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Mittvierziger gibt Einblick in Aufzucht

„Grüne Ladys“ unter Licht und Lüftern: Wie ein Berchtesgadener Marihuana im legalen Rahmen anbaut

In einem kleinen Zelt mit einer Leuchte stehen drei Cannabis-Pflanzen.
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Das Zelt mit Platz für drei Cannabis-Pflanzen.

Wenn aus einer Idee eine große Leidenschaft wird: Der Berchtesgadener Andreas Meier (Name geändert) hat in der Aufzucht von Cannabis ein neues Hobby entdeckt. 2500 Euro investierte er, bevor er überhaupt mit dem Anbau loslegte. Mittlerweile weiß er, wie er seine „Ladys“ zufriedenstellt. Bei jeder Pflanze weiß er ganz genau: „Wenn du sie gut behandelst, gibt sie dir alles zurück, aber Fehler verzeiht sie nicht so leicht.“ Das sind seine Tipps.

Berchtesgaden - Ein intensives süßlich-harziges Cannabis-Aroma liegt in der Luft des kleinen schwarzen, luftdichten Zeltes. Ein leises Summen erfüllt die Behausung der Marihuana-Pflanzen, während drei kleine Lüfter ihre Arbeit verrichten. Im Keller von Andreas Meier hat sich eine grüne Welt entfaltet. Hier zieht er mit großer Hingabe drei Cannabis-Pflanzen über mehrere Monate groß.

Er sagt: „Am Anfang war es nur eine Idee“, erzählt er. Meier kniet vor seinem Zelt, in seiner Hand ein Makroaufsatz für sein Smartphone, mit dem er detaillierte Fotos seiner Pflanzen knipst. Der Kellerraum war früher ein Abstellraum für Reifen, Ski und Kartons mit ausrangierten Alltagsgegenständen. Eigentlich ist er das noch immer. Nur das Zelt ist neu hier unten.

Viel Zeit mit der Recherche verbracht

Seit Cannabis in Deutschland teilweise legalisiert ist, steht hier die kleine Behausung – als botanisches Labor könnte man es bezeichnen. An der Decke des knapp zwei Meter hohen Zeltes hängt eine Wärmelampe, Ventilatoren imitieren Wind, ein biegsames Rohr führt vom Zelt hinaus in den Kellerschacht zur Entlüftung. „Ich wollte wissen, ob ich das alles hinbekomme. Cannabis fasziniert mich schon seit Langem.“

Bevor er mit der Pflanzenaufzucht begann, investierte der Berchtesgadener etliche Stunden in die Recherche. Cannabis habe er früher schon gelegentlich konsumiert, sagt er, doch erst mit der Teillegalisierung sei aus einer Faszination ein ernsthaftes Hobby geworden. Bücher, Online-Foren, YouTube-Videos – Andreas Meier verschlang die Informationen regelrecht. „Die Vorbereitung war ein wichtiger Schritt“, betont er. „Ohne Planung geht bei den Pflanzen nichts.“ Rund 2500 Euro investierte er, bevor er überhaupt mit dem Anbau begann: Wärmelampe, Düngemittel, pH-Messgerät, Lüftungssystem – die Liste der Utensilien war lang und ziemlich kostspielig.

„Wie Warten auf Weihnachten“

Ein entscheidender Schritt stellte die Wahl der Samen dar. Der Mittvierziger entschied sich für eine feminisierte Sorte, die garantiert Blüten ausbildet. „Nur die weiblichen Pflanzen bringen Ertrag.“ Zunächst lagen die Samen 24 Stunden in Wasser, danach setzte er sie in kleine Töpfe mit speziellem Anzuchtsubstrat. „Die ersten Tage sind wie Warten auf Weihnachten“, sagt er lachend. Mehrmals täglich schaute er nach, ob die Samen bereits keimten. Nach zwei bis drei Tagen zeigten sich die ersten Triebe, und Andreas Meier pflanzte sie vorsichtig in größere Töpfe um.

Er lernt schnell: Cannabis ist eine anspruchsvolle Pflanze. „Wenn du sie gut behandelst, gibt sie dir alles zurück, aber Fehler verzeiht sie nicht so leicht.“ Jeden Abend widmet sich Meier etwa eine Stunde seinen „grünen Ladys“, wie er sie liebevoll nennt. Mit gewisser Routine überprüft er Temperatur, Luftfeuchtigkeit und den Zustand der Blätter. Manchmal stutzt er Triebe oder entfernt welke Blätter. „Es ist ein bisschen so, als hätte ich einen kleinen Garten im eigenen Haus“, sagt er. Besonders wichtig sei das Licht: In der Wachstumsphase benötigen die Pflanzen 18 Stunden davon und sechs Stunden Dunkelheit.

Zu kalt, zu warm? Die Wärmelampe muss es am Ende richten.

Fortschritte und Werte in Tagebuch notiert

Nach vier Wochen Wachstumsphase wechselte Andreas Meier in die Blütephase. Möglich ist das mit der Beleuchtung. Die Lampe leuchtet nun nur noch zwölf Stunden am Tag. „Das signalisiert den Pflanzen, dass der Sommer vorbei ist und sie sich auf die Fortpflanzung vorbereiten müssen.“ In dieser Phase entfalten die Pflanzen ihre charakteristischen Blütenstände und der Geruch wird raumerfüllend intensiv: süßlich und harzig zugleich. „Das ist die schönste Zeit“, sagt der Berchtesgadener, während er mit einem Messbecher Wasser gleichmäßig um die Pflanze verteilt.

Mit einer Lupe kontrolliert er regelmäßig die Trichome - winzige Harzdrüsen auf den Blüten, die ihm den optimalen Erntezeitpunkt anzeigen. In einem Notizbuch führt er Tagebuch, notiert wichtige Werte zum Vergleich und beschreibt seinen Fortschritt ausführlich. 

Die Trocknung ist entscheidend

Nach etwa zehn Wochen Blütephase ist es so weit: Die Ernte steht an. Andreas Meier schneidet die Pflanzen vorsichtig ab und hängt sie kopfüber zum Trocknen in das Zelt. „Die Trocknung ist tatsächlich entscheidend“, weiß er. „Wenn man hier Fehler macht, war die ganze Arbeit umsonst.“ Nach zehn Tagen wandert das getrocknete Gut in luftdichte gläserne Behälter, wo es dann weiter reifen und später weiterverarbeitet werden kann. 

„Mir macht die Sache einfach Spaß“, gesteht Andreas Meier. „Für mich ist das ein Hobby geworden. Irgendwie sind die ,Ladys‘ mittlerweile eine Art alltägliche Meditation.“ Bis zu 50 Gramm für den Eigenbedarf darf er besitzen – der legalisierte Rahmen gibt ihm die Freiheit, die Leidenschaft auszuleben. Alles davon rauchen möchte er natürlich nicht. Vielleicht mal den einen oder anderen Kuchen zaubern, das kann er sich vorstellen. An einer mit Cannabis angereicherten Butter will er sich zudem versuchen. „Da gibt es noch einiges zu entdecken”, sagt er. Der Keller soll sein Rückzugsort bleiben. Das kleine Zelt mit Platz für drei Pflanzen möchte er sich bewahren - als ganz persönliche „grüne Oase“. (kp)

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