Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Bergführer Korbinian Rieser über die Tücken des „Schicksalsbergs“

„Ein Wunder, dass nicht mehr passiert“ - Wie gefährlich ist der Watzmann wirklich?

Bergführer Korbinian Rieser zu Schwierigkeit Watzmann in Berchtesgaden
+
Korbinian Rieser ist Bergführer. Er kennt die Tücken des Watzmanns in Berchtesgaden.

„Schicksalsberg“ wird er genannt - aufgrund seiner hohen Zahl an Todesopfern. Der Watzmann in Berchtesgaden übt Faszination und Ehrfurcht zugleich aus. Bergführer Korbininan Rieser kennt die Herausforderungen, die das Bergmassiv der Berchtesgadener Alpen birgt und die immer wieder Rettungseinsätze fordern.

Berchtesgaden - Gerade an der Ostwand häuften sich zuletzt Unfälle, darunter zwei tödliche. Die Bergwacht rückt regelmäßig zu Rettungsaktionen aus. Korbinian als Bergführer weiß: „Es sind brutal viele Leute im alpinen Gelände unterwegs. Vielen fehlt die Erfahrung, sie unterschätzen womöglich die Tour.“

„Jeder kann sich mal verrechnen“

Rein von der Kletterschwierigkeit sei die Watzmann-Ostwand, deren Saison erst im Juli beginne, gar nicht so schwer. Die jüngsten tödlichen Unfälle aber hätten sich wohl aufgrund nicht gefundener Wegführung ereignet. „Sie haben sich schlicht verlaufen“, lautet die nüchterne Erklärung des Bergführers.

Im September stürzte an der Ostwand ein alpinerfahrener Bergsteiger in den Tod. Ein tragisches Unglück, ausgelöst durch einen Block, der am Berg beim Klettern herausgebrochen sei. So etwas könne laut Korbinian leider „jedem passieren“ - auch erfahrenen Alpinisten.

Apps für den Berg? Lieber nicht!

Das Tückische sei die Routenfindung. „Wer die Tour nicht kennt, geht automatisch ein hohes Fehlerrisiko ein. Die Linienführung an der großen Wand erscheint nämlich relativ komplex. Es gibt viele Stellen, die nicht auf den ersten Blick gleich offensichtlich sind“, warnt der Bergführer.

Mit einer guten Führerliteratur seien Bergsportler schon mal gut beraten. Aber Vorsicht: In der Ostwand aber gebe es ein paar markante Stellen, die man auf den Meter genau erwischen müsse. „Andernfalls landet man schnell in einem sehr brüchigen Gelände. Dazwischen ist es egal, ob ich zehn Meter weiter links oder rechts bin.“

Der Bergführer beobachtet des Öfteren, dass sich Leute bei ihren Touren an Apps orientieren, zeigt sich davon aber wenig begeistert: „Das funktioniert bei einer Wanderung, aber nicht in der Wand.“

„Bergsport birgt ein gewisses Restrisiko“

Der Watzmann wird oft “Schicksalsberg“ genannt, mitunter wegen seiner dreistelligen Zahl an Todesopfern seit der Erstbesteigung: Dem gegenüber stehen etliche Wandertipps zu einem der beliebtesten Gipfel. Wie passt das zusammen, aus Sicht eines Bergführers?

Bergsport birgt ein gewisses Restrisiko, das muss jedem bewusst sein“, betont Korbinan. „Früher gab es Tourentipps in Alpin-Magazinen, heutzutage wird man im Internet fündig - generell finde ich es wichtig, dass dabei steht, welche Anforderungen mit der Tour verbunden sind. Zudem sollte deutlich erwähnt werden, welche Erfahrung und Ausrüstung vonnöten ist. Wer noch nicht viel in dem Gelände unterwegs war, für den ist es durchaus sinnvoll, professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen.“

Watzmann-Überschreitung überfrequentiert?

Sein subjektives Empfinden: Die Zahl an Alpinsportlern ist über die vergangenen Jahre stetig gestiegen. Vor allem die Watzmann-Überschreitung habe sich zu einer „Massenwanderung“ entwickelt.

Wenn man die Leute in Scharen beobachtet, wie sie an der Südspitze wieder bergab gehen und teilweise auf dem Zahnfleisch unten ankommen, sei es in den Augen des Bergführers „ein Wunder, dass nicht mehr passiert“.

„Mangelndes Risikobewusstsein“

„Die Voraussetzungen, die für die Tour nötig sind, muss ich als Sportler mitbringen“, so sein Appell. Zudem sollte man sich nicht überschätzen: „An der Ostwand gibt es immer wieder Leute, die keine Ahnung haben und trotzdem aufbrechen, obwohl sie genau wissen, dass sie den Weg nicht kennen. Das kann böse ausgehen.“

Ihm als Bergführer passiert es daher nicht nur einmal, dass ihm mit seinem Gast plötzlich mehrere Menschen in einem gewissen Abstand folgen - und sich am Profi orientieren.

Das Entscheidende sei, und damit schließt Korbinian seine Erklärungen: „Ich muss der Tour gewachsen sein, mich mit dem Wetter und den Verhältnissen beschäftigen. Denn des Öfteren beobachte er bei dem ein oder anderen Alpinsportler ein „mangelndes Risikobewusstsein“. Und das kann in den Bergen schnell ein schlimmes Ende nehmen.

mb

Kommentare