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Agrar-Aufschrei und Traktor-Tross

Diesen Landwirtinnen reicht’s: Berchtesgadener Orga-Team über die Bauern-Demo

Landwirtin Katharina Walch (links) und Mitstreiterin Julia Weindl sind Teil des Orga-Teams im Berchtesgadener Talkessel.
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„Unsere Botschaft wird nicht zu überhören sein”: Landwirtin Katharina Walch (links) und Mitstreiterin Julia Weindl sind Teil des Orga-Teams im Berchtesgadener Talkessel.

Den Plastik-Traktor hat Landwirtin Katharina Walch von ihren Kindern geliehen und in Szene gesetzt – mitten im Ort. Ein Orga-Team aus Landwirten, Spediteuren und Mittelständlern koordiniert die anstehenden Aktionen ab 8. Januar. „Unsere Botschaft wird nicht zu überhören sein“, kündigt Walchs Mitstreiterin Julia Weindl an.

Berchtesgadener Land – Viel ist gesagt worden in den vergangenen Wochen, seitdem bekannt ist, dass für Landwirte ein ordentlicher Batzen Subventionen wegfallen. Die Agrardieselsubvention: vorerst gestrichen. Weggefallen (vorerst): die Kfz-Steuerbefreiung für Traktoren. Und als Julia Weindl dann die Idee hatte, die Berchtesgadener Landwirte doch auf die Straße zu bringen, war die Resonanz so groß, dass die Schönauerin erst mal schlucken musste. Mit Traktoren, Bulldogs und Lkw kamen sie angefahren. Die Polizei münzte das Spontantreffen im Dezember schnell in eine Versammlung um.

Ein ganzes Land geht auf die Straße

Ein ganzes Land will nun auf die Straße gehen, die Bauern vorneweg. Sie laufen Sturm, koordiniert vom Bauernverband und der Landwirtschaft verbindet Deutschland e.V. (LSV). Etliche andere Branchen sollen sich dem Protest anschließen. 

Im Berchtesgadener Land haben sich seitdem WhatsApp-Gruppen gegründet, mit tausenden Mitgliedern. Alles soll kommende Woche so geordnet wie möglich ablaufen, wenn ab 8. Januar die Straßen voll sein werden und wenn bei einer Sternfahrt durch den Landkreis am Ende Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in Bad Reichenhall sprechen wird (10. Januar). Auch in Berchtesgaden soll es, zentral im Ort, eine Kundgebung geben. Noch liegt dafür keine Genehmigung des Landratsamtes vor, sagt Julia Weindl. 

Es brauchte einen Anstoß, dass sich die hiesigen Landwirte in der Region organisieren. Julia Weindl und Katharina Walch sind Teil des Orga-Teams Berchtesgaden. „Ich habe ein großes Netzwerk“, sagt Katharina Walch, ausgebildete Agrarbürofachkraft. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie einen Bergbauernhof in Berchtesgaden. Sie ist Nebenerwerbslandwirtin, so wie viele im Ort. Sie hat Kinder, sie geht einem Vollzeitjob nach. Und dass es ihre Landwirtschaft noch gibt, hat vor allem mit „viel Leidenschaft“ zu tun, sagt sie. „Wenn man mit Landwirtschaft aufgewachsen ist, liegt einem das eben am Herzen.“ Von politischer Seite würden den Landwirten schon lange immer mehr Steine in den Weg gelegt. Ständig neue Maßnahmen, Regeln, Gesetze – Bürokratie noch und nöcher. 

„Wir Bauern werden seit langem gegängelt“

Zehn Stück Milchvieh stehen bei ihr im Stall, eine eigene Nachzucht, zudem Kleintiere, alles neben dem Vollzeitjob. „Wir Bauern werden seit langem gegängelt“, sagt Katharina Walch. Wenn das so weitergehe, sei die regionale Bauernschaft am Ende. Als „himmelschreiend ungerecht“ empfindet Julia Weindl all die politischen Entscheidungen der vergangenen Zeit. „Ich sehe nicht ein, dass ein verfassungswidriger Haushalt auf dem Rücken von Landwirten und weiteren Berufsgruppen ausgetragen wird“, sagt sie.

Katharina Walch liefert ihre Milch an die Milchwerke in Piding, eine genossenschaftliche Molkerei. 1800 Landwirte sind dort zusammengeschlossen. „Bis der Liter Milch am Ende beim Kunden ist, wurde viermal Lkw-Maut erhoben“, sagt Walch. Sie empfindet das als Irrsinn, zumal die Erhöhung nun erneut zu Preiserhöhungen führen werde. Sie kennt viele, die keine Lust mehr haben, wenn die Arbeit immer mehr, der Ertrag aber immer kleiner wird. Es soll keine Drohung sein, aber: „Die Leute denken ans Aufhören.“ 

Ein Landwirt aus Saaldorf-Surheim hat vorgerechnet, was ihn allein die Kfz-Steuer nun kosten wird: rund 1000 Euro mehr im Monat. „Die Planungssicherheit fällt weg“, ärgert sich Landwirtin Walch. „Wir sind schon bald nicht mehr wettbewerbsfähig.“

„Unsere schiere Masse wird es machen“

An „Recht und Gesetz“ wollen sie sich kommende Woche halten. Alle Vorschriften umsetzen. Eine ordentliche Demo organisieren – und sich abgrenzen von Gruppen, die den Protest instrumentalisieren. Angriffspunkte soll es nicht geben. Fast hört es sich wie eine Drohung an: „Unsere schiere Masse wird es machen“, sagen die beiden Frauen. 

Dass so viele mitmachen wollen, freut die zwei. „Und es werden von Tag zu Tag mehr“, sagt Julia Weindl.

Ob Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee: Überall stehen nun Traktoren und Anhänger mit Bannern auf Feldern: „Ohne Bauernschaft keine Kulturlandschaft – #EsReicht“, heißt es etwa. Die Landwirte sind kreativ geworden. Dutzende Bilder werden in Social Media geteilt. „Es muss wieder im Sinne der Bürger regiert werden“, fordert Julia Weindl. 

Die große Demonstration im Berchtesgadener Talkessel ist für Montag, 8. Januar, um 13.30 Uhr angekündigt.

kp

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