Nach dem Gespräch mit der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in München ist das Alm-Bündnis rund um Toni Altkofer enttäuscht über den Ausgang.
Für die Zukunft der Almbauern hatte er sich mehr erhofft. Mehr Klarheit, mehr Perspektiven, mehr Mitsprachen. Nach einem lange anberaumten Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und ministeriellen Vertretern zeigt sich Toni Altkofer, Vertreter des Alm-Bündnisses Berchtesgaden, aber desillusioniert.
BGLand24.de: Herr Altkofer, Sie waren als Alm-Bündnis-Vertreter zum Gespräch bei Ministerin Kaniber geladen. Knapp zwei Stunden dauerte es. Mit welcher Stimmung haben Sie den Nach-Hause-Weg angetreten?
Toni Altkofer: Die Stimmung war nicht besonders gut. Das Gespräch war eher von Vorwürfen geprägt. Auf meine verschiedenen Einwände wurde kaum reagiert.
Wieso ist eigentlich Ihr Alm-Bündnis-Mitstreiter, Almbauer Franz Moderegger aus Bischofswiesen, nicht dabei gewesen?
Altkofer: Dass mein Franz Moderegger nicht geladen wurde, erschien mir auch nicht fair. Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern (AVO) war allein mit drei Vertretern anwesend. Kaniber trug vor, die Meinung der anderen Beteiligten war identisch. Im Vorfeld hat es wohl Abstimmungen gegeben. Darüber hinaus waren zehn Vertreter aus vier Ministerien anwesend.
Herr Aiwanger war auch beim Gespräch zugegen. Allerdings nur kurz. Erwähnt wird er in der Pressemeldung des Landwirtschaftsministeriums nicht. Was sagte er zum Thema?
Altkofer: Mit Herrn Aiwanger hatte ich vor der Sitzung ein gutes Gespräch. Er bot mir auch zusätzliche Gespräche an und hat mich bereits auch angerufen. Insgesamt erscheint mir die Haltung und Einstellung von Herrn Aiwanger wesentlich aufgeschlossener. Die Stimmung zwischen Aiwanger und Kaniber scheint nicht sehr entspannt zu sein.
Sie kritisieren seit Jahren die Eigentumsverhältnisse der Almbauern im Berchtesgadener Land. Ihre Position wurde bei dem Fachgespräch im Landwirtschaftsministerium als rechtlich nicht haltbar beschrieben. Wo keine Ansprüche auf Eigentum seien, könnten auch keine konstruiert werden, heißt es aus Kanibers Ministerium. Wie kommt es zu diesen konträren Ansichten?
Altkofer: Almeigentum ist in der Fürstprobszeit Berchtesgadens entstanden und im Staatsarchiv und bei einzelnen Almbauern nachweisbar. Gemäß Fendt gab es hier über 130 Almeigentümer. Das Almeigentum wurde vom Land Bayern beziehungsweise dem Königreich ohne Staatsratsbeschluss aberkannt. Zu finden ist das in den Liquidationsprotokollen. Für diese Historie will das Land Bayern aber nicht mehr einstehen und pocht auf Eigentum gemäß Grundbuchanlage. Das Grundbuch in Bayern gibt es seit 1910. Soweit ich mich an das Gespräch in München erinnern kann, hat die Vertreterin des Justizministeriums ein mögliches Almeigentum auch nicht ausgeschlossen, weil sie die Frage nicht historisch erarbeitet hat. Sie hat auch auf die Möglichkeit hingewiesen, dass man bei entsprechenden Urkunden ja Klage einreichen könnte.
Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern zeigt sich ebenfalls enttäuscht. Ihnen werden in einer gemeinsam verfassten Pressemitteilung „haltlose Vorstöße“ vorgeworfen. Haben Sie im Vorfeld nicht miteinander kommuniziert?
Altkofer: Ob unsere Vorstöße nicht haltbar sind, sollten besser die Experten und Betroffenen entscheiden. Die Unhaltbarkeiten müssen ordentlich belegt werden. Die Enttäuschung des Almwirtschaftlichen Vereins liegt vermutlich eher darin, dass es das Almbündnis wagt, eine eigene unabhängige Meinung zu Berchtesgadener Almangelegenheiten zu äußern, ohne den AVO vorher zu fragen. Das Recht zur freien Meinung lassen wir uns aber nicht nehmen, weil es kein Meinungs-Monopol für den AVO gibt. Mit der ebenfalls am Gespräch beteiligten Geschäftsführerin des Verbandes der Forstberechtigten im Chiemgau haben wir im Vorfeld bewusst keinen Kontakt aufgenommen, weil die Erfahrungen beim Stubenalm-Streit der Gemeinde Bischofswiesen in der Vergangenheit negativ waren.
Die Zahl der Almen und Almbauern geht zurück. Das sagen Sie. Das sagen die Almbauern in Berchtesgaden. Die Zahl der Almen ist in Bayern seit vielen Jahren konstant geblieben, sagt hingegen das Ministerium. Der AVO-Vorsitzende gibt sogar zu verstehen, dass seit einem halben Jahrhundert ‚keine einzige Alm aufgegeben‘ wurde. Gegensätzlicher geht es doch kaum?
Altkofer: Wenn man entsprechend kurze Zeiträume und das Gebiet Bayern als Beispiel nimmt, mögen die Aussagen vielleicht stimmen. Wenn man aber nur etwa Bezug zu Garmisch-Partenkirchen nimmt, dann sollte man keine Korrekturaussagen zu Berchtesgaden machen. Für Berchtesgaden ist aber Fakt, dass in den vergangenen 200 Jahren mehr als 250 Almen verloren gingen und für Bischofswiesen ist in den vergangenen 70 Jahren ein Rückgang der Almbauern von 36 auf 15 zu verzeichnen.
Hat das Gespräch im Ministerium für Sie als Alm-Bündnis-Vertreter auch zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt?
Altkofer: Nicht zufriedenstellend ist jedenfalls das ministerielle Beharren auf das Forstrechtegesetz mit den Möglichkeiten der Almablösung und der Almerlöschung. Diese Möglichkeiten gehören ersetzt durch einen Erhaltungsauftrag und einen Schutzstatus für die noch bestehenden Almen. Die komplizierte Grundbucheintragung aller Almen sollte von den Behörden übernommen werden. Die Almbauern sind ohnehin mit Bürokratie überschüttet. Zufriedenstellend ist für mich eigentlich nur die Tatsache, dass wir miteinander gesprochen haben und die Positionen jetzt noch besser einschätzen können.
Mit Ihrem Forderungskatalog des Alm-Bündnisses sind Sie an der Politik bislang gescheitert. Werden Sie Ihr Engagement für die Almwirtschaft nun an den Nagel hängen?
Altkofer: Mein Alm-Engagement werde ich so schnell nicht an den Nagel hängen. Enttäuscht bin ich aber momentan trotzdem.
kp