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Spaß mit jeder Menge Risiko

Mountaincart-Unfälle in Berchtesgaden: Betreiber spricht über den riskanten Adrenalinkick am Berg

Aus der Ego-Perspektive den Obersalzberg hinab. Seit vergangenem Jahr ist das nicht mehr erlaubt.
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Aus der Ego-Perspektive den Obersalzberg hinab. Seit vergangenem Jahr ist das nicht mehr erlaubt.

Mountaincarts sind in Berchtesgaden ein beliebtes Freizeitvergnügen, doch die Polizei berichtet von mehreren Schwerverletzten. Der Verleiher Marco Kruis betont die Notwendigkeit einer guten Einweisung und Alkoholverbot. Doch ist das genug, um die Sicherheit zu gewährleisten?

Berchtesgaden – Mit Karacho den Berg hinab? „Kein Alkohol und eine gute Einweisung sind Voraussetzung“, so lautet die Devise von Marco Kruis, der in Berchtesgaden Mountaincarts zum Verleih anbietet. Mehrere Schwerverletzte gab es in diesem Jahr bereits auf der Roßfeld-Höhenringstraße, bestätigt die Polizei. Zuletzt waren es zwei Verunfallte am Wochenende, die mit Kruis’ Dreirädern unterwegs waren. Das Sportgerät wird verkehrsrechtlich wie ein Fahrrad behandelt.

Schwere Schädel-Hirn-Traumen und mehrere Brüche – die Polizei hat in Sachen Mountaincarts schon einiges an Erfahrung, sagt ein Beamter der Polizeiinspektion Berchtesgaden. „Multiple Verletzungen“ haben sich zwei junge Männer am 25. August zugezogen: Begeistert sind die Beamten von den Mountaincarts daher nicht, seitdem sie auf den alpinen Straßen Berchtesgadens unterwegs sind. Ohne Motor rollt man auf dem Dreirad die Straße hinunter. Das Erlebnis ist ein anderes als mit dem Fahrrad. Ein Adrenalin versprechendes. „Natürlich ist jeder für sich selbst verantwortlich“, sagt der Verleiher, der im Vorfeld eine „ausführliche Einweisung erteilt und eine Bedienungsanleitung“ gibt.

Seit Juli vergangenes Jahr verleiht Marco Kruis die Mountaincarts auch für den Einsatz auf der Roßfeldstraße. Die Westauffahrt ist beliebt bei Radlern und Autofahrern. Fakt ist: Mehr als sechs Kilometer lang ist der von Kruis gewählte Streckenabschnitt vom Ahornkaser bis zur Mautschranke. Von dort geht es dann weitere Kilometer ins Tal hinab.

„Am vereinbarten Treffpunkt kamen statt aller 18 nur 13 Fahrer an“

24 Karts sind in seinem Bestand, die der Unternehmer an Einzelpersonen, aber auch an Gruppen verleiht. Am Wochenende nutzten die Gelegenheit Vertreter eines Junggesellenabschieds sowie eine österreichische Landjugend-Gruppe. „Am vereinbarten Treffpunkt kamen statt aller 18 nur 13 Fahrer an“, sagt Kruis. Zwei davon waren von der Straße abgekommen, hatten sich laut Polizei im Steilhang überschlagen – und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Kruis fuhr mit dem Rest der Gruppe ins Tal. „Die waren natürlich besorgt und angespannt.“ Am Salzbergwerk Berchtesgaden endete die Tour schließlich. „So ein Unfall ist keine schöne Nachricht. Dass was passieren kann, ist mir bewusst. Deshalb kläre ich im Vorfeld auf“, sagt er. Im vergangenen Jahr habe sich ein Teilnehmer die Schulter gebrochen. Weitere größere Unfälle gab es nicht zu beklagen, so Kruis. Zwei der Mountaincarts beschlagnahmte die Polizei am Samstag. Kruis sagt: „Alle Karts sind TÜV-geprüft und haben keine Mängel.“ 

Den Verleih der Mountaincarts betreibt der Unternehmen in Berchtesgaden schon seit mehreren Jahren: Früher durfte Kruis damit die im Winter als Rodelbahn genutzte Obersalzberg-Strecke, einen Spazierweg, befahren. „Da hat es allerdings Probleme gegeben“, heißt es bei der Polizei in Berchtesgaden. Zu viele Fußgänger und Radfahrer seien dort unterwegs gewesen. Die Info bestätigt Kruis. Bei der Gemeinde entschied man sich schließlich dafür, die Strecke, die laut Polizei häufig für „Drift-Aktionen“ missbraucht wurde, nicht mehr zur Abfahrt freizugeben. Kruis bedauert das. Die Nachfrage nach den dreirädrigen Gefährten sei in den vergangenen Jahren aber deutlich gestiegen.

Beliebt am Berg: ein Mountaincart.

Er entschied sich schließlich für das Roßfeld als geeigneten Austragungsort für seine Mountaincart-Fahrten. „Dass ich dort fahren kann, habe ich im Vorfeld mit der Polizei und der Gemeinde besprochen“, sagt er. Die Westauffahrt des Roßfelds sei weniger befahren. „Mountaincarts sind zudem von der verkehrsrechtlichen Einstufung wie Fahrräder deklariert“, weiß der Geschäftsmann, der seine Karts auf Anfrage verleiht. Die Sportgeräte gelten als beliebt. „Sicher. Bewährt. Erfolgreich“, heißt es auf der offiziellen Seite des Bad Aiblinger Herstellers. Und weiter: „Die Familienattraktion für Bergbahnen, Almwirte, Eventanbieter.“ 
Tatsächlich sind die Gefährte zwischenzeitlich weit verbreitet. Knapp 70 Destinationen im alpinen Raum auf deutscher, österreichischer und italienischer Seite werben mit den nicht-motorisierten Dreirädern.

Radfahren vs. Mountaincart: Kalkuliertes Risiko?

„In Österreich gibt es viele Strecken, die eigens dafür ausgebaut sind und deshalb mehr Sicherheit versprechen“, sagt Alexander Sommer, Polizeihauptmeister in Berchtesgaden. Auch in Österreich gab es im vergangenen Jahr mehrere Meldungen verunfallter Mountaincart-Nutzer. „Die Anzahl an Radunfällen ist ungleich höher“, sagt Unternehmer Kruis. Auch bei der Polizei bestätigt man, dass sich Fahrradunfälle aufgrund höherer Nutzerzahlen deutlich häufiger ereignen. Der Zweirad-Industrieverband zählt mehr als 81 Millionen Zweiräder in deutschen Haushalten. Das Statistische Bundesamt gab für das Jahr 2021 mehr als 85000 registrierte Fahrradunfälle in Deutschland an. Gemein haben Räder und Karts: Sie werden in verkehrsrechtlicher Hinsicht als ein und dasselbe gewertet: Man kann sie ausleihen und damit auf der Straße fahren. Passiert dann etwas, ist der Nutzer eigenverantwortlich, ähnlich einer winterlichen Rodelabfahrt.

Erst in der vergangenen Woche hatte Marco Kruis eine Gruppe von 50 Personen aus Österreich zu Gast. In zwei Gruppen aufgeteilt, ging es ins Tal. Ohne Unfall. Ohne Probleme, sagt er. „Auch beim Fahrradfahren muss man sich an die Verkehrsregeln halten“, sagt Kruis. Wichtig ist dem Unternehmer, zu betonen, dass auf seinen Karts kein Platz für alkoholisierte Fahrer sei. Die Polizei hatte gemeldet, dass einige der Fahrer am Wochenende unter Alkoholeinfluss standen. „Ich kläre darüber immer im Vorfeld auf, dass Alkohol verboten ist“, sagt Kruis. „Ein Mario Kart am Berg, bei dem man um die Wette fährt, findet bei uns nicht statt.“ Aber auch hier gelte: „Jeder weiß, wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat.“ Der Unternehmer steht nach eigener Auskunft mit der betroffenen Gruppe in Kontakt. In Zukunft werde er bei größeren Gruppen noch genauer hinschauen, so der Berchtesgadener. Denn oft sei es die Gruppendynamik, von der sich ein oder zwei Leute leiten lassen. „Wenn aber jeder die Regeln befolgt, ist die Tour mit dem Mountaincart genauso sicher wie mit dem Fahrrad.” (kp)

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