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Die Betreuungssituation auf einen Blick

Kinderbetreuung im Landkreis BGL: Große Unterschiede, lange Wartelisten und zögerliche Ausbaupläne

Betreuungssituation im Landkreis Berchtesgadener Land – ein umfassender Überblick
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Betreuungssituation im Landkreis Berchtesgadener Land – ein umfassender Überblick

Die Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen in den Gemeinden des Landkreises Berchtesgadener Land ist uneinheitlich. Während einige Gemeinden ausreichend Plätze anbieten, haben andere erhebliche Engpässe. Eine Frage bleibt: Wie flexibel ist die kommunale Planung?

Landkreis Berchtesgadener Land – Wie steht es um die Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen in den Gemeinden des Landkreises? Unsere Auswertung zeigt: Die Betreuungssituation ist alles andere als einheitlich. Während manche Kommunen ausreichend Plätze anbieten, kämpfen andere mit deutlichen Engpässen – vor allem im Krippenbereich. Und nicht überall gibt es konkrete Pläne, daran kurzfristig etwas zu ändern.

Für unsere Analyse haben wir Daten aus allen Gemeinden im Landkreis herangezogen, darunter Bad Reichenhall, Freilassing, Berchtesgaden, Laufen bis hin zu den kleinsten Kommunen wie Marktschellenberg, Ramsau oder Schneizlreuth. Die Angaben umfassen jeweils das aktuelle Platzangebot, die ermittelte Bedarfslage zum Herbst 2025, Wartelisten, geplante Erweiterungen sowie Gebührenstrukturen. Im landkreisweiten Schnitt stehen derzeit rund 11,4 Krippenplätze und 55,2 Kindergartenplätze pro 1.000 Einwohner zur Verfügung. Gemeinden, die mehr als 20 Prozent unter diesen Werten liegen, können als strukturell unterversorgt angesehen werden. Abweichungen von mehr als 40 Prozent deuten auf eine deutliche Versorgungslücke hin.

Interaktive Karte mit Daten aus der Region

Krippenplätze: Die Versorgungslücke zieht sich durch viele Gemeinden

Besonders im Krippenbereich zeigt sich ein klares Bild: Die meisten Gemeinden liegen unter dem Landkreisdurchschnitt – manche sogar drastisch. Die Stadt Bad Reichenhall beispielsweise bietet derzeit 86 Krippenplätze für etwa 18.000 Einwohner – das entspricht nur 4,8 Plätzen pro 1.000 Einwohner. Damit liegt die Kurstadt mehr als 58 Prozent unter dem Durchschnitt. Die Konsequenz: 28 Kinder stehen auf der Warteliste. Und das, obwohl der künftige Bedarf mit 114 Plätzen deutlich höher eingeschätzt wird. Um hier gegenzusteuern, plant die Stadt aktiv, die Betreuungssituation durch neue Einrichtungen zu verbessern. Ähnlich angespannt ist die Lage in Freilassing, wo 112 Krippenplätze für rund 18.500 Einwohner bereitstehen – das sind 5,9 Plätze je 1.000 EW, rund 48 Prozent unter dem Schnitt. Immerhin wurde hier der Bedarf von 129 Plätzen fast gedeckt. Die Warteliste ist mit 17 Kindern vergleichsweise kurz, aber eben definitiv vorhanden. Ausbaupläne? In Freilassing allerdings Fehlanzeige.

Eine kleine Ausnahme bildet Laufen: Mit 20 Krippenplätzen für 7.100 Einwohner liegt die Stadt bei 14 Plätzen pro 1.000 Einwohnerüber 20 Prozent über dem Landkreisschnitt. Auffällig: Obwohl der Bedarf offiziell bei nur 15 Plätzen liegt, wurden mehr Plätze geschaffen. Das Ergebnis: Keine Warteliste; und obendrein eine geplante Erweiterung – ein Zeichen vorausschauender Planung. Marktschellenberg erreicht mit 24 Plätzen für 2.000 Einwohner exakt 12 pro 1.000 Einwohner – also ziemlich genau den Durchschnittswert des Landkreises. Keine Kinder auf Warteliste, aber auch keine Pläne für zusätzlichen Ausbau – hier scheint das Angebot momentan zu passen.

  • Insgesamt 3 Gemeinden liegen bei Krippenplätzen deutlich unter dem Schnitt von 11,4 Plätzen pro 1.000 Einwohner.
  • Bei den Kindergartenplätzen sind es sogar 4 Gemeinden, die deutlich unter dem Schnitt von 55,2 Plätzen pro 1.000 Einwohner liegen.

Kindergartenplätze im BGL: Meist solide – mit einer großen Ausnahme

Im Kindergartenbereich zeigt sich ein deutlich ausgeglicheneres Bild – zumindest auf den ersten Blick. So hat Bad Reichenhall 555 Kindergartenplätze, was exakt dem berechneten Bedarf entspricht – keine Über- oder Unterversorgung auf dem Papier, aber 39 Kinder auf der Warteliste. Das wirft Fragen auf: Wie kann es zu so vielen Wartelistenplätzen kommen, wenn das Angebot rechnerisch passt? Ein Hinweis auf saisonale Schwankungen oder Verzögerungen bei Platzvergaben? Auch Freilassing liegt mit 635 Plätzen bei rund 56,8 pro 1.000 Einwohner leicht über dem Schnitt – und ohne Warteliste. Das wirkt solide; ein weiterer Ausbau des Angebots ist nicht in Planung. Vielleicht auch, weil man sich hier auf stabile Anmeldezahlen verlässt. Erstaunlich ist dagegen der Wert in Laufen: 18 Kindergartenplätze für über 7.000 Einwohner? Das ergibt einen rechnerischen Wert von 2,5 Plätzen pro 1.000 Einwohner – ein extremer Ausreißer. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine unvollständige Angabe oder Zählweise, eine derart drastische Unterversorgung wäre in der Praxis kaum denkbar.

Bedarfserhebung: Alle befragt – aber nicht alle planen

Positiv: Alle Gemeinden bis auf Bayerisch Gmain führen Bedarfserhebungen für Krippen- und Kindergartenplätze durch. Das ist eine wichtige Grundlage für gezielte Planung. Laufen, Teisendorf und Ainring planen aufgrund dessen konkret eine Erweiterung – obwohl alle drei eher gut aufgestellt sind. Umgekehrt zeigt sich Freilassing, trotz Wartelisten und klar erkennbarem Bedarf, aktuell nicht ausbauwillig.

Die Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen im Landkreis Berchtesgadener Land zeigt somit insgesamt ein gemischtes Bild. Während kleinere Gemeinden wie Marktschellenberg recht solide aufgestellt sind, geraten größere Städte wie Bad Reichenhall oder Freilassing trotz ihres breiteren Angebots in Zukunft möglicherweise unter Druck – vor allem bei den Krippenplätzen. Erfreulich ist, dass alle untersuchten Kommunen regelmäßig den Bedarf erheben – das ist nicht selbstverständlich. Doch aus den Ergebnissen werden offenbar nicht überall Konsequenzen gezogen. Eine Diskrepanz, die Fragen aufwirft: Wie flexibel ist die kommunale Planung wirklich? Und wie schnell kann auf demografische Entwicklungen reagiert werden? Fragen, denen wir im Rahmen unseres Themenschwerpunkts „Leben & Lernen“ weiter auf den Grund gehen. (sl)

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