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Erst vor einem halben Jahr hat Zsolt Fodor die Küchenleitung im Kulturhof Stanggass übernommen und schon folgt die Krönung mit einem Michelin-Stern. Wie er mit der Auszeichnung umgeht und was das Restaurant mit Schafkopfen zu tun hat, erklärt der Gourmet-Koch im Interview mit BGLand24.de. Außerdem hält er für unsere Leser auch gleich ein leckeres Blitzrezept für den Frühling zum Nachkochen bereit.
Bischofswiesen - Der Kulturhof Stanggass bietet neben bodenständiger Küche im Gasthaus mit traditionellen Biergarten auch feine Kulinarik in seinem Gourmet-Stüberl „Solo Du“ an. Lediglich vier Tische gibt es dort. Chef de Cuisine Zsolt Fodor hat ein Kulinarik-Konzept entwickelt, das sich an der Region orientiert. Er legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und setzt auf erntefrische Zutaten aus eigenem Anbau und von heimischen Produzenten sowie auf regionale und saisonale Bio-Produkte. Der Plan scheint aufzugehen. Am 4. April erhielt Zsolt mit seinem Küchenteam einen Michelin-Stern.
Das ist schwer, aber ich würde sagen: Sushi/Sashimi und einfache Gerichte. Frisches Brot, Butter. Aber es muss gutes Brot sein und gute Butter.
Gibt es etwas, das du gar nicht magst?
Eigentlich nicht. Ich esse alles und probiere alles. Extreme Sachen wie Hirn vom Affen habe ich zwar noch nie gegessen, aber ich würde es essen. Ich muss einfach wissen und analysieren, wie so etwas schmeckt.
Wolltest du schon immer Koch werden?
Ja, so etwa seit der sechsten Klasse. Da habe ich schon Bücher gelesen und versucht, zu Hause zu kochen. - Manchmal gut, manchmal nicht so.
Wie hast du gemerkt, dass du da ein besonderes Talent hast?
In meiner Lehrzeit von 1994 bis 1997. Da habe ich Glück gehabt und schon guten Input bekommen. Wobei ich mich nicht talentiert fühle. Ich mache meinen Job nur einfach gerne.
Was bedeutet dir der Michelin-Stern?
Das habe ich bis heute noch nicht ganz verarbeitet, weil es total unerwartet kam. Ich bin erst seit 15. September 2022 im Haus. Es war wirklich sehr schnell. Wir hatten nichts geplant oder darauf hingearbeitet, dass wir einen Stern haben müssen. Unser Ziel war selbstverständlich, zufriedene Gäste zu haben. Das war für mich das Wichtigste und das hatten wir auch schon vor dem Stern. Was auf dem Teller steht, kommt von Herzen und mit Leidenschaft. Ein Stern sagt aber natürlich etwas über einen Koch aus. Das ist schon eine höhere Liga.
Habt Ihr schon Rückmeldungen? Gibt es mehr Reservierungen seit dem Stern?
Seit wird ausgezeichnet sind, sind wir voll. Leider reichen da unsere vier Tische nicht.
Ist der Druck jetzt für dich hoch, das Niveau zu halten?
Nein, ich mache mir keinen Druck. Ich mache das weiter so wie zuvor. Die Auszeichnung zu bekommen, ist schön und gut. Wir machen das, was ich mir seit September vorstelle und gehen weiter in diese Richtung. Das ist mein Weg und wir schauen, wohin uns die Reise führt. Der Stern ist vielleicht jetzt ein Zwischenstopp. Ich habe aber keine großen Ambitionen, zwei oder drei Sterne zu bekommen. Das ist auch schwierig zu erreichen. Mitarbeiter haben wir genug, aber wie überall auch brauchen wir auch da Qualität.
Ihr bietet eine reduzierte Küche an – „vom Einfachen das Beste“. Wie mache ich aus etwas ganz Einfachem etwas Besonderes?
Wichtig ist, dass das Produkt sehr hochwertig ist. Auch bei einem Schwein muss ich wirklich das Beste aussuchen. Mein Teller besteht nicht aus 20, 30 Komponenten und 30, 40 Elementen, sondern maximal drei bis vier, manchmal fünf mit dem Dessert. Aber dabei konzentrieren wir uns auf den eigenen Geschmack und verwenden verschiedene Techniken und Zutaten, um das Beste rauszuholen.
Wann bist du mit einer Kreation zufrieden?
Immer am Ende des Menüs. Etwa alle zwei Monate wechseln wir das Menü. Wenn ich dann die letzten Teller raus schicke, sage ich: Okay, jetzt ist es gut, jetzt gefällt es mir.
Es gibt in der Küche ja ganz viele Utensilien. Gibt es eines, auf das du nicht verzichten könntest?
Was ist das Wichtigste in der Küche? Das Team. Ich kann das teuerste Messer haben, wenn ich kein Team habe, geht gar nichts. Das ist einfach das A und O. Es ist schön und gut, wenn du als Küchenchef Sterne bekommst. Aber ohne unsere Jungs schaffe ich nichts. Ich bin wirklich stolz auf sie. Keiner von ihnen kommt aus der Sterne-Gastronomie. Das Einlernen war auch für mich viel Arbeit, aber das wird belohnt. Wir wissen nicht genau, wann der Michelin-Tester da war. Die sagen ja nicht, wer sie sind. Aber ein bisschen Erfahrung haben wir da auch: Wenn einer einzeln speist, kann es schon sein, dass es sich um einen Tester handelt. Im letzten Jahr haben wir schon von sämtlichen Gastro-Führern sehr gute Auszeichnungen bekommen. Jetzt kommt noch der Gault-Millau im Juni. Zwei Tage nach dem Michelin-Stern haben sie uns gleich angeschrieben.
Es gibt ja das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“. Stimmt das?
Ich glaube nicht. Es ist manchmal schwer zusammenzuarbeiten, aber es funktioniert. Es muss funktionieren. Wenn das jemand mit Leidenschaft macht, dann geht das auch. Ich arbeite lieber im Team. Als Einzelkämpfer geht das vielleicht im Bistro oder in der Imbissbude, aber wenn du eine große Küche hast, ist das alleine nicht zu schaffen und es ist gut, mit einem Team zusammenzuarbeiten. Das ist meine zweite Familie. Ich bin mehr Zeit hier als mit meiner eigenen Familie zusammen.
Gibt es ein feines Blitzrezept, das du für zu Hause empfehlen kannst?
Ich bin kein Vegetarier, aber im Frühling mache ich gerne frisches Gemüse wie aktuell Spargel. Was wirklich nicht viel Aufwand ist und was jeder kann, ist: Spargel schälen und in Backpapier legen. Ein bisschen Zitrone, Salz, Pfeffer, Zucker dazu. Dann noch Fisch oder Fleisch ergänzen. Das Ganze im Papier einfach zusammen drehen. Dann bei 170 Grad für 15 Minuten in den Ofen geben. Da braucht man nicht einmal Geschirr. Einfach nur rein stellen und danach aufmachen. Das ist wie ein Aromabeutel. Noch leckere Kräuter hinzufügen, fertig. Oder eine gute Suppe aus Bärlauch. Auch einfach und lecker. Ich mag gerne Suppe.
Das Restaurant heißt „Solo Du“. Das ist ein Begriff aus dem Schafkopfen. Was hat Schafkopfen mit feiner Küche zu tun? Da stellt man sich eher ein uriges Wirtshaus und Bierkrüge vor.
Die Stube ist die einzige Ecke, die vom ehemaligen Hotel Geiger beim Bau so geblieben ist. Herr Wimmer wollte schon das „Miteinand und Beinand“ haben. Er hatte auch zunächst nicht die Vorstellung vom Sternelokal. Der Name ist dann einfach so geblieben. Der Platz war wirklich als ein Kartenspielraum gedacht. Und dann kam irgendwann die Idee zur gehobenen Gastronomie.
Also wird dort nicht Schafkopf gespielt?
Wir spielen eher mit dem Essen (lacht). Aber wenn wir geschlossen haben, wird schon sonntags oder montags gespielt. Ich kann auch schafkopfen.
Du bist von Ungarn nach Deutschland gekommen. Welche Küche ist besser? Die ungarische oder die deutsche?
Ich will keinen beleidigen, aber mein Herz ist natürlich in Ungarn. Ich bin schon seit 1997 hier in Deutschland, also mehr Zeit meines Lebens hier als dort. Aber in Deutschland ist es sehr schwer, gute Produkte zu bekommen: Fisch, Fleisch, Gemüse. In Ungarn gibt es ein anderes Klima und eine andere Erde. Mein Onkel baut selbst Gemüse an. Wenn ich da reingehe, kommt dieser Duft. Das habe ich hier nirgendwo. Welche Küche besser ist, ist schwer zu sagen, aber die Heimat bleibt natürlich in meinem Herzen. Früher war die ungarische Küche fett und mit Paprika, das stimmt nicht mehr. Gulasch kennt jeder, aber das machen die Deutschen auch. - Nicht so wie wir. Manchmal habe ich einen Herzinfarkt, wenn ich sehe, wie Leute ein Gulasch kochen. In der ungarischen Gastronomie hat sich die letzten Jahre richtig viel getan. Es geht dort auch in der Top-Gastro sehr hoch.
Hast du dich schon an die Mentalität hier gewöhnt?
Noch nicht. Es war auch wenig Zeit. Aber von den Chefs und den Kollegen bin ich sehr herzlich aufgenommen worden. Mit Ulrich Heimann vom Hotel Kempinski haben wir einen sehr guten Kontakt aufgebaut. Er hat auch sehr herzlich zum Stern gratuliert. Jetzt planen wir ein gemeinsames Kochen, und zwar ein Menü. Ich will das bei uns hier machen. Das findet dann aber nicht im „Solo Du“ statt, sondern es wird ein Event im Gasthaus. Dort ist mehr Platz. Wir möchten das einfach mal zusammen als Michelin-Sterne-Köche präsentieren. Das wird sehr bald passieren.