Kundenfahrzeuge und Werkzeuge gestohlen
Autohaus-Chef Möller nach Einbruch fassungslos: „Berchtesgaden ist eigentlich noch die heile Welt“
Eine böse Überraschung erleben Martin Möller und seine Mitarbeiter am Montagmorgen (15. April): Unbekannte werfen nachts eine Scheibe ein, steigen in das Autohaus und hinterlassen ein Bild der Verwüstung. Sie klauen nicht nur Dutzende Werkzeuge, sondern auch zwei Kundenfahrzeuge. Die teuren Neufahrzeuge? Bleiben unberührt. Inhaber Möller berichtet zwei Tage später über den Vorfall und über den hinterlassenden Scherbenhaufen - den wortwörtlichen, finanziellen und auch den psychischen. Denn er hat das Autohaus erst im Februar übernommen.
Berchtesgaden - Erst seit wenigen Wochen ist Martin Möller der neue Inhaber des gleichnamigen Toyota-Autohauses in der Salzburger Straße in Richtung Unterau. Die Anfangseuphorie hat nun einen herben Dämpfer erlitten: Am Sonntagabend ist er noch kurz im Geschäft, um etwas zu erledigen. „Da war noch alles normal“, erinnert er sich. Doch Stunden später folgt der Schock, als er am Montagmorgen von einem Mitarbeiter angerufen wird, der ihm von dem Einbruch berichtet. Sofort macht sich der Inhaber auf den Weg.
„Die Fensterscheibe wurde mit einer Stahlfeder eingeschmissen“, schildert der Inhaber. Zusammen mit seinem Team machen sie sich in den Morgenstunden am Montag ein Bild von der „Chaoslage“, wie es Möller ausdrückt. Die Polizei ist da schon alarmiert und auf dem Weg. „Ich habe meinen Mitarbeitern sofort gesagt, dass die Handschuhe anziehen und bloß nichts anrühren sollen.“ Im Büro liegen überall Glassplitter auf dem Boden, Schränke wurden aufgerissen und Regale durchwühlt, Gegenstände und Werkzeuge gestohlen.
Einbruch nimmt Mitarbeiter ziemlich mit
Die Polizisten sichern Spuren, auch die Kripo kommt und schaut sich den Tatort an. „Als sie fertig waren, durften wir wieder arbeiten“, so Möller, „doch an einen normalen Arbeitstag war dann nicht mehr zu denken. Vor allem die Mechaniker hat der Einbruch ziemlich mitgenommen.“
Die Beamten befragen anschließend auch die umliegenden Nachbarn, ob diese etwas mitbekommen oder zufälligerweise Kamera-Aufnahmen mit Blick in Richtung Autohaus haben. „Der angrenzende Tennis-Club hat Kameras an seinem Platz, aber die zeigen leider nicht in unsere Richtung.“ Besonders bitter: Möller habe zwei Wochen zuvor noch mit dem Gedanken gespielt, Überwachungskameras zu kaufen, doch er entschied sich vorerst dagegen.
Immer mehr gestohlene Werkzeuge entdeckt
Die Kriminellen haben so viel Werkzeug gestohlen, dass Möller und sein Team eine Liste mit den fehlenden Gegenständen führen müssen. „Die haben richtig viel mitgehen lassen“, betont er. Alles, was einen Stecker hat, wurde gestohlen: Akkuschrauber, Schlagschrauber, Kompressoren und noch vieles mehr. Auch vor Start-Hilfe- und Diagnosegeräten, mit denen die Autos auf Fehler ausgelesen werden, machten die Einbrecher keinen Halt.
In den Tagen nach der Tat bemerken die Angestellten immer wieder neue fehlende Werkzeuge und Geräte. Der Inhaber schätzt den Schaden auf insgesamt über 100.000 Euro. Möller glaubt, dass die Kriminellen die Werkzeuge und Geräte mit den beiden Kundenfahrzeugen abtransportiert haben. „Ich bin mir sicher, dass die nur auf die Werkzeuge aus waren. Hier im Autohaus stehen Fahrzeuge im Wert von 70.000 und 80.000 Euro, die hätten damit nur hinausfahren müssen.“
Kundenfahrzeuge nicht mehr viel Geld wert
Stattdessen wählten die Verbrecher zwei Kundenfahrzeuge, die in der Werkstatt standen: einen schwarzen Ford Kuga, Baujahr 2016, mit BGD-Zulassung und einen weißen Toyota RAV4, Baujahr 2012, mit STD-Zulassung. „Beides ältere Autos, die nicht mehr viel Geld wert sind“, so Müller. Beide Fahrzeuge waren zur Reparatur da, der Kuga sogar wegen eines Unfallschadens. „Den Kuga wollten wir am Montag reparieren. Die Unfallteile lagen schon im Auto und wurden von den Tätern in die Werkstatt geschmissen.“
Der Inhaber musste natürlich die Nachricht über die gestohlenen Fahrzeuge auch den beiden betroffenen Kunden überbringen. „Das war sehr unangenehm“, gibt er zu. Die Reaktionen: eine Mischung aus „Jo mei, do könnt ihr a nix für“ und versteinerter, geschockter Miene. „Sie haben es aber gut aufgenommen“, findet Möller, der nur zu gut versteht, dass diese Botschaften auch erst einmal verdaut werden mussten. „Wir müssen natürlich schauen, wie wir das mit der Versicherung regeln. Da kommt auch nochmal ein Gutachter und schaut sich alles an.“
„Von einem solchen Einbruch noch nie gehört“
Möller, schon seit 20 Jahren in der Branche aktiv, berichtet: „Von einem solchen Einbruch habe ich noch nie gehört.“ Doch erst vor wenigen Wochen wurde seinen Informationen zufolge in einem anderen Autohaus in der Nähe ebenfalls ein Fahrzeug gestohlen. Allerdings handelte es sich um einen Neuwagen. Und als das Toyota-Autohaus in der Salzburger Straße 2007 eröffnet wurde, sei kurz darauf ebenfalls in das Gebäude eingebrochen worden, wie ihm der vorherige Besitzer erzählt habe.
Doch wie geht es nun weiter? Die eingeworfene Fensterscheibe wurde inzwischen notdürftig von einem Schreiner mit Holz verdeckt, denn ein Glaser kann laut Möller erst in zwei, drei Wochen vorbeischauen. Die Kripo wertet die Spuren aus und wird sich dann bei ihm melden.
Schutzmaßnahmen ergreifen
Möller hat keine Vermutung, wer die Verbrecher sein könnten. „Ich traue das eigentlich niemandem zu. Wir leben doch hier in Berchtesgaden, das ist eigentlich noch die heile Welt.“ Der Inhaber will sich jetzt mit dem Thema Einbruchschutz auseinandersetzen und künftig vorbeugen, doch das ist natürlich auch eine Kostenfrage.
Wir müssen jetzt erst einmal Werkzeuge einkaufen, damit wir wieder arbeiten können.
Ihn beschäftigt auch, dass er nun in Vorkasse gehen muss. Dabei ist der Schuldenberg nach der Übernahme im Februar schon sowieso nicht gerade niedrig gewesen. „Das sind natürlich alles Materialschäden, das kann man ersetzen. Aber wir müssen jetzt erst einmal Werkzeuge einkaufen, damit wir wieder arbeiten können. Ich muss Geld, das eigentlich nicht da ist, ausgeben“, schildert er seine missliche Lage.
Bis die Versicherung die Schäden begleiche, dauere es vermutlich noch. „Aber so ganz genau weiß ich das auch nicht, denn mit den Folgen eines Einbruchs musste ich mich noch nie beschäftigen“, gibt er zu. Es ist sicherlich eine Erfahrung, auf die Möller gerne verzichtet hätte.
Hinweis: Die Polizeiinspektion Berchtesgaden bittet Personen, die sachdienliche Hinweise zum Tatgeschehen oder zu den Tätern geben können, sich unter der Telefonnummer 08652-94670 zu melden.

