Täter vor dem Laufener Schöffengericht
Nach Einbrüchen in Kehlsteinbetrieb und Jennerbahn - Bande erbeutet 100.000 Euro
Bereits im Jahr 2016 hat eine Bande 100.000 Euro bei zwei Einbrüchen gestohlen. Doch die Mitglieder waren nicht nur in Deutschland tätig. Am Gericht in Laufen wurde nun ein Täter verurteilt.
Schönau am Königssee/Laufen - England, Österreich, Deutschland. Die albanische Bande war fleißig unterwegs gewesen und brachial tätig. Im Alpenraum hatten es die Einbrecher vorwiegend auf Hotels und andere touristische Einrichtungen abgesehen. Dort, wo mutmaßlich Geld zu holen war. Besonders „erfolgreich“ waren die Täter bei den Kehlsteinbetrieben und der Jennerbahn, wo sie insgesamt rund 100.000 Euro erbeuteten. Einer der Täter stand nun in Laufen vor Gericht, wo er trotz „schwerem Bandendiebstahl mit Sachbeschädigung“ mit einer Bewährungsstrafe davonkam.
Der Tresor im Kassenraum der RVO-Kehlsteinbetriebe am Obersalzberg wiegt 850 Kilogramm. Es braucht mehr als einen Mann, um den von der Wand zu wuchten und umzuwerfen, um dann die schwächere Rückseite aufzuflexen. So geschehen am 27. oder 28. Juli 2016 in Hinteregg 1 Berchtesgaden. Die Beute betrug hier 88.000 Euro, der Schaden weitere 3300 Euro.
Bande war im Wohnmobil unterwegs
Gut einen Monat zuvor war die Jennerbahn-Talstation in Schönau Ziel der Bande, die im Wohnmobil unterwegs war. Laut Polizei sollen mit den fünf Männern zwei Frauen gereist sein, um vor Ort die Objekte auszukundschaften. Bei der Talstation war man über das hölzerne Gondeleinfahrtstor eingedrungen, wo man sich gewaltsam Zugang zum Kassenbereich verschaffte. Im aufgebrochenen Wandtresor fanden sich mehrere Schlüssel. Über ein Kellerfenster gelangten die Täter in den Bürobereich, wo man einen Standtresor in den Maßen 150 x 100 x 60 Zentimeter aufflexte und 11.500 Euro erbeutete. Der angerichtete Sachschaden summierte sich auf 4900 Euro.
Gewicht der Tresore spricht für mehrere Täter
Eine Anwohnerin war aufmerksam geworden und hatte die Polizei verständigt. Bei der vermutlich schnellen Flucht war unter anderem ein Rucksack zurückgeblieben. Darin Socken mit der DNA des Angeklagten. Dessen Telefonnummer war bereits in Österreich aufgetaucht, als dort ein Cousin kontrolliert wurde. Zum Kassenraum der RVO-Kehlsteinbetriebe gelangten die Männer, in dem sie mit einem Stein die Fensterscheibe einschlugen. Im hinteren Büroraum kippten die Täter zwei mannshohe Tresore um und flexten jeweils die Rückseite auf. Allein das Gewicht von 850 Kilogramm spreche für mehrere Täter, wie der Ermittler im Gerichtssaal erklärte. Sie erbeuteten 88.300 Euro und richteten 3300 Euro Schaden an.
Taten auch im Ausland
Fünf weitere Anklagen bezogen sich auf Taten im Raum Bad Hindelang, wo in zwei Nächten gleich vier Hotels zum Ziel geworden waren. Die Beute dort bewegte sich zwischen wenigen hundert Euro und 6350 Euro. Der Sachschaden lag in diesem Fall mit 5700 Euro annähernd gleich hoch. Auch dort waren DNA-Spuren zurückgeblieben. Für Taten in England war der Albaner zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren sowie einer Geldstrafe verurteilt worden.
Eigentlich wollte man ihn nach neun Monaten in seine Heimat abschieben, doch da kam die Anklage aus Österreich dazwischen, wo etliche Hotels, unter anderem in Henndorf, aber auch diverse Bergbahnen Opfer der kriminellen Bande geworden waren. Inhalt im Urteil des Landgerichts Innsbruck war auch eine zehnjährige Sperre für den Schengenraum.
Bandenmitglieder an unterschiedlichen Gerichten verurteilt
Der Angeklagte konsumiert seit gut zehn Jahren Cannabis und Marihuana, weshalb die Einbruchserträge auch dem Erwerb von Drogen dienten. Der mutmaßliche Bandenchef war im Januar 2020 vom Laufener Schöffengericht zu zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden.
Pikant dabei: der war möglicherweise aufgrund von „Abstimmungsproblemen“ eine Woche nach dem Angeklagten in die Jenner-Talstation eingedrungen, wo er bereits ein „Loch“ an der Tresorrückwand vorfand, und sich hier „einfach bedienen“ musste. Die Beute: 18.000 Euro. Ein weiteres Bandenmitglied war in Kempten verurteilt worden, vier weitere hatten sich am Innsbrucker Landgericht zu verantworten. Über deren Strafmaß ist nichts bekannt geworden.
Angeklagter kann sich „nicht mehr recht erinnern“
In Laufen hatte es diesmal gleich zu Beginn ein „Rechtsgespräch“ gegeben, das dem 30-Jährigen bei einem umfänglichen Geständnis eine Strafe „im obersten Bewährungsbereich“ in Aussicht stellte. Obwohl der sich nach eigener Aussage, mit Ausnahme des Kehlsteins, nicht mehr recht erinnern mochte, räumte er alle sieben Anklagen ein. „Dieses Geständnis kann man nicht hoch genug würdigen“, betonte Verteidiger Rechtsanwalt Salvato Barba, was auch Staatsanwältin Sabine Krotky unterstrich.
Das Schöffengericht entschied auf zwei Jahre und eine dreijährige Bewährungszeit. Nicht zuletzt, weil die angeklagten Taten inzwischen annähernd acht Jahre zurückliegen und schon deshalb die Beweisführung „schwierig“ geworden wäre. „Sie waren gut beraten“, würdigte auch Vorsitzender Martin Forster das Geständnis, das „den Weg zur Bewährung geebnet hat.“
„Wertersatz“ liegt bei über 100.000 Euro
Das vordergründig „milde Urteil“ relativierte Forster gegenüber dem Pressevertreter. Denn eine denkbare Addition von beispielsweise drei Jahren in drei Ländern ergäben nicht angemessene neun Jahre. Mit den gut acht Monaten U-Haft erreiche man „unterm Strich“ etwa fünf Jahre Haft sowie eine Geldstrafe in England. In Deutschland kommt die Einziehung von „Wertersatz“ in Höhe von 108.120 Euro hinzu. Die Kosten des Verfahrens hat der Verurteilte ohnedies zu tragen.
Der entschuldigte sich bei Betroffenen und Beteiligten und kündigte an, „mit Gottes Hilfe“ seine Schulden begleichen zu wollen. Er versprach: „Sie sehen mich hier nicht wieder.“ Vom Vorsitzenden nach möglichen Unterschieden bei den Haftbedingungen in den drei Ländern gefragt, sagte der Albaner: „In Deutschland ist es schon am besten. Der Umgang ist angenehmer und es gibt mehr Freiheiten.“ Sorgen macht ihm noch die Heimreise, denn „auf dem Landweg“ dürfe er keinen Schengen-Staat durchqueren. „Nun, er kann sich nicht in Luft auflösen“, meinte Forster und riet zum Besuch der Heimatbotschaft.
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