Paukenschlag zur Weihnachtssitzung: Feil kündigt Abschied an
Ende einer Ära: Laufens Bürgermeister Hans Feil zieht sich zurück
Nach 18 Jahren im Amt wird Hans Feil, Bürgermeister von Laufen, nicht zur Wiederwahl antreten. Gesundheitliche Belastungen und die Frage nach frischem Wind für die Stadt sind entscheidende Faktoren. Doch wer wird sein Nachfolger sein?
Laufen – Eine kommunale Wahlperiode dauert sechs Jahre. Hans Feil war 2008 erstmals zum Bürgermeister seiner Heimatstadt gewählt worden. Doch demnächst soll Schluss sei. In der Weihnachtssitzung gab der Rathauschef bekannt, dass er zur Wahl im März 2026 nicht mehr antreten wird. Ein wesentlicher Grund: die belastete Gesundheit.
Die Bewerbung zur Wahl 2008 war die dritte und nach Feils damaliger Aussage letzter Versuch, den Chefsessel zu erobern. Zuvor war Hans Feil zweimal an Mitbewerbern gescheitert. Geschafft hatte er es schließlich mit knappem Vorsprung vor dem unabhängigen Mitbewerber Peter Schuster. In Folge konnte der CSU-Amtsinhaber seinen Sitz einmal gegen eine ufb-Bewerberin und einmal gegen einen Grünen-Kandidaten mit Mehrheit verteidigen.
Feil gestand im Sitzungssaal des Rathauses, dass er sich beim Antritt im Mai 2008 eine 18-jährige Amtszeit nicht habe vorstellen können. Deshalb hat er nachgeblättert: „Ich bin damit der am drittlängsten amtierende Bürgermeister von Laufen seit 1455.“ Einen Rekord strebt der ausgebildete Finanzfachmann jedoch nicht mehr an, auch wenn er, wie er sagt, dieses Amt bis heute sehr gerne ausübe, selbst wenn es manchmal wehgetan habe, wenn Entscheidungen zum Wohle der Stadt einige Wenige empfindlich treffen.
„Die Stadt trägt den Kopf endlich wieder oben.“
Ebenso wenig vorstellen können habe er sich den Wandel der Gesellschaft, insbesondere durch die „A-sozialen Medien“, dieses „Herabsetzen der Hemmschwelle und die Verrohung.“ Und doch sei er insgesamt zufrieden mit der Entwicklung der Stadt. „Wir tragen den Kopf nach dem Verlust des Status‘ als Kreisstadt endlich wieder oben, sind selbstbewusst und sind gewachsen. Nicht nur an Einwohnern, sondern auch wirtschaftlich und in den meisten anderen Belangen.“
Die Welt im Dauerkrisenmodus – Gedanken zum Jahresende von Bürgermeister Hans Feil
„Aus der 3-G-Regel wurde die 4-K-Regel“, meinte Bürgermeister Hans Feil wortspielerisch in seiner Weihnachtsansprache. Was bedeutet: „Kriege, Klima, Katastrophen, Kanzler.“ Laufens Stadtoberhaupt erwartet geopolitisch weitere Konflikte und Unruhen. Die scheinen, mehr als früher, auf den Alltag auch hierzulande durchzuschlagen. Daher seien Gemeinschaft, Zusammenhalt, Unterstützung und Zusammenrücken ganz besonders wichtig.
Auf wachsenden Extremismus, Rassismus, Antisemitismus, abnehmenden Respekt vor dem Rechtsstaat, Terrorismus und religiösen Fanatismus folgten schließlich noch die Rufe nach der „starken Hand“, die „endlich mal durchreagiert.“ Krieg und Klimakatastrophe hätten zu inzwischen über 3,5 Millionen Flüchtlingen allein in Deutschland geführt.
„Auch hier in Laufen sind weitere hinzugekommen“, so Feil. Trotz aller Bestrebungen für eine Unterbringung werden „wohl trotzdem zwei Flüchtlingsfamilien“ in eine Turnhalle des Rottmayr-Gymnasiums einziehen. 2025 soll dann der Bau einer Asylbewerber-Unterkunft mit 61 Plätzen an der Seethalerstraße beginnen.
Löhne, Gehälter, Baupreise, all dies würde steigen, während bei den Kommunen weitere Aufgaben hinzukämen. Jeglichen Gestaltungsspielraum nehme der Stadt inzwischen der höhere Umlagesatz und die „extrem gestiegene“ Kreisumlage. „Und die nächste Erhöhung ist ja bereits angekündigt“, informierte Feil. Eine kleine Stadt stecke eine Erhöhung der Kreisumlage um 1,2 Millionen Euro binnen zweier Jahre „nicht so einfach weg.“ Daher gelte es, künftig noch genauer hinzuschauen: „Welche Ausgaben sind wirklich zwingend notwendig?“ Spielräume für freiwillige Leistungen oder ehrgeizige Projekte würden zunehmend kleiner werden.
Dennoch dürfe man nicht „am falschen Ende“ sparen. Schulumbau, Turnhalle, Hochwasserschutz dienten dazu, „die Zukunft unserer Stadt zu sichern.“ Und selbstverständlich habe es auch im zu Ende gehenden Jahr Erfreuliches gegeben: das neue Feuerwehrhaus und der Dorfplatz in Leobendorf, das Rückhaltebecken am Abtsee und der Spatenstich beim Haus für Kinder. Was zeige, dass „auch in turbulenten Zeiten“ Ziele zu erreichen seien. Auch dank Ehrenamt und Kreativität. Feil bedankte sich bei den Stadträten und ganz besonders bei seinen beiden Stellvertreterinnen, die viele Termine wahrnähmen. „Trotz eines zum Teil heftigen Meinungsaustauschs hinter den Kulissen bleibe ich dabei, dass die Zusammenarbeit in diesem Jahr insgesamt deutlich vertrauensvoller geworden ist.“ Bei den allermeisten Entscheidungen sei man „fast immer zu 100 Prozent“ einig gewesen. Feil empfahl, sich an den Weihnachtstagen auf das Wesentliche zu konzentrieren: „Weitermachen, egal was kommt. Lachen, so oft wir können. Lieben, bedingungslos und von ganzem Herzen.“
Traditionell bedankte sich Vizebürgermeisterin Brigitte Rudholzer beim „lieben Hans“, bei Verwaltung und Bauhof. Zur turbulenten Gegenwart wählte sie eine allzeit gültige Erkenntnis von Karl Valentin: „Das Schwärmen für Vergangenes, das Jammern über die Gegenwart und ein sorgenvoller Blick in die Zukunft liegt in der Natur des Menschen.“ Doch Rudholzer ist überzeugt: „Mit Jammern kommen wir nicht weiter, sondern nur mit gemeinsamen Lösungen.“ Die Stadt lud Verwaltungsleitung und Stadträte mitsamt Partnern anschließend ins ‚Bistro‘ zum dreigängigen Weihnachtsmenü.
„Aber das Amt des Bürgermeisters, so wie ich es verstehe und ausübe, ist ein sehr, sehr intensives und auch gesundheitlich belastendes“, so Feil. Je älter man werde, umso mehr spüre man das. Zur Information: Feil feierte heuer im März seinen 55 Geburtstag. Er beschrieb psychische Ursachen seiner Beschwerden bis zu chronischer Gastritis und einer „Trigeminusneuralgie, einer äußerst schmerzhaften Nervenkrankheit, deren Namen ich vorher gar nicht kannte.“ Seit Ende letzten Jahres setze er sich deshalb mit der Frage auseinander, „ob es Sinn macht“, im Jahr 2026 noch einmal für weitere sechs Jahre anzutreten? Ob es gesundheitlich möglich bleibe, „auf dem gleichen Level und mit gleicher Intensität dieses schöne, verantwortungsvolle, aber auch sehr stark fordernde Amt ausüben zu können?“
Eine weitere Frage: Ob Laufen nach 18 Jahren „mal wieder frischen Wind und neue Impulse braucht?“ Nicht zuletzt: „Ob aussichtsreiche Nachfolger zur Verfügung stehen würden?“ Nach Gesprächen mit seiner Familie und seiner Partei sei er schließlich zu dem Entschluss gekommen, bei der Wahl im März 2026 nicht mehr anzutreten. „Einige werden sich jetzt freuen, andere werden es bedauern“, so Feil abschließend, „entweder aus Wertschätzung oder weil ihnen ein liebgewordenes Feindbild abhandenkommen wird.“
Für Feil gilt: „Keiner ist unersetzbar.“ Er sieht die Stadt Laufen mit seiner Verwaltung und seinen Beschäftigten „so gut aufgestellt“, dass (…), wer auch immer künftig das Zepter in unserer Stadt schwingen wird, menschlich wie auch fachlich bestens aufgehoben ist. Und sich unsere Stadt auch in Zukunft sehr positiv entwickeln wird.“ (hhö)