Verhandlung am Schöffengericht geplatzt
Bald Anwalt statt Schleuser vor Gericht? Skurrile Verhandlung am Laufener Amtsgericht
Ein durchschnittlicher Gerichtstag nimmt eine unerwartete Wendung. Ein nicht eingeladener Anwalt betritt die Szene. Warum der Fall nun auch vor Gericht landen könnte.
Laufen – Richter Martin Forster war erkennbar sauer. Aus welchem Grund? Was war passiert im Laufener Amtsgericht? Eigentlich erwartete den Vorsitzenden nur ein Standardfall: Ein Franzose sollte sich wegen einer Schleuserfahrt vor dem Schöffengericht verantworten. Mit dabei die drei Richter, der Staatsanwalt und ein Pflichtverteidiger.
Vorsitzender lässt selbsternannten Wahlverteidiger aus Frankfurt nicht zu
Doch kurz vor Verhandlungsbeginn tauchte ein Rechtsanwalt aus Frankfurt im Gericht auf und präsentierte sich als Wahlverteidiger des Angeklagten. Obwohl Forster diesen Anwalt bereits im Vorfeld zweimal schriftlich abgelehnt hatte, war der dennoch ohne Mandat angereist. Damit nicht genug: Der Anwalt kontaktierte im Foyer des Gerichts unzulässigerweise den Angeklagten und legte dem Franzosen kurz eine Vollmacht vor, die der unterzeichnete.
Die zwei begleitenden Polizeibeamten hatten dem Anwalt den Zugang zum Angeklagten nur gewährt, weil der sich als Wahlverteidiger vorgestellt hatte. Doch das war zu diesem Zeitpunkt unrichtig, oder anders: eine Täuschung. Vom Vorsitzenden daraufhin zur Rede gestellt, behauptete der Frankfurter Anwalt, die Familie des Angeklagten habe ihn beauftragt. Doch der Anwalt hätte sich gegebenenfalls mit dem angeklagten Franzosen selbst ins Benehmen setzen müssen.
Schleuserverhandlung am Schöffengericht geplatzt
Ein möglicher Hintergrund: Schleuserorganisationen stellen geschnappten Fahrern mitunter Anwälte zur Verfügung, weniger um die zu verteidigen, sondern sie zu einem Geständnis in eigener Sache zu bewegen, Hintermänner und Hintergründe aber möglichst unbeleuchtet zu lassen. Richter Forster stellte dazu ausdrücklich fest, dass er dies dem angereisten Anwalt nicht unterstellen wolle.
Auszuschließen aber ist es nicht. Wie geht es jetzt weiter? Forster will den Fall der Anwaltskammer melden, doch wie die damit umgeht, ist ungewiss. Nicht auszuschließen, dass der Anwalt doch noch zum Zug kommt. Oder auch nicht. Sicher ist, dass der Franzose bis zu einem neuen Termin weitere Wochen, vielleicht Monate, in U-Haft verbringen muss.
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