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In welchen Branchen brennt‘s am meisten?

2035 fehlen in Bayern 400.000 Arbeitskräfte: Mangel in der Region besonders hoch

Themenbild: Engpässe gibt es fast in allen Berufszweigen. Besonders groß wird die Fachkräftelücke in Zukunft im Erziehungswesen, der Reinigungsbranche und im Transportgewerbe sein.
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Themenbild: Engpässe gibt es fast in allen Berufszweigen. Besonders groß wird die Fachkräftelücke in Zukunft im Erziehungswesen, der Reinigungsbranche und im Transportgewerbe sein.

In Bayern werden Arbeitskräfte zum rareren Gut. Zwar ist Oberbayern im Vergleich noch gut dran, aber auch hier tun sich in manchen Landkreisen Lücken auf. Hier wird in Bälde ein erster Höhepunkt erwartet. Die Wirtschaft reagiert mit klaren Forderungen.

München – Arbeitslosigkeit wird in Bayern auf absehbare Zeit kein Problem sein. „Eher Arbeiterlosigkeit“, meint Michael Böhmer, Chefvolkswirt des Forschungsinstituts Prognos. Er hat für die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) untersucht, wie sich die Fachkräftelücke im Freistaat entwickeln wird, in welchen Berufen und in welchen Regionen der Mangel am größten ist. Ergebnis: „Arbeitskräfte fehlen überall, nur in unterschiedlichem Ausmaß.“

Engpässe nach Regionen

Oberbayern ist mit 106.000 fehlenden Arbeitskräften im Jahr 2035 noch vergleichsweise gut dran, erklärt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. In Ballungsräumen, wo der Zuzug hoch ist und bleibt, fallen die Engpässe generell moderater aus. So wird laut der Studie in der Landeshauptstadt München die Arbeitskräftenachfrage 2035 mit 1,042 Millionen nur einen halben Prozentpunkt höher sein als das Angebot.

Kreis Rosenheim: Nachfrage nach Arbeitskräften übersteigt Angebot deutlich

Anders sieht es da zum Beispiel in Garmisch-Partenkirchen aus, wo die Nachfrage nach Arbeitskräften mit 38.500 um gut 13 Prozent über dem Angebot liegen wird. In Bad Tölz übersteigt die Nachfrage mit 48.700 Arbeitskräften das Angebot um elf Prozent. In den Landkreisen Landsberg am Lech (9,8 Prozent), Miesbach und Rosenheim (je 7,9 Prozent) übersteigt die Nachfrage das Angebot ebenfalls deutlich.

Arbeitskräfte: Angebot und Nachfrage im Überblick.

Die größte Lücke am Arbeitsmarkt wird es in Oberbayern den Berechnungen zufolge nicht im Jahr 2035, sondern schon 2025 geben. Dann gehen hier 181.000 Arbeitskräfte ab.

Engpässe nach Berufen

Bayernweit werden in 26 von 36 Berufsgruppen 2035 deutliche Engpässe erwartet. In folgenden Bereichen ist die Not besonders groß.

  • Führen von Fahrzeugen und Transportgeräten: 66 000 fehlende Arbeitskräfte
  • Reinigungsberufe: 65 000 fehlende Beschäftigte
  • Erziehung, sozial- und hauswirtschaftliche Berufe: 54 000
  • medizinische Berufe: 40 000 Beschäftigte zu wenig
  • Gebäude- und Versorgungstechnische Berufe: 31 000
  • nicht-medizinische Gesundheitsberufe: 30 000
  • Metallerzeugung, Metallbau: 20 000
  •  Berufe der Maschinen- und Fahrzeugtechnik: 18 000 

Überschüsse nach Berufen

Es gibt einige Bereiche, in denen es mehr Angebot an Arbeitskräften gibt als nachgefragt werden. Das sind aber nur wenige Bereiche und die Überschüsse sind jeweils nicht besonders groß.

  • Werbung, Marketing, Medienberufe: 15 000 Arbeitssuchende mehr als angebotene Stellen
  • Land-, Tier- und Forstwirtschaft: + 6000
  • technische Entwicklung, Konstruktion, Produktionssteuerung: + 4000
  • Informatik und andere IKT-Berufe: + 1000

Grund für letztere Entwicklung bei den Informatik-Berufen ist laut Brossardt zum einen die demografische Entwicklung, zum anderen die Digitalisierung. Die Menschen, die heute in IT-Berufen arbeiten, sind vergleichsweise jung, das heißt, sie scheiden nicht so schnell aus dem Berufsleben aus, erläutert er. Außerdem trägt die weitere Digitalisierung und Künstliche Intelligenz dazu bei, dass dieser Bereich weniger personalintensiv sein wird. Drittens schließlich hätten sich zuletzt viele junge Mensche für einen IT-Beruf entschieden, sodass das Angebot entsprechend groß sein wird.

Bayernweit ergibt sich beim Fachkräftemangel ein Nord-Süd-Gefälle. In den Kreisen Oberbayerns zeigen sich hingegen weniger gravierende Engpässe (je dünkler das Blau in der Grafik, desto größer die Arbeitskräftelücke in dem Landkreis).

Die Demografie ist laut der Studie auch Grund dafür, dass gerade bei Reinigungskräften im Jahr 203 der Mangel so groß sein dürfte. Die Menschen, die in dieser Branche arbeiten, sind heute bereits relativ alt und werden in den nächsten Jahren in Rente gehen.

Grundannahmen der Studie

Die Studie legt die jüngste Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes zugrunde. Diese geht davon aus, dass im Jahr 2035 rund 13,8 Millionen Menschen in Bayern leben (heute sind es rund 13,4 Millionen). Es kommt in Bayern – vor allem aufgrund der anhaltend hohen Zahlen von Flüchtlingen, auch aus der Ukraine, – zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum in der nächsten Dekade. Deshalb fällt die nun errechnete Arbeitskräftelücke auf 400.000 Menschen – von 6,6 Millionen auf 6,2 Millionen. In der letzten Studie war Prognos noch von 700.000 fehlenden Arbeitskräften ausgegangen.

Wie Prognos-Experte Böhmer erläuterte, ging man für die Studie davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Schnitt um ein Prozent pro Jahr steigen wird. Außerdem wird eine Steigerung der Produktivität um ebenfalls ein Prozent angenommen. Außerdem wurden die Altersstrukturen in den verschiedenen Hauptberufsgruppen analysiert und die Ausbildungstrends fortgeschrieben.

Forderungen der Wirtschaft

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, schlägt Brossardt eine Reihe von Maßnahmen vor. Zum Beispiel müsse die Erwerbstätigkeit von Frauen und älteren Menschen erhöht werden. „Da ist noch viel zu holen“, meint der vbw-Chef. Außerdem fordert er eine Veränderung des Arbeitsrechts dahingehend, dass die Grenze bei der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden abgeschafft wird zugunsten eine maximalen Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Zudem müsse auch eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ermöglicht werden und eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive in allen Bereichen gestartet werden.

Studie im Internet

Die Studie mit umfangreichen Daten und interaktiver Landkarte ist abrufbar unter www.vbw-bayern.de/regionalarbeitslandschaften 

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