Ankerhunde aus Freilassing suchen ein Zuhause
Hund Bubi von Kindern traktiert? „Vor der Adoption war er ein unkomplizierter Junghund“
„Bubi war ein ganz unkomplizierter Junghund.“ Die Vorsitzende des Freilassinger Vereins Ankerhunde, Sabine Ittmann vermutet: Er wurde von den Kindern der Adoptionsfamilie traktiert, denn: „Bubi ist immer noch total lieb, aber er hat schreckliche Angst vor Kindern.“ Zusammen mit Karli, den wir im ersten Teil vorgestellt haben, sitzt Bubi grade in einer Hundepension in Neuötting fest und wartet auf sein Glück: Im zweiten Teil erfahrt ihr mehr zur Arbeit des Vereins in Bosnien und über Bubi - vielleicht bald euer Mitbewohner?
Freilassing – „Wir wissen nicht, was da vorgefallen ist. Auf jeden Fall ist er absolut traumatisiert, was Kinder anbelangt.“ Katrin Berners Hunde Kompetenz Zentrum in Neuötting ist Bubis derzeitiges Zuhause. Der Freilassinger Verein Ankerhunde zahlt für den eineinhalb Jahre alten Rüden die Pensionsgebühr, wie auch für Karli, den wir euch im ersten Teil vorgestellt haben. Das ist immer dann der Fall, wenn bereits vermittelte Hunde bei ihren Familien wieder ausziehen müssen.
Von Kindern traumatisiert
Eigentlich freuen sich die Ehrenamtlichen des Vereins zu Beginn. Bubi, der als Welpe in Bosnien eiskalt ausgesetzt wurde, kann schnell in Deutschland vermittelt werden. Dann aber der Anruf der Familie - Bubi muss ausziehen, die Kinder hätten Angst. Das geht Bubi andersrum genauso: „Da muss was Traumatisches passiert sein. Wenn Bubi kleine Kinder sieht, dreht er durch“, bestätigt Katrin Berner.
Besonders traurig: Vor der Vermittlung in die Familie ist Bubi komplett verhaltensunauffällig: „Er hat ja bei unserem Tierarzt in Bosnien gelebt, dann bei unserer bosnischen Pflegestelle Tiziana, die haben auch alle Kinder, da gab es nie ein Problem.“ Sabine Ittmann ist die Vorsitzende des Vereins Ankerhunde in Freilassing. Im ersten Teil haben wir bereits mit ihr über die Anfänge des Vereins gesprochen und wie Sabine zum Tierschutz kam. Jetzt wollen wir wissen: Wie sieht die Arbeit des Vereins im Detail aus?
Tierschutz in Bosnien - bis zu 80 Hunde auf vereinseigener Ranch
Das Hundeelend in Bosnien ist groß, Sabine beschließt, mit zwei anderen Frauen, zu helfen. Sie gründen einen Verein: „Dann haben wir uns als Erstes einen Bus gekauft.“ Dort können sie zunächst vor Ort Futter und Medikamente lagern. Bald reicht das aber für die vielen Hunde nicht mehr aus: „Wir haben dann ein großes Grundstück vor Ort gekauft und ein Haus darauf gebaut, unsere Ranch, alles privat mit eigenen Mitteln“ Dort finden gerade zirka 80 Hunde Zuflucht und warten auf eine bessere Zukunft.
Allein für Quarantänegebühren im Monat 37.000 Euro bezahlt
Zwei Damen, erzählt Sabine, seien fest angestellt, um die Vierbeiner vor Ort zu betreuen. Weitere bosnische Pflegestellen können zum Beispiel sehr junge Hunde, wie Bubi damals, aufnehmen, bis sie vermittelt sind. Dann beginnt eine anstrengende Reise für die Fellnasen, denn: Bosnien gehört nicht zur Europäischen Union, die Hunde müssen vor der Ausreise in Quarantäne: „Wir haben im August allein für die Quarantäne der Hunde und die Fahrt nach Deutschland 37.000 Euro gezahlt.“ Dazu kämen noch Geld für Tierarzt, Medikamente und Futter, Halsbänder, Leinen, Decken, Körbchen - die Liste ist endlos. Jede Spende zählt.
Schnäppchenshop und Flohmarkt für den guten Zweck
Zum Glück sei der Verein bereits gut etabliert, es gäbe viele Ehrenamtliche, die mitanpacken. Mittlerweile konnte in Freilassing auch eine Halle angemietet werden. Dort sind Interessierte zu den jeweiligen Öffnungszeiten herzlich eingeladen, vorbeizukommen, um den Verein besser kennenzulernen. Auch ihre „Schützlinge“ treffen dort jeden Freitag ein und werden von ihren neuen Besitzern in Empfang genommen. Außerdem gibt es dort einen kleinen Hundemarkt mit verschiedenen Artikeln rund um den Vierbeiner. Jeden ersten Samstag im Monat findet ein Flohmarkt statt.
Bubi hat doppelt Pech: Erst ausgesetzt, dann von Kindern traktiert
Für Sabine und ihre Kolleginnen ist die Tierschutzarbeit eine Herzensangelegenheit. Sie widmen ihr Leben den ausgesetzten, obdachlosen, den verletzten und gequälten Hunden - Hunden wie Bubi. Er hatte nur leider das Pech, dass er bei der falschen Familie gelandet ist. Trotz dessen, dass die Mitarbeiter des Vereins bei den Bewerbern eines Hundes Vorkontrollen durchführen, das neue Zuhause durchleuchten. Bedauerlicherweise könnte man, so Sabine, nie einhundert Prozent sicher gehen. Jetzt soll der freundliche Rüde aber endlich neu durchstarten: Katrin, bei der Bubi derzeit wohnt, weiß, wie das gelingen kann:
Ein junger Rüde kämpft gegen sein Trauma
Bubi habe trotz seiner traumatischen Erlebnisse gute Fortschritte gemacht. Zu Beginn, so Katrin, hätte er sich nicht mal anfassen lassen: „Er ist ein super freundlicher Hund, der mittlerweile richtig gern schmust. Anfangs ist er etwas schüchtern, aber das ist nach einer halben Stunde vergessen. Mit Leckerlis taut er schnell auf, dann findet er dich toll.“ Kinder sollten natürlich nicht im neuen Zuhause wohnen, das sei absolut tabu. Seine Angst Kindern gegenüber sei vermutlich dauerhaft nicht zu ändern.
„Eigentlich ein unkomplizierter Hund“ - Wer gibt Bubi eine Chance?
Ein Garten wäre toll, er würde laut Katrin schon mal melden, wenn Leute vorbeigehen. Er sei aber kein Dauerkläffer. Bubi geht schon gut an der Leine, sogar der Rückruf klappt. Er versteht sich super mit Artgenossen, egal ob Rüde oder Hündin. Ein bereits vorhandener, souveräner Hund im Haus wäre sicher für ihn hilfreich. Nach einer Eingewöhnungsphase könne man ihn bestimmt auch mal ein paar Stunden alleine lassen. Er ist erst eineinhalb Jahre alt, da wolle sich Bubi natürlich auch genügend auspowern. Traumzuhause?
„Am besten wäre für Bubi ein Ehepaar, wo vielleicht einer nicht arbeitet, oder schon in Rente ist, und trotzdem noch fit, um mit ihm rauszugehen und ihn zu bewegen.“ Mit einem Grundstück und definitiv ohne Kinder. Bubi sei eigentlich ein relativ unkomplizierter, lieber Hund, der einfach eine zweite Chance verdient habe. Seid ihr Bubis zweite Chance? Meldet euch bei Ankerhunde e.V. und tretet mit dem Verein in Kontakt. Ihr könnt Bubi dann auch in Neuötting persönlich kennenlernen und vielleicht erobert der Süße dann im Sturm euer Herz.
