Ergebnis des Büros „plan em“ aus Augsburg ist ernüchternd: Keine der beiden geprüften Varianten führe zu einer Entlastung der Wohnbebauung, heißt es in der Stellungnahme. „Die Rechenergebnisse zeigen, dass allenfalls die benachbarten Sportanlagen von einer Pegelminderung profitieren.“ Der Grund: Die Dominanz des Verkehrslärms aus der A8 ist zu hoch. Die Reflexionen werden vom direkten Verkehrslärm auf der A8 überlagert. Zielführend könne die Verlängerung der Wand bis zur Autobahnbrücke erst dann sein, wenn die A8 ausgebaut und mit einer Lärmschutzwand versehen werde. „Bis zum Ausbau der A8 werden wir alle schon mit dem Rollator herumfahren“, scherzte Bernhard Zimmer (Grüne) und forderte, bei dem Thema trotzdem zu versuchen, noch etwas zu erreichen.

Somit ist die Erweiterung der Lärmschutzwand bis zur Autobahnbrücke erst einmal vom Tisch. Der Bürgerantrag wurde mit einer Gegenstimme mehrheitlich abgelehnt. Michael Leirer (SPD) zeigte sich verwundert über das Ergebnis der Untersuchung und äußerte den Wunsch, „dass wir aufzeigen, dass wir tätig werden, es aber selbst gar nicht in der Hand haben, die Lärmwerte so einzuhalten, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Bewachsene Klimawand als bevorzugte Variante

Den nächsten Schritt nahm jedoch die Lärmschutzwand von der Einmündung der Heurungstraße in die B20 bis zur Stoißer Ache. Hier stellte Nöhrig drei verschiedene Varianten vor: Möglich wären in diesem Areal eine Klimawand, eine Holzwand oder eine schmale Klimawand. Nöhrig sprach sich für die Klimawand aus. Sie sei mit geschätzten 998.000 Euro dabei die kostengünstigste Variante.

Regelquerschnitt der Klimawand

Eine Klimawand besteht aus Drahtkörben, die mit Erde gefüllt sind. Die weiteren Vorteile: Die Schallschutzwirkung sei deutlich höher als bei den anderen Varianten, der Pflegeaufwand sei überschaubar, die Wand falle durch die Bewachsung weniger auf und sei ökologisch wertvoller. Zudem könne man bei Bedarf auf der Wand noch eine PV-Anlage nachrüsten, so Nöhrig.

Grunderwerb könnte für Probleme sorgen

Der Nachteil: Die Klimawand ist relativ breit, wodurch mehr Grunderwerb nötig sein wird. Ein Anwohner hat wohl bereits signalisiert, nicht an die Gemeinde verkaufen zu wollen. „Wir haben Geld in die Hand genommen und dann können wir nicht realisieren, weil ein Grundstückseigentümer nicht bereit ist“, bemängelte Rüdiger Lerach (FWG) und forderte eine Änderung der Vorgehensweise dahingehend, zunächst den Grunderwerb zu klären. Sowohl Bürgermeister Hannes Holzner als auch der Planer Nöhrig erklärten, dass die derzeitige Reihenfolge die übliche sei, nämlich erst die Vorplanung, was möglich sei, und dann das Gespräch mit den Eigentümern.

„Wenn der nicht verkauft, lassen wir dann die Fläche offen?“, wollte Franz Geigl (FWG) wissen. Geschäftsleiterin Anette Hirsch erklärte, dass in diesem Fall eine grundrissorientierte Planung vollzogen werden müsse. Letztendlich käme eine Lärmschutzwand aber ja auch dem Eigentümer zugute. Als Alternative schlug Christian Kleinert (FWG) vor, gegebenenfalls die Variante Holzwand zu erwägen, die ausschließlich auf dem Grund des Straßenbauamtes stehen könnte.

Notfalltor mit in den Beschluss aufgenommen

Laut Nöhrig sollte die Klimawand direkt an den bereits bestehenden Erdwall anschließen, was zur Folge hätte, dass die derzeit mobil gesperrte Ausfahrt an der Heurungstraße komplett verschlossen würde. Nöhrig: „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass man auf diese Ausfahrt verzichten kann. Die Klimawand hat erhebliche schallschutztechnische Vorteile gegenüber einem Tor.“

Ein Notfalltor soll an der Stelle der Ausfahrt in die Klimawand verbaut werden.

Dieser Argumentation wollten jedoch viele Gemeinderäte nicht folgen. Maximilian Koch (CSU) forderte an der Ausfahrt ein Notfalltor für Rettungskräfte oder auch für den Fall von Baumaßnahmen. Ohne dieses Tor könne er nicht zustimmen. Bernhard Zimmer pflichtete ihm bei und meinte, dass eine Notausfahrt sicher technisch lösbar sei. „Mit einem Notfalltor vertun wir uns nichts“, war auch die Meinung von Walter Pfannerstill (FWG).

Die Berücksichtigung eines Notfalltors wurde schließlich in den Beschlussvorschlag mit aufgenommen, der einstimmig angenommen wurde. Die Variante Klimawand plus Tor wird somit weiterverfolgt. Die Verwaltung muss sich nun mit dem Staatlichen Bauamt bezüglich der Planung und einer möglichen Kostenübernahme abstimmen. Zudem muss sie mit dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband klären, ob die Gemeinde einen Erschließungsbeitrag erheben wird. (mf)

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