Schreibt uns von Euren Erfahrungen
Enorme Preissteigerung beim Führerschein: Gerechtfertigt oder übertrieben?
Der Führerschein war schon immer teuer. Doch in den vergangenen Jahren sind die Kosten für den „Lappen“ nochmal extrem in die Höhe geschossen. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Wer zwischen 16 und 18 Jahren alt ist, wird unweigerlich mit einem Thema konfrontiert: Der Führerschein. Gerade auf dem Land geht ohne die eigene Fahrerlaubnis oftmals gar nichts – das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel ist in der Regel noch zu spärlich ausgebaut, als dass man auf das eigene Auto verzichten könnte. Nach wie vor sind also viele Jugendliche hierzulande auf den Führerschein angewiesen. Doch das ist mittlerweile ein außergewöhnlich teures Vergnügen. Freilich, günstig war der Führerschein noch nie – doch in den vergangenen Jahren hat eine enorme Preissteigerung stattgefunden.
Laut ADAC haben sich die Kosten für den Führerschein in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt verdoppelt. Fahrschüler müssten für den Lappen mittlerweile mindestens 2000 Euro bis zu 4400 Euro hinblättern. Die Preissteigerung bestätigen auch Fahrlehrer aus der Region, so zum Beispiel Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu mit Filialen unter anderem in Wasserburg, Griesstätt und Amerang. „Ein Führerschein in meinem Betrieb kostet zwischen 3000 und 3500 Euro“, erklärt der 46-Jährige.
Hohe Kosten für die Fahrschulen werden umgelegt
Die Gründe dafür? Gestiegene Kosten für die Fahrschulen. Eine gesetzliche Neuerung sorgte dafür, dass Fahrschulen auf mehrere Fahrzeuge angewiesen sind – genauer gesagt der B197-Führerschein. In dieser Variante absolvieren die Fahrschüler die Prüfung zwar mit einem Automatik-Auto, müssen aber mindestens 10 Schalter-Fahrstunden vorweisen können, damit der Führerschein sie auch zum Fahren mit einem Schalter-Fahrzeug befähigt. Damit die Fahrschulen diese Variante anbieten können, brauchen sie also sowohl Automatik-, als auch Schalter-Fahrzeuge.
Das Problem: Die Kosten für die Anschaffung, wie auch die Wartung von Autos ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. TÜV und Reparaturkosten schlagen regelmäßig mit großen Summen zu Buche. Auch die Lohnkosten für angestellte Fahrlehrer haben angezogen. Die Ausbildungskosten sind für angehende Fahrlehrer sind hoch und müssen dementsprechend mit dem späteren Gehalt kompensiert werden. Zudem leidet die Branche – wie so viele andere auch – unter einem Fachkräftemangel. Die wenigen Bewerber haben daher größeren Verhandlungsspielraum beim Gehalt.
Viele Fahrschüler brauchen mehr Stunden
Das bekommen Fahrschüler dementsprechend zu spüren. Laut Alex Breu kostete eine Fahrstunde bei ihm im Betrieb im Jahr 2002 noch 35 Euro – mittlerweile muss man dafür rund 70 Euro zahlen. Und von den Fahrstunden brauchen die Schüler heute im Durchschnitt mehr. So seien laut Breu die zehn vorgeschriebenen Schalterstunden beim B197-Führerschein in der Regel nicht ausreichend, um ein sicheres Bedienen der Schaltung zu erlernen. Metin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer, beobachtet zudem, dass der Führerschein bei vielen Schülern keine so hohe Priorität mehr hat und sich daher weniger darauf konzentriert wird – mit dem Ergebnis, dass es länger dauert und mehr Stunden benötigt werden, bis die Fahrprüfung erfolgreich absolviert werden kann.
In anderen europäischen Ländern sieht es hingegen ganz anders aus: so belaufen sich die Kosten für den Erwerb der Fahrerlaubnis in Spanien je nach Quelle zwischen 800 und 1500 Euro, in Italien bewegen sich die Preise ebenfalls in diesem Rahmen. Auch in Österreich sind die Preise der österreichischen Arbeiterkammer zufolge noch unter dem deutsche Preisniveau: ein Fahrschüler muss dort mit Kosten zwischen 1400 und 2000 Euro rechnen.
Teures Vergnügen: Was haltet Ihr von der Preisentwicklung beim Führerschein?
Was haltet Ihr von den Entwicklungen: Könnt Ihr es nachvollziehen, dass die deutschen Fahrschulen die hohen Kosten auf die Fahrschüler umlegen? Oder findet Ihr die Preissteigerungen zu extrem dafür, dass gerade im ländlichen Raum noch viele auf die Fahrerlaubnis angewiesen sind? Haben Eure Kinder – oder Ihr selbst - vor kurzem den Führerschein absolviert und könnt deshalb aus erster Hand berichten? Oder wolltet Ihr zwar gerne den Führerschein machen, habt es Euch wegen der hohen Kosten aber anders überlegt? Schickt uns Eure Meinung und Eure Erfahrungen an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort Führerschein) mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.
fso