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Wenn Markus Lanz dem Bundeskanzler das Handy einstellt

„Waren so nett“: Schönauerin (61) fällt auf Betrüger rein – und wird selbst der Geldwäsche angeklagt

Amtsgericht Laufen (Symbolbild)
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Amtsgericht Laufen (Symbolbild)

Eine 61-jährige Schönauerin ist auf ein gefälschtes Video hereingefallen, das schnellen Reichtum durch Bitcoins versprach. Statt ihre Schulden zu tilgen, hat sie nun 120.000 Euro zusätzliche Schulden und muss sich vor Gericht verantworten.

Laufen/Schönau am Königssee – Wenn der bekannte Fernsehmoderator Markus Lanz dem Bundeskanzler auf dessen Handy zeigt, wie leicht es ist, mit Bitcoins viel Geld zu verdienen, dann muss das doch seriös sein. Und verlockend. Die 61-jährige Schönauerin sah darin die große Chance, die Schulden auf ihr Haus zu tilgen. Doch jetzt steht sie mit 120.000 Euro zusätzlichen Miesen da. Und sie musste sich wegen leichtfertiger Geldwäsche in Laufen vor Gericht verantworten, denn sie hatte auch Gelder aus dem In- und Ausland weitertransferiert.

„Ich habe ihn angefaucht, es muss korrekt sein“

Selbstverständlich ist die Frau auf ein Fake-Video hereingefallen. Darin schien es möglich, mit Bitcoins viel Geld zu verdienen. Ein erster Mail-Kontakt, ein Anruf und die Sache nahm ihren Lauf. Ein Konto eröffnet, Beträge in Echtzeit nach England überwiesen, minütlich kontaktiert, enormer Druck, so schilderte die Angeklagte diese Zeit im Dezember 2023. 

Sie würden kontrolliert, hatten ihr die Gesprächspartner versichert, bei den Großbanken sei man gut und sicher aufgehoben und alles habe seine Richtigkeit. Nicht zuletzt: „Die waren so nett.“ Ihr Handelskonto sei immens angestiegen. „Ich habe die Chance gesehen, endlich schuldenfrei zu werden“, erklärte die deutsche Staatsangehörige. Auch ihr Ehemann habe irgendwann unterschreiben müssen. „Ich habe ihn angefaucht, es muss korrekt sein“, war sie seiner Skepsis begegnet. Bis sie irgendwann selbst einsah, „dass ich auf einen riesigen Betrug reingefallen bin und selbst Opfer geworden.“ Dann erstattete sie Anzeige bei der Berchtesgadener Polizei. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, zeigte sich die Frau im Gerichtssaal verzweifelt. 

„In welcher Welt leben sie?“

„Aus dem Nichts Millionen machen“, blickte Richter Josef Haiker auf die Versprechen und fragte: „In welcher Welt leben sie?“ – „Scheuklappen“, konstatierte Rechtsanwalt Pierre Torster, wollte aber Vorsatz ebenso wenig erkennen wie böswilliges Handeln. Die 61-Jährige beteuerte: „Ich bin ein ehrlicher Mensch. Ich würde nie jemanden betrügen.“ Und doch habe sie andere um ihr Geld gebracht, entgegnete der Strafrichter. Konkret angeklagt waren drei Taten mit einem Gesamtbetrag von 36.970 Euro. Immerhin ist es der Schönauerin gelungen, die 120.000 Euro von ihrer Hausbank zu bekommen, um die extrem hohen Zinsen der Betrügerbank zu vermeiden. Dennoch könne sie aktuell nur die Zinsen leisten, keine Rückzahlung. 

Der Verteidiger regte schließlich ein Rechtsgespräch an. Mit Erfolg. Gegen eine Geldauflage von 1500 Euro waren Staatsanwalt und Richter bereit, das Verfahren einzustellen. Ein Strafbefehl hatte ursprünglich auf 90 Tagessätze à 50 Euro gelautet, in Summe also 4500 Euro. Anwalt Torster bedankte sich beim Strafrichter dafür, dass der die 1500 Euro der Bundesstiftung Kinderhospiz zukommen ließ. Torster selbst unterstützt nach eigener Angabe die Toni-Kroos-Stiftung. (hhö)

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