Landratsamt rät vom Schwimmen ab
Baden trotz Blaualgen-Alarm: Wie gefährlich ist es am Abtsdorfer See?
Es sind die letzten Sommertage und was bietet sich da mehr an als ein abkühlender Sprung in einen der örtlichen Badeseen? Doch am Abtsdorfer See rät das Landratsamt vom Baden ab. Der Grund: Gesundheitliche Risiken durch Blaualgen. Wissen das die Badegäste überhaupt und unterlassen sie das Schwimmen im See?
Saaldorf-Surheim/Laufen – Es ist ein heißer, sonniger Montagnachmittag, der letzte Ferientag in Bayern. Auf dem Parkplatz des Freizeitgeländes am Abtsdorfer See sieht man allerdings nur etwa 40 Autos stehen. Einige Erwachsene sonnen sich auf der Wiese. Was auffällt: Es sind keine Kinder da. Seitdem das Landratsamt wegen Blaualgen empfohlen hat, nicht zu baden, ist es ruhiger geworden um den beliebten Badesee.
Blaualgen sind Bakterien. Sie werden auch Cyanobakterien genannt, können in warmen und nährstoffreichen Seen auftreten und unter bestimmten Wetterbedingungen im Sommer zu einer Massenentwicklung führen, die als „Algenblüte“ bezeichnet wird. Einige Arten von Blaualgen können giftige Substanzen, wie Microcystin, freisetzen, die gesundheitliche Risiken darstellen können. Verschlucken von mit Blaualgen kontaminiertem Wasser kann zu leichten und vorübergehenden Gesundheitsproblemen führen, wie Reizungen der Haut und Schleimhäute. Bei Aufnahme größerer Mengen Blaualgen können schwerwiegendere Symptome wie Erbrechen, Durchfall und sogar Leberschädigungen auftreten. Kleinkinder, die im Uferbereich spielen und häufig Sand und Wasser in den Mund nehmen, bilden eine besondere Risikogruppe.
Einige gehen trotzdem baden
Dennoch wagen sich auch an diesem Tag einige in den See. Wir treffen auf dem Gelände auf eine Gruppe Damen, die überhaupt kein Problem mit den Blaualgen zu haben scheint. Alle bestätigen uns, dass sie trotzdem schwimmen gehen. „Früher waren da richtige Teppiche, jetzt ist nichts zu sehen“, erklärt eine von ihnen. Wichtig sei jedoch, kein Wasser zu schlucken, nicht zu viel Wasser aufzuwirbeln, etwa durch Kraulschwimmen, und sich nach dem Baden abzuduschen.
Keine Warnhinweise direkt am See
Eine der Damen distanziert sich allerdings ein wenig. „Ich gehe zwar schon hinein, aber ich hatte vor fünf Jahren eine Lungenentzündung infolge der Blaualgen. Die Warnung, die damals am Kiosk angeschlagen war, habe ich zu spät gelesen.“ Von Warnhinweisen ist auf dem Areal aber derzeit nichts zu sehen.
Für das Freizeitgelände ist der Landkreis Berchtesgadener Land zuständig. „Bei stärker ausgeprägter Trübung (Sichttiefe <1 m), lockeren Schlieren und Aufrahmungen durch Cyanobakterien oder Cyanobakterienbiovolumina sollten Warnhinweise an die Bevölkerung gegeben werden. Dies wurde über sämtliche Medienkanäle (soziale Medien, Tagespresse) erreicht“, heißt es vom Landratsamt auf Anfrage. Bisher wurde aber eben nur davon abgeraten zu baden und kein Badeverbot erlassen. „Im Falle eines Badeverbotes, würden von Seiten des Gesundheitsamts Berchtesgadener Land neben den allgemeinen Warnhinweisen (soziale Medien, Tagespresse), auch Verbotstafeln aufgestellt werden.“
„Ich bin dafür, dass man eine Warnung hier aushängt“, sagt die Frau uns weiter. „Dann kann man entscheiden, ob man das Risiko eingeht oder nicht.“ Sie selbst spüle sich direkt nach dem Baden mit Wasser ab, denn auch ihre Haut reagiere auf die Algen. Zudem informiere sie andere Badegäste. „Einer Mutter mit Kindern habe ich es heute erst gesagt, die sind dann aus dem Wasser raus.“ Ein anderer See kommt für die Rentnerin trotz der Blaualgen jedoch nicht infrage. „Ich komme seit 40 Jahren hierher und habe keinen Plan B“, lacht sie.
Ein ähnliches Bild am Strandbad
Mit Humor nimmt es auch der Wirt Robert Feichtenschlager vom Strandbad, nur wenige hundert Meter weiter. „Ich hätte liebe grüne Algen statt blaue, aber die waren aus“, scherzt er. Auf seiner Seeterrasse ist fast jeder Platz besetzt. „Die Leute kommen nicht unbedingt nur zum Baden hierher, deswegen habe ich auch nicht bemerkt, dass weniger los wäre.“ Von den Blaualgen hat er auch nur durch Erzählungen von anderen erfahren. „Letztes Jahr war nichts, und dieses Jahr dachte ich nicht, dass noch etwas kommt.“ Gelassen sehen es wohl auch die etwa zehn Schwimmenden vor Ort. Aber auch hier: Keine Kinder.
Ist das Baden nun gefährlich oder nicht?
Das Landratsamt gibt hier die Auskunft: „Eine Aufnahme von Cyanotoxinen durch die Haut ist unwahrscheinlich. Allerdings können manche Wirkstoffe der Cyanobakterien die Haut reizen, Entzündungen oder allergische Reaktionen auslösen. Lebensgefahr kann bestehen, wenn Kinder viel Wasser schlucken. Beim intensiven Toben tun sie das, z.B. beim Handstand unter Wasser oder gegenseitigem Untertauchen – insbesondere in den flachen Bereichen, in denen sich die dickste Blaualgenblüte ansammelt.“ Somit haben zumindest die Eltern an diesem Nachmittag alles richtig gemacht und sind woanders oder nicht baden gegangen.
Tödliche Gefahr besteht übrigens für Hunde und andere Haustiere, „wenn sie sich nach dem Baden die schlierenartige Blaualgenblüte aus dem Fell lecken“, so das Landratsamt. Aber auch Hunde sieht man an dem schönen Tag nicht im Wasser herumtollen.
Ein Ende der Algenblüte ist in Sicht
Optimal ist für die Vermehrung von Blaualgen eine Wassertemperatur von über 25 Grad Celsius. Mit dem Ende des Sommers und dem Abfallen der Temperaturen dürfte sich die Lage bezüglich der Blaualgen am Abtsdorfer See auch wieder entspannen. „Grundsätzlich führt die Abwesenheit von fördernden Faktoren – hierzu zählen wie bereits genannt hohe Sonneneinstrahlung, Stagnation, hoher Nährstoffgehalt und hohe Wassertemperaturen – dazu, dass sich die Blaualgenvorkommen zurückbilden“, erklärt das Landratsamt. Bis dahin muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er den Sprung ins kühle Nass am Abtsdorfer See wagen möchte oder nicht.
mf

