Treffen von Bürgermeister und Wirt
„Entscheidung war gut überlegt“: Festwirt Hell erklärt sein Wies‘n-Aus – Hoffnung auf neues Format?
Die Mai Wies’n in Freilassing: Ein Fest mit Geschichte – und ungewisser Zukunft. Der Abschied des beliebten Volksfests sorgt für Gesprächsstoff in der Stadt. Was steckt hinter der Entscheidung von Festwirt Franz Hell, und gibt es Hoffnung auf ein Comeback? BGLand24.de hat ein Treffen von Bürgermeister und Festwirt arrangiert:
Freilassing – Das „Aus“ für die beliebte Mai Wies’n hat zu zahlreichen Reaktionen geführt. „Auf der Straße werde ich immer wieder darauf angesprochen“, erzählt Festwirt Franz Hell, „aber die Leute verstehen meine Gründe, die zur Entscheidung geführt haben.“ Niemand habe versucht, ihn zum Weitermachen zu überreden. Am Donnerstag hat es nach dem Bekanntwerden ein erstes Treffen zwischen Bürgermeister Markus Hiebl und dem Festwirt gegeben, der seit Donnerstag den Rathaussaal in eine Disco verwandelt. Am Samstagabend veranstaltet er dort eine „Hit-Zeitreise“. Ob es auch bei der Mai Wies’n eine Reise zurück gibt, ist aktuell eher unwahrscheinlich.
Franz Hell: Vom Festwirt zur Zeitreise im Rathaussaal
Franz Hell und sein Team sind mitten im Aufbau der Hit-Zeitreise, einer Tanzparty mit Schallplatten und Discokugeln, die am Samstagabend im Rathaussaal die Gäste anlocken wird. Zwischendurch hat er kurz Zeit, um über die Reaktionen auf die BGLand24.de-Berichterstattung zu erzählen. Gleichzeitig haben wir Bürgermeister Markus Hiebl dazu gebeten, der über seine Erinnerungen an die Mai Wies’n erzählt: „Als Kind, so mit sechs, sieben Jahren, war ich immer mit den Eltern auf der Wies’n. Das Kinderkarussell, die Schiffsschaukel und der Autoscooter waren natürlich die Sensation, ein Chip hat, glaub ich, 50 Pfennig gekostet.“
Ein echter „Bierzeltgeher“ sei er zwar nicht, „aber an die guten Hendl erinnere ich mich schon gerne.“ Später im Berufsleben habe er auch die Wies’n-Besuche mit der Firma am Tag der Betriebe genossen. Auch bei seiner Anstellung bei der Stadt habe der Personalrat alle Stadtmitarbeiter immer eingeladen. Franz Hell fällt bei dieser Gelegenheit ein, dass man Gäste mit einem Markerl das Hendl auch mit nach Hause nehmen wollten, „das hat meinem Vater gar nicht gefallen.“
Bürgermeister Hiebl blickt zurück: Kindheitserinnerungen an die Mai Wies’n
Fast schon eine Art Liebeserklärung hat Hell übrigens schriftlich von Sebastian Duda, einem Stammkunden, erhalten. Dieser beschreibt die Mai Wies’n als einen Ort voller unvergesslicher Erinnerungen: „Hier habe ich nicht nur meine erste Liebe gefunden, meine erste Rose geschossen und die ersten Runden im Auto-Scooter gedreht, sondern auch meine erste Maß Bier in der Hand gehalten. Der Duft von Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und das einzigartige Bierzeltflair, dazu das Hendl vom Grill“ – all das habe die Mai Wies’n zu etwas Besonderem gemacht. Abschließend bedankte er sich bei Franz Hell und seinem Team: „Mit eurem unermüdlichen Einsatz habt ihr diese wundervolle Zeit möglich gemacht.“
Gemeldet haben sich aber nicht nur ehemalige Festzeltbesucher, sondern auch die Brauerei Wieninger: „Sie haben gefragt, ob ich helfen könnte, wenn sich ein Nachfolger finden sollte.“ Doch Hell bleibt bei seiner Entscheidung: Er vermiete natürlich gerne das Zelt und zeige einem möglichen Nachfolger die Örtlichkeiten, aber als Festwirt oder Veranstalter will er nicht mehr aktiv sein.
Zukunft ungewiss: Gibt es Hoffnung auf ein neues Festformat?
Überrascht über das wohl überlegte Aus des Festwirts war auch der Bürgermeister und der Stadtrat. Sie wollen sich jetzt Gedanken machen, ob und wie es weitergehen könnte. „Es ist immer sehr schade, wenn eine traditionelle Einrichtung nicht fortgeführt wird“, so Hiebl beim Treffen mit dem Festwirt. Die Stadt hat ja als Veranstalter schon einige Feste organisiert, aber ein Festzelt für zehn Tage und dazu ein Vergnügungspark ist halt schon ein anderes Kaliber. Für 2025 wäre es ohnehin schon zu spät, die Vorbereitungen dafür hätten schon in diesem Sommer beginnen müssen.
Für 2025 wäre es ohnehin schon zu spät, die Vorbereitungen dafür hätten schon in diesem Sommer beginnen müssen. Es scheint so, als ob die Mai Wies’n in der bekannten Form tatsächlich ausgedient hat, aber, wie bei der Zeitreise des Festwirts am Samstagabend, irgendwie kommt doch alles wieder, wenn auch in einer anderen Form. (hud)
