Auch „Kinder frei-Regel“ geändert
„Können nicht alles günstig anbieten“: Schwimmen im Badylon-Hallenbad wird deutlich teurer
Dass ein städtisches Hallenbad ein Zuschussbetrieb ist liegt auf der Hand. Wenn aber der Betrieb eines Hallenbades rund 2 Million Euro pro Jahr verschlingt und dem nur rund 250.000 Euro an Einnahmen entgegenstehen, dann ist wohl eine finanzielle Sparwelle nicht vermeidbar. Der Finanzausschuss hatte sich schon auf ein Gesamtpaket geeinigt, das der Bürgermeister in einzelnen Punkten aber wieder aufschnüren wollte. Eine verbale Wasserschlacht war vor allem die Frage, sollen Kinder wie bisher bis 6 Jahre befreit sein oder, wie geplant nur mehr bis vier Jahre.
Freilassing – Die vielen Neubauten in der Stadt wie Grundschule und Mittelschule hinterlassen naturgemäß ihre Spuren im Haushalt der Stadt, mehr Ausgaben bedeutet entweder, mehr Einnahmen, mehr Kredite oder eben an anderer Stelle sparen. An Letzterem versuchte sich der Finanzausschuss und legte eine Liste an Preiserhöhungen vor, die dem Bürgermeister in Teilen gar nicht schmeckten.
Einig war man sich schnell bei der Erhöhung von 7 auf 9 Euro für den Badetag ab 1. Januar 2024, was für Gäste, die tatsächlich den ganzen Tag im Badylon bleiben, immer noch mehr als günstig ist. Der ermäßigte Eintritt für Kinder wird von 5 Euro auf 7 Euro erhöht, bei der Frage, bis wann Kinder befreit sind gingen die Meinungen im Stadtrat auseinander. Vor allem Bürgermeister Markus Hiebl preschte vor und meinte, er sei weiterhin für die Befreiung bis 6 Jahre, „Kinder gewöhnen sich zwischen 4 und 6 Jahren am besten an das Wasser und lernen dadurch schwimmen, das sollten wir als Familienbad weiterhin unterstützen“. Der freie Eintritt für Kinder bis 6 Jahre animiere die Eltern ins Badylon zu gehen, so der Familienvater Hiebl.
Bürgermeister versenkt Empfehlung des Finanzausschusses
Wolfgang Hartmann von den Grünen war entsetzt, dass der Bürgermeister die einstimmige Empfehlung des Finanzausschusses regelrecht versenkte und meinte, man könne über einzelne Punkte noch diskutieren und dann getrennt abstimmen. „Im Finanzausschuss waren wir uns einig, dass bei Ausgaben von zwei Millionen Euro pro Jahr und Einnahmen von gerade einmal 250.000 Euro an vielen Schrauben gedreht werden muss“. Hiebl blieb dabei, „beim Punkt Kinder frei nur bis 4 Jahre werde ich mit Nein stimmen“.
Max Standl (CSU): „Können nicht alles billig zur Verfügung stellen“
Für die CSU stellte Max Standl fest, dass man sich im Ausschuss auf eine Gesamtabstimmung über das Paket geeinigt habe, „außerdem ist das mit dem Alter der Kinder ohnehin schwierig, weil wir keinen Ausweis verlangen, jetzt rutschen vielleicht auch 7-Jährige noch als 6-Jährige durch“. Ja, Preiserhöhungen seien schwierig, „aber wir können nicht alles billig dem Bürger zur Verfügung stellen“.
Julia Albrecht (FW): „Familien steht Wasser bis zum Hals“
Einzig Julia Albrecht von den Freien Wählern schwamm auf die Bahn des Bürgermeisters, die Stadt hätte bereits höhere Preise für Kindergärten und Mittagessen beschlossen, jetzt auch noch das Badylon, also den Familien steht das Wasser bis zum Hals“. Die Abstimmung zeigte dann eine knappe Mehrheit für die Empfehlung des Finanzausschusses, also Kinder bis 4 Jahre schwimmen gratis, bisher waren es 6 Jahre.
Die weiteren Punkte:
- Einzeleintritt: 9 Euro (bisher 7 Euro)
- Ermäßigter Eintritt, z.B. für Kinder ab 4 Jahren: 7 Euro (5 Euro)
- Schwimmertarif (neu 2 Stunden): 5 Euro (bisher 3 Euro)
„Aus“ für 200-Euro-Geldwertkarte
Hitzig wurde es dann im Stadtrat noch einmal um das geplante „Aus“ für die Geldwertkarte. Man habe bisher über 1100 Geldwertkarten verkauft, 230 davon wurden auch wieder aufgeladen, „das ist eine ganze Menge“, findet der Bürgermeister. „Für den 20-Prozent-Rabatt können wir Stammgäste binden, die Kundenzufriedenheit erhöhen und auch das Konsumverhalten im Lokal ist besser“.
Dass auch hier Markus Hiebl von der Empfehlung des Finanzausschusses abweichen wollte ließ Walter Hasenknopf von den Freien Wählern auftauchen: „Wir haben im Finanzausschuss über zwei Stunden diskutiert und jetzt werfen wir alles über den Haufen?“ Wozu habe man denn überhaupt einen vorbereitenden Ausschuss? Hiebl blieb in seiner Schwimmbahn, „eine Vorberatung heißt ja nicht, dass im Stadtrat nicht erneut diskutiert und anders entschieden werden darf“.
„Kinder frei“ nur mehr bis 4 Jahre
Wolfgang Hartmann von den Grünen versuchte den Bürgermeister zu überzeugen, die 20-Prozent-Rabattkarte habe man vor Jahren „mal eben locker festgelegt, aber wenn wir sparen wollen und müssen dann können wir nicht in einer öffentlichen Sitzung alles möglichst günstig lassen, nur weil es sich gut anhört“. Die Stadt könne ihre Großzügigkeit angesichts der angespannten Haushaltslage nicht weiter aufrechterhalten, „ich bin dafür die Überlegungen des Finanzausschusses entsprechend ernst zu nehmen“.
In beiden Punkten setzte sich am Ende der Bürgermeister nicht durch, die „200-Euro-Geldwertkarte“ läuft aus und einen freien Eintritt für Kinder gibt es ab nächstem Jahr nur mehr bis zum 4. Geburtstag.
hud