Bad Reichenhall startet Testlauf
Schluss mit dreister Durchfahrt: So wird Verkehrssündern künftig der Riegel vorgeschoben
Zu viele Fahrer missachten die Einfahrtbeschränkungen in der Fußgängerzone sowie das Durchfahrverbot an der Heilingbrunnerstraße. Doch allein mit Kontrollen und Strafen bekam die Stadt das Problem bisher nicht in den Griff. Ein neuer Plan musste her. Dieser wird nun bald in einem Pilotprojekt erprobt.
Bad Reichenhall - Was den Bewohnern und Gewerbetreibenden schon lange ein Ärgernis ist, wurde am Dienstag, 20. Dezember, im Stadtrat diskutiert. Da die Überwachung und Kontrolle der Einfahrten sehr aufwändig ist und nur punktuell stattfinden kann, hatte die CSU-Fraktion den Beschlussvorschlag zur Installation einer elektro-hydraulischen Polleranlage eingebracht. „Wir wollen keinen, der da kontrolliert und abkassiert. Genau das tut eben der Poller nicht“, bekräftigte Martin Schoberth (CSU).
Salzburg als Vorbild
Mitglieder der CSU hatten vorab eine Firma in Freilassing besucht, um sich ein Bild von den Rahmenbedingungen einer Polleranlage zu machen. „Wir haben uns eingehend vorher schlau gemacht und verschiedene Techniken angeschaut“, so Schoberth. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung spricht von einem persönlichen Sinneswandel: „Ich habe meine Meinung geändert. Anfangs war ich auch skeptisch, aber der Besuch bei der Firma hat mich überzeugt.“ Untermauert wurde der Antrag mit dem Bild eines Pollers, der in der Salzburger Getreidegasse steht. In Salzburg würden Poller schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt.
Wenn jemand eine Berechtigung vorweist, lässt sich so ein Poller in den Boden versenken. Lieferanten könnten mit einer Fernbedienung ausgestattet werden. Ebenso der Stadtbus. Mittels Feuerwehrschließung und Schlüsselschalter kämen sowohl die Feuerwehr als auch der Bauhof durch. Schoberth verwies auch hier auf Salzburg, wo sowohl Taxis als auch Fiaker Zugriff auf die Poller hätten.
„Falls der Strom ausfällt, gibt es zwei Varianten: entweder wird der Poller abgesenkt oder er bleibt zunächst stehen und kann dann manuell abgesenkt werden.“ Kritik an dem Vorschlag äußerten Friedrich Hötzendorfer (FWG) und Michael Nürbauer (Grüne). Sie hätten so ein Projekt lieber innerhalb des geplanten ISEK (integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) gesehen.
Mit einem Pilotprojekt an der Heilingbrunnerstraße soll es losgehen
Der Stadtrat entschied sich mit zwei Gegenstimmen zu einem Pilotprojekt an der Grundschule Heilingbrunnerstraße. Dort ist die Durchfahrt nur für den Citybus und Fahrräder gestattet. Ein Poller an dieser Stelle würde auch zur Sicherheit der Schüler beitragen.
Das Bauamt hatte allerdings darauf hingewiesen, dass im nächsten Jahr das Dachgeschoß der Grundschule ausgebaut werde. Ein Poller könnte den Baustellenverkehr behindern. Schoberth verwies darauf, dass genau dafür ein Poller da sei. Die Baustellenfahrzeuge könnten ihn ja mit einer Fernbedienung passieren.
Sollte die Testphase mit dem einen Poller gut verlaufen, könnte man laut Schoberth mit drei weiteren Pollern einen „Erstangriff bei der Einfahrt zur Poststraße auf Höhe des Bäckers, beim neuen Juhasz-Eingang und bei der Durchfahrt zur Polizei machen.“ Man müsse stückweise schauen, ob sich Erfolg einstellt. Zuletzt könnten noch drei Poller am Rathausplatz installiert werden, „wenn man das dann überhaupt noch braucht.“
Kosten und nicht angesprochene Risiken
Die Kosten liegen pro Poller bei 20.000 Euro. Dr. Herbert Lackner (Liste Lackner) sprach im Hinblick auf die Installation von mehreren Pollern von einer „finanziellen Mehrbelastung, die wir uns nicht leisten können. Aber beim Probebetrieb sind wir dabei - wegen der Schule.“
Außen vor blieb in der Diskussion, ob Poller nicht auch eine Gefährdung für den Verkehr darstellen könnten. Immer wieder liest man von Unfällen mit Pollern, da sie entweder beim Hochfahren nachfahrende Autos beschädigen oder sogar übersehen werden. Auch in Salzburg ist das Problem bekannt, wie der ORF berichtete. So können neben den Fahrzeugschäden auch am Poller schnell Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro entstehen.
mf

