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„Investor will Hotel- und kein Wohnprojekt“

Planungen zum mit Abstand größten Hotelprojekt im Berchtesgadener Land laufen

Steht seit 26 Jahren leer und verfällt: die Kurklinik Stanggaß. Das Hotelprojekt soll auf einer Fläche von vier Hektar realisiert werden.
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Steht seit 26 Jahren leer und verfällt: die Kurklinik Stanggaß. Das Hotelprojekt soll auf einer Fläche von vier Hektar realisiert werden.

Dass das Megaprojekt in Bischofswiesen, ein von Investoren getragenes alpines Dorf mit mehreren Häusern und 120 Zimmern irgendwann doch noch Realität wird, daran glaubt Dr. Bartl Wimmer, Vorsitzender der Tourismusregion Bergerlebnis Berchtesgaden, derzeit nur bedingt und äußert sich kritisch. Gemeinde und Investorenvertreter sind überzeugt, etwas Großes auf die Beine zu stellen. 

Bischofswiesen - Über Tourismusdruck und Wohnungsnot - darüber diskutierten gerade Wissenschaftler und Touristiker im Alpen Congress in Berchtesgaden. Klar ist: Ein Weiter-so-wie-bisher wird nicht funktionieren, wenn Einheimische, Urlauber und zugezogene Arbeitskräfte koexistieren wollen. In einer wissenschaftlichen Studie haben Mitarbeiter der Universität Eichstätt-Ingolstadt Zusammenhänge zwischen Tourismus, fehlendem Wohnraum, Zuzugsdruck und Abwanderung hergestellt. Wie sinnvoll ist so ein Objekt und wo steht das Projekt aktuell?

Das „Phantomhotel“

Auf den vier Hektar Bischofswieser Bestlage soll das Alpindorf entstehen. Bartl Wimmer hat es vor ein paar Tagen als „Phantomhotel“ bezeichnet. Unter Aufbietung aller Kräfte könne auf so einem Grund viel Gutes passieren, sagte Wimmer: Aus den Worten Wimmers wird deutlich: Ein alpines Dorf ist nicht das Optimum, das er sich hier wünscht - nicht in diesen Zeiten. Obwohl Wimmer der Tourismuschef der Region ist. „Wir brauchen Wohnraum, kein Hotel“, so hatte sich einst Grünen-Gemeinderat Michael Sturm geäußert.

Der Vorsitzende der Tourismusregion Berchtesgaden, Dr. Bartl Wimmer.

Wohin mit den Arbeitskräften?

Im Gemeinderat von Bischofswiesen war das Alpindorf-Projekt bereits Thema und wurde. Viele Fragen folgten daraufhin. Zum Beispiel dazu, wo man die bis zu 200 angedachten Arbeitskräfte unterbringen will. 

„Jeder Hotelneubau, der heutzutage ohne Mitarbeiterhaus erfolgt, ist ein Fake-Projekt.“ Die deutliche Meinung ist jene von Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp, die er während der Vorstellung der wissenschaftlichen Studie im Alpen Congress kundtut. Zur Nachbargemeinde Bischofswiesen und dem dortigen Hotelprojekt möchte er sich aber nicht äußern. „Ich mische mich sicher nicht in Angelegenheiten von Nachbarn ein“, sagt er. Klar ist: Mitarbeiter brauchen ein Dach über dem Kopf. Das kann nur über eigene Personalhäuser geschehen.  

Zustimmung und Zweifel

Als das alpine Dorf im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, gab es große Zustimmung, aber auch noch viele Bedenken unter den Bürgervertretern. Mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit und einigen abgesprungenen Investoren sind die Zweifel gewachsen, dass aus großen Worten auch große Taten erfolgen.

Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber äußert sich derzeit noch verhalten. Zurückhaltung ist bei dieser Sache eine gute Tugend. „Das Projekt nimmt konkrete Formen an“, bestätigt Weber am Freitagmorgen. Sein Geschäftsleiter ergänzt, man befinde sich „in einem Abstimmungsprozess mit dem Investor“. Sobald für die Öffentlichkeit „relevante Fakten“ vorliegen, werde diese informiert. 

Genau ein Jahr liegt es zurück, da sollten bereits die ersten Baufahrzeuge rollen und auf dem künftigen Hotelareal Ordnungsmaßnahmen stattfinden, der Gehölzrückschnitt etwa. Die Ankündigung dazu war ein paar Monate zuvor vom Planer selbst gemacht und von einem der Hauptverantwortlichen bestätigt worden: Ein erster Schritt auf einer langen Reise zu einem alpinen Dorf im höherpreisigen Segment, über das bereits viel diskutiert wurde. Passiert ist die Aufräumaktion am Ende dann nicht. 

Eigentümer unklar

Noch immer ist öffentlich zudem nicht ganz klar, wer eigentlich Eigentümer ist, seitdem das Grundstück verkauft worden war. Beteiligte gibt es viele, die Firmenstrukturen sind verflochten. Mehrere deutsche Unternehmen sind daran beteiligt, einige Schweizer Unternehmen, erfährt man aus dem Bischofswieser Gemeinderat. Der vertretungsberechtigte Verantwortliche ist Renè Wilms, CEO der „Unique Hotels & Resorts“ aus Luzern. Erfahrungen mit großen Hotel-Realisierungen hat er viele. 

Renè Wilms (links) ist der vertretungsberechtigte Verantwortliche für das Projekt und gleichzeitig CEO der weltweit tätigen “Unique Hotels & Resorts” aus Luzern. Hier mit einem Kritiker des Projektes, Gemeinderat Paul Grafwallner (UBB).

Fragt man ihn nach dem Stand der Dinge, ist die Antwort deutlich, aber knapp: Das Hotel kommt, „alles bestens“, die Planung laufe, man komme gut voran. Klar ist: Die ganze Sache fällt in schwierige Zeiten. Weitere Details will Wilms nicht nennen und verweist an die Gemeinde. Mit dieser werde ein reger Austausch gepflegt, die Zusammenarbeit sei gut. Selbiges bestätigt man in Bischofswiesens Verwaltung. Eine Antwort liefert Wilms dann aber doch: In Sachen Arbeits- und Fachkräfte macht sich Renè Wilms keine Sorgen, weder was Wohnen noch Personal angeht: „Das haben wir alles im Griff“, sagt er auf Nachfrage. 

Der vorhabenbezogene Bebauungsplan gibt der Gemeinde viele Mitspracherechte, so viel ist sicher. „Wenn der Eigentümer ein Hotelprojekt forciert, dann ist das sein Recht“, sagt Bischofswiesens Bürgermeister. „Würde er auf diesem Grund ein Wohnprojekt wollen, sprechen wir nicht mehr von bezahlbarem Wohnraum”, ergänzt Weber. Für Seitenfeuer von Kritikern hat Weber daher nur wenig Verständnis. 

Die angespannte Wohnsituation möchte die Gemeinde durch ein Neubauprojekt wie dieses nicht anheizen. In diese Richtung hatten sich bereits mehrere Gemeinderäte geäußert, allerdings die Minderheit. 

Laut Planungen aus dem vergangenen Jahr soll die Ausarbeitung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans und die Durchführung des Verfahrens rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. Demnach könnte Ende 2024 oder Anfang 2025 mit dem Bau begonnen werden. Die Bauzeit soll bis zu zweieinhalb Jahre dauern. 

Zu erfahren ist: Zeitnah wird es ein Treffen zwischen Verantwortlichen, Planern, Gemeindemitarbeitern und der Nachbarschaft geben. Diese einzubeziehen, sei in solch einem Projekt wesentlich.

kp 

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