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Das erlebt das Air Rescue Team

Hochwasser-Rettung aus der Luft – wenn aus Verzweiflung Dankbarkeit wird

Wetter in Bayern – Hochwasser
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Aus einem Polizeihubschrauber wird ein Wasserretter abgeseilt.

In einigen Regionen ist das Wasser in den vergangenen Tagen so schnell gestiegen, dass Menschen sich auf ihre Hausdächer oder Balkone retten mussten. Die Air Rescue Spezialistien der BRK-Wasserwacht bergen sie per Hubschrauber. Sie erleben dabei riesengroße Verzweiflung. Aber auch viel Dankbarkeit.

Offingen – Offingen ist unter einer braunen Wasserschicht verschwunden. Philipp Nützel und Matthias Benkert fliegen im Rettungshubschrauber über den kleinen Ort im schwäbischen Landkreis Günzburg und halten Ausschau nach Menschen, die auf Hausdächern oder Balkonen stehen und um Hilfe winken. Lange müssen sie nicht suchen. Das Hochwasser war hier am Sonntag zwar angekündigt, doch die Geschwindigkeit, mit der es in die Häuser und Straßen drückte, hat viele überrascht.

„Dramatisches Bild, wenn solche Wassermassen durch Siedlungen schwappen“

„Das ist schon ein dramatisches Bild, wenn solche Wassermassen durch Siedlungen schwappen“, sagt Benkert. Der 39-Jährige ist seit 2009 Air Rescue Spezialist beim Bayerischen Roten Kreuz. Er hat schon einige Hochwasser gesehen. Er und seine Kollegen sind immer dort im Einsatz, wo auch keine Rettungsfahrzeuge oder -boote mehr durchkommen. Gewöhnen wird er sich an solche Anblicke trotzdem nie, das weiß er.

Die Hubschrauberbesatzung sieht auf einem Balkon einen Mann winken. Nützel lässt sich an der Hubschrauberwinde nach unter, folgt dem Vater ins Haus. Drinnen steht seine Frau. Auf dem Arm hat sie ein Baby, das erst eine Woche alt ist. Dicht an sie gedrängt haben sich die zwei und zehn Jahre alten Kinder. Für die Familie ist der Hubschrauber die einzige Chance, ihr Haus zu verlassen. „Sie waren entsetzt, wie schnell das Haus vom Wasser umspült war“, berichtet der 26-jährige Retter nach dem Einsatz. Erst stand es nur im Keller, auf einmal bis zum Balkon. Nützel und seine Kollegen setzen erstmals den Rettungssatz für Babys und Kleinkinder ein. Einer nach dem anderen wird sicher nach oben in den Hubschrauber gezogen und in eine Notunterkunft außerhalb der Hochwasser-Zone gezogen.

Die Familie ist nicht die einzige, die nur noch das besitzt, was sie am Körper trägt. „Oft fragen wir, ob sie noch irgendwas mitnehmen wollen, bevor sie weggeflogen werden“, berichtet Benkert. Die Frage hat er am Sonntag auch einem Familienvater in Offingen. gestellt. Der winkte ab. „Es ist sowieso alles kaputt“, sagte er. Die Verzweiflung ist groß – überall, wo Philipp Nützel, Matthias Benkert und ihre Kollegen in diesen Tagen abgeseilt werden. Bei vielen spüren sie auch die Angst, wenn plötzlich ein Hubschrauber über dem Haus kreist und sie sich an einer Winde in die Luft ziehen lassen müssen und von oben sehen, wie ihre ganze Siedlung im Wasser versinkt. Aber noch größer ist die Dankbarkeit, berichten die Rettungskräfte.

Insgesamt zwölf Menschen haben die ehrenamtlichen Air Rescue Spezialisten der Wasserwacht am Wochenende aus dem Landkreis Günzburg gerettet. Sie sind als erste Luftrettungseinheit in Bayern mit Spezialgeräten für die Evakuierung von Kleinkindern und Kindern ausgerüstet und ausgebildet.

Auch gestern Morgen waren Nützel, Benkert und die anderen Luftretter schon in den frühen Morgenstunden wieder in ihrer Einsatzzentrale in Roth. Dort sind sie innerhalb von drei Minuten startklar, wenn sie angefordert werden. Die Wasserwacht besetzte gestern drei Polizeihubschrauber mit jeweils zwei Luftrettern.

Hochwasser in Stadt und Landkreis Rosenheim am 3. Juni

Eindruck aus Rosenheim
Eindruck aus Rosenheim © privat
Eindruck aus Rosenheim
Eindruck aus Rosenheim © privat
Eindruck aus Rosenheim
Eindruck aus Rosenheim © privat
Die Mangfall in Bad Aibling
Die Mangfall in Bad Aibling © privat
Die Lage in Bad Feilnbach
Die Lage in Bad Feilnbach © privat
Innspitz in Rosenheim
Innspitz in Rosenheim © privat
Innspitz in Rosenheim
Innspitz in Rosenheim © privat
Die Mangfallbrücke nach Willing gegen 21.30 Uhr
Die Mangfallbrücke nach Willing gegen 21.30 Uhr © privat
Die Mangfallbrücke nach Willing gegen 21.30 Uhr
Die Mangfallbrücke nach Willing gegen 21.30 Uhr © privat
Wiese steht in Brannenburg unter Wasser.
Wiese steht in Brannenburg unter Wasser. © privat
Die Lage in Raubling gegen 21.30 Uhr
Die Lage in Raubling gegen 21.30 Uhr © privat
Die Lage in Raubling gegen 21.30 Uhr
Die Lage in Raubling gegen 21.30 Uhr © privat
Kirchbach in Brannenburg
Kirchbach in Brannenburg © privat
Das Hochwasserrückhaltebecken in Riedering läuft über.
Das Hochwasserrückhaltebecken in Riedering läuft über. © privat
Pietzing in Riedering.
Pietzing in Riedering. © privat
Evangelisches Kinderhaus in Raubling.
Evangelisches Kinderhaus in Raubling. © privat
Evangelisches Kinderhaus in Raubling
Evangelisches Kinderhaus in Raubling © privat
Nußdorf am Inn gegen 16 Uhr.
Nußdorf am Inn gegen 16 Uhr. © privat
Nußdorf am Inn gegen 16 Uhr.
Nußdorf am Inn gegen 16 Uhr. © privat
Die Unterführung bei Raubling.
Die Unterführung bei Raubling. © privat
Die Mangfall in Bruckmühl.
Die Mangfall in Bruckmühl. © privat
Die Mangfall in Bruckmühl.
Die Mangfall in Bruckmühl. © privat
Die Mangfall in der Vagener Au.
Die Mangfall in der Vagener Au. © privat
Die Mangfall in Bad Aibling.
Die Mangfall in Bad Aibling. © privat
Die Mangfall in Bad Aibling
Die Mangfall in Bad Aibling © privat
Schnaitsee am See
Schnaitsee am See © privat
Schnaitsee am See
Schnaitsee am See © privat
Schnaitsee am See
Schnaitsee am See © privat

„Viele können den Notruf noch per Handy anrufen“, erklärt Nützel. Wenn das Netz zusammenbricht, hängen einige, die in ihren Häusern eingeschlossen sind, ein weißes Tuch nach draußen. „Wenn wir das aus der Luft sehen, fliegen wir das Haus an.“ Deshalb gehören in den Regionen, die am stärksten betroffen sind, auch Erkundungsflüge zu ihrer Aufgabe. Manchmal passiert es auch, dass die Retter weitergewunken werden. „Das müssen wir akzeptieren, wir können ja niemanden zwingen, sein Haus zu verlassen, wenn es noch einigermaßen bewohnbar ist“, sagt Nützel. Zeit zum Diskutieren haben sie im Einsatz sowieso nicht.

Die Hochwasser-Situation in Bayern ist nicht wie im Ahrtal vor zwei Jahren, sagen sie. Es gibt keine Sturzfluten, die ganze Häuser mitreißen. „Aber ein sehr großes Gebiet ist überspült“, erklärt Benkert. Das macht die Hilfe mit Rettungsfahrzeugen schwer bis unmöglich. Aus der Luft haben die beiden Retter am Sonntag in Offingen einen Traktor gesehen, von dem nur noch das Dach aus dem Wasser ragte. „Das Hochwasser ist nicht auf ein Gebiet begrenzt, wir haben Einsatzschwerpunkte in ganz Bayern und Baden-Württemberg“, sagt Benkert. Er und seine Kollegen bleiben in ständiger Bereitschaft.

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