Im künstlichen Koma auf der Intensivstation
Nach tragischem Badeunfall in Berchtesgaden: Vierjähriger ist wieder bei Bewusstsein
Noch immer sucht die Polizei nach Hinweisen, um den Ablauf der schrecklichen Minuten zu rekonstruieren. Zwei zwölfjährige Mädchen handelten geistesgegenwärtig und zogen den reglos im Wasser treibenden Jungen aus dem Erlebnisbecken. Per Hubschrauber wurde er in eine Salzburger Klinik gebracht und ins künstliche Koma versetzt. Nun heißt es aufatmen: Das Kind ist bei Bewusstsein.
Update vom 6. November, 12.15 Uhr:
Berchtesgaden/Salzburg - Erfreuliche Nachrichten gibt es von Stefan Scharf, Chef der Polizeiinspektion Berchtesgaden. Im Gespräch mit BGLand24.de erklärt er, dass sich der Junge, der nach dem schweren Badeunfall im künstlichen Koma lag und in Lebensgefahr schwebte, auf dem Weg der Besserung befindet. „Der Bub ist bei Bewusstsein und spricht bereits. Er ist motorisch gut aktiv und wird wohl heute noch von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt“, so Scharf. Ob mögliche Folgeschäden vorliegen, könne erst innerhalb der nächsten Tage und Wochen geprüft werden. „Im Moment ist man aber guter Dinge“, freut sich der Polizeichef.
Bericht vom 5. November, 17.15 Uhr:
Berchtesgaden/Salzburg – „Er ist noch auf der Intensivstation“, erklärt ein Sprecher der Salzburger Landeskliniken auf Anfrage von BGLand24.de. Bei dem tragischen Badeunfall in der Berchtesgadener Watzmann Therme am Allerheiligentag trieb der Bub wohl für mehrere Minuten im Erlebnisbecken unter Wasser.
Die Familie aus Hallein hatte sich gegen 21.20 Uhr auf den Heimweg gemacht. Im Umkleidebereich fehlte plötzlich der Dreijährige. Unbemerkt hatte er sich wohl zurück ins Obergeschoss zum Erlebnisbecken geschlichen. Als sie den Jungen leblos im Wasser treiben sahen, handelten zwei zwölfjährige Mädchen geistesgegenwärtig und zogen ihn heraus. Eine zufällig anwesende Notärztin begann gemeinsam mit dem Bademeister umgehend mit der Reanimation des Jungen. Nur wenige Minuten später waren die Rettungskräfte vor Ort. Der Bub wurde schließlich mit dem Hubschrauber in eine Klinik nach Salzburg geflogen.
„Die Ärzte sind vorsichtig optimistisch“
„Im Schockraum wurde die Lunge abgesaugt und von Wasser und Erbrochenem befreit“, sagt der Kliniken-Sprecher. Bei Unfällen solcher Art müsse zudem die Lunge im Anschluss speziell beatmet werden, da diese schwieriger zu belüften sei. In Lebensgefahr schwebend, verbrachte der Junge seinen vierten Geburtstag im künstlichen Tiefschlaf auf der Intensivstation.
Über den aktuellen gesundheitlichen Zustand des Kindes kann der Sprecher aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht viel sagen. Klar ist aber am Dienstagvormittag (5. November): „Er wird gerade langsam aufgeweckt und soll im Laufe des Tages extubiert werden. Die Ärzte sind vorsichtig optimistisch.“
Polizei sucht weiter nach Zeugen
Wie genau der Junge zurück zum Erlebnisbecken gelangt ist, ist nach wie vor nicht geklärt. Obwohl sich schon einige Zeugen gemeldet haben, sucht Stefan Scharf, Leiter der Polizeiinspektion Berchtesgaden, noch nach weiteren Hinweisen. „Zum Zeitpunkt des Unglücks haben sich noch über 160 Leute in der Therme befunden, allerdings nicht im Badebereich. Die meisten waren in der Sauna“, erklärt er.
Doch um in den Saunabereich zu kommen, muss man auch die Türe zum Badebereich passieren. „Vielleicht ist der Bub jemandem entgegengekommen, sodass wir die Puzzleteile zusammensetzen können, wie er zum Becken gelangt ist.“ Jede noch so kleine Information sei wichtig, um den gesamten Unglückshergang rekonstruieren zu können. Scharf ist wegen des Zeugenaufrufs auch im Kontakt mit österreichischen Medien, da die Therme ein überregionales Einzugsgebiet hat. Zeugen können sich bei der PI Berchtesgaden unter der Telefonnummer +49 8652/94670 melden.
Anteilnahme ist groß
Die beiden couragierten Zwölfjährigen, die den Kleinen aus dem Wasser gezogen haben, sind laut Scharf „aufgrund des Ereignisses noch angeschlagen. Sie verarbeiten das gerade. Das wird auch noch einige Zeit dauern.“ Bei dem Einsatz war auch das Kriseninterventionsteam für die Angehörigen und Ersthelfer vor Ort. „Dieses Angebot läuft natürlich noch weiter“, versichert der Polizeichef.
Die Anteilnahme ist auch auf Social Media groß. Die beiden jungen Retterinnen erfahren sehr viel Lob für ihr schnelles Eingreifen. Und auch das Bangen und Hoffen um den Halleiner Jungen reißt in den Kommentaren nicht ab. So schreibt eine Leserin auf Facebook: „Dem kleine Bub wünsche ich eine hoffentlich schnelle und komplette Genesung. Den Eltern alles Gute.“ (mf)