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Tierheim Freilassing

Happy End für Problemhund Buddy: Neues Zuhause dank unglaublicher Pflegeeltern

Der Malinios-Rüde Buddy steht im Wasser eines Bergsees.
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Buddy wurde eines Nachts einfach an der B20 bei Laufen ausgesetzt. Ohne Leine irrte er einen Tag lang dort umher.

„Was ihr für Buddy getan habt, ist unglaublich“: Mit diesen Worten bedankt sich der Tierschutzverein Freilassing bei Helena und Mathias aus Teisendorf. Obwohl sie schon sechs Hunde haben, obwohl Buddy ein Problemfall ist, obwohl er zweimal operiert werden muss: Sie kümmern sich um ihn, übernehmen die Kosten und finden für ihn sogar noch ein neues Für-Immer-Zuhause. Eine Geschichte, die berührt und inspiriert.

Freilassing/Teisendorf - Sie hätten gute Gründe dafür gehabt, Nein zu sagen. Etwa, weil sie schon sechs Hunde haben. Oder weil Helena Wimmer mit ihrer Hundeschule schon genügend zu tun hat. Weil Buddy kein einfacher Hund ist. Er wird eines Tages einfach nachts an der B20 bei Laufen ausgesetzt. Ohne Leine irrt er dort einen Tag verängstigt und verzweifelt herum, bis ihn Tierschützerinnen mit einer Lebendfalle einfangen und zum Tierheim Freilassing bringen. Dort droht ihm ein ähnliches Schicksal wie anderen Dauergästen und Problemfällen.

Doch für Helena und ihren Partner Matthias ist er nicht der erste Pflegehund. Vermutlich ist es einfach Schicksal, dass sie im Sommer 2023 beim Tag der offenen Tür im Tierheim Freilassing auf Buddy treffen. Helena hat viel Erfahrung mit der Rasse Malinois. Sie weiß, wie sie ticken, die „Malis“ - so nennt sie die kurzhaarige Variante des belgischen Schäferhundes gerne. Sie weiß, was sie brauchen und was nicht.

„Seine erste Amtshandlung uns gegenüber: Er hat sich regelrecht in einen Baum verbissen.“

Die Allermeisten hätten wohl bei einer Erstbegegnung mit einem Hund, wie sie Helena und Mathias mit Buddy erlebt haben, Abstand genommen. „Seine erste Amtshandlung uns gegenüber, als wir ihn im Freiluftgehege getroffen haben: Er hat sich regelrecht in einen Baum verbissen“, erinnert sich die 26-Jährige noch gut zurück. Dem Malinois-Rüde ist deutlich anzusehen, dass ihm der Tierheim-Aufenthalt nicht guttut. Nicht, weil sich die Tierschützer zu wenig um ihn kümmern, sondern weil es ihm zu viel Trubel ist. „Er war abgemagert, hatte schlechtes Fell, knallrote Augen, hechelte vor lauter Stress ständig: Man hat sofort gesehen, dass er sich hier nicht wohlfühlt“, sagt Helena.

Helena hat Buddy wieder in die richtige Spur gebracht.

Er muss aus dem Tierheim raus und zu einer Pflegestelle, die Angelegenheit wird immer dringender. Und Helena wird von Buddys Verhalten nicht abgeschreckt, im Gegenteil. Sie liebt Hunde, „die nicht zu allem Ja und Amen sagen, die ihren eigenen Ecken und Kanten haben“. Und die „Malis“ sind Herzenshunde, findet sie, und schon nach wenigen Augenblicken wird ihr freudestrahlend klar: Sie will Buddy mitnehmen. Gesagt, getan: Der Entschluss wird schnell umgesetzt, doch die eigentliche Arbeit steht erst bevor. Die 26-jährige Hundetrainerin scheut die Herausforderung nicht, sie sucht sie eher. Und sie findet: Man soll einen Hund nicht komplett verbiegen, sondern ihm klare Grenzen setzen. Das ist auch bei Buddy notwendig - dringend notwendig.

Aller Anfang ist schwer

Bei ihrer ersten Gassirunde beim Tierheim ohne die Mitarbeiter fängt er an, die Leine durchzubeißen. „Ich dachte schon: Toll, was machst du jetzt, wenn er nicht aufhört? Er war noch zu fremd, als dass ich mich getraut hätte, ihm ans Geschirr zu langen.“ Sie befürchtet, dass er sich vielleicht losreißt und durch die Gegend rennt. Doch sie kann ihn mit klaren Ansagen - inklusive auf den Boden stampfen - zumindest in dieser Hinsicht zur Besinnung bringen. „Dafür hat er mich dann an der Leine durch den Spaziergang gezogen“, muss sich beim Rückblick daran lachen.

Helena Wimmer mit ihren anderen Hunden und Buddy (Maulkorb).

Als Buddy in sein neues, vorübergehendes Zuhause bei der Pflegestelle kommt, hören die Probleme nicht auf. Er knurrt die anderen Hunde an, pöbelt und animiert diese zum Raufen. „Ich habe ihm beigebracht, sich hinten anzustellen, Regeln zu akzeptieren und auch mal wirklich Ruhe zu finden. Malis müssen immer alles beobachten und kontrollieren, sie fühlen sich für alles verantwortlich. Sie stehen quasi unter Dauerstrom“, schildert die Teisendorferin einige der typischen Charaktereigenschaften dieser Rasse. Doch sie bemerkt schnell: Buddy ist nur ein „Mali light“, für diese Rasse sei er sehr gut zu führen.

Zwei Operationen und Physiotherapie aus eigener Tasche bezahlt

Der Rüde macht tolle Fortschritte, doch dann erleidet er einen schweren Bandscheibenvorfall. Er wird zweimal operiert, muss noch immer zur Physiotherapie. Helena und Mathias zahlen alles aus eigener Tasche. „Das war nicht wenig“, gibt die 26-Jährige zu, „doch für uns war es eine Spende ans Tierheim. Wenn wir einen Pflegehund aufnehmen, dann behandeln wir ihn wie unseren eigenen Hund.“ Das schließe Futter und Aktivitäten genauso mit ein wie den Tierarzt. „Wenn wir uns das nicht leisten könnten oder keine Zeit dafür hätten, würden wir das alles nicht machen. Und wir wollen keine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Hunden.“

Die tolle Entwicklung von Buddy hält Helena auch in Facebook und Instagram fest: In einem Reel zeigt sie in einem Werdegang des Rüden die Höhen und Tiefen von ihm. Die Inhalte werden viel geteilt, sie erzielt damit eine große Reichweite - und findet dadurch ein neues Zuhause für ihn. Über Facebook meldet sich Mitte Januar eine Frau aus der Nähe von Hanau. Sie schreiben viel, telefonieren, tauschen sich über seine guten und schwierigen Seiten aus. Helena erzählt ihr, dass Buddy mittlerweile ohne Leine Gassi geht, und selbst bei Hasen oder Rehen nicht davon rennt. Sie weiß auch aus ihrer Hundeschule: „Malis“ sind keine Familien- und erst recht keine Trendhunde, wie sie im Internet immer wieder dargestellt werden.

Neue Besitzer erstmal völlig uninteressant

„Das sind kleine Soldaten, die Anweisungen und Action brauchen, aber auch klare und konsequente Regeln. Die sind immer auf 180, haben ständig Hummeln im Po“, erläutert die 26-Jährige. Die Interessentin aus Hanau lässt nicht locker, nimmt auch mit dem Tierheim Kontakt auf, füllt einen Interessentenbogen aus, tauscht sich wieder viel mit Helena aus. Sie hat ein gutes Gefühl und es kommt zum ersten Kennenlernen mit Buddy in der Hundeschule. Doch der interessiert sich nur für seine Pflegemama. Die künftigen Besitzer? Erstmal völlig uninteressant! Doch dann gehen sie ohne Helena mit ihm Gassi, alles scheint zu passen, das gute Gefühl bleibt.

Und dann heißt es einen Monat später plötzlich Abschied nehmen. „Das war schlimm und es sind einige Tränen geflossen, das war herzzerreißend. Aber es ist das Beste für ihn und wir freuen uns sehr darüber, dass er so tolle neue Besitzer gefunden hat“, betont Helena. Sie merkt einfach, wie die Hanauerin ein gutes Timing hat, wie sie offen für die Herausforderung ist und all die „Päckchen“, die der Rüde mich sich herumträgt, akzeptiert. „Sie hat einfach Bock, sich darauf einzulassen, und wir haben ein sehr gutes Bauchgefühl.“

Auch wenn der Abschied nur wenige Tage zurückliegt: Helena und ihr Partner planen, ihren Buddy in seinem neuen Zuhause zu besuchen. Für sie ist klar: Wenn es dort doch nicht funktionieren sollte, nehmen sie ihn wieder als Pflegehund. Doch so weit soll es am besten nicht kommen. „Er soll sich jetzt von uns abnabeln und in seinem neuen Zuhause ankommen. In ein paar Monaten schauen wir mal bei ihm vorbei“, freut sich Helena schon jetzt darauf, ihren „Mali“ wiederzusehen.

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