Kosten drastisch gestiegen
Kfz-Versicherer schlagen Alarm: Manche Ersatzteile „heute doppelt so teuer wie vor zehn Jahren“
Die Prämien für die Autoversicherung dürften weiter steigen. Laut dem GDV sind Ersatzeile deutlich teurer geworden – schuld sei ein Quasi-Monopol der Hersteller.
Legt man sich einen Neuwagen zu, zahlt man dafür deutlich mehr als für einen Gebrauchten. Auch bei der Versicherung muss dann in aller Regel wesentlich tiefer in die Tasche gegriffen werden. Denn für ein Neufahrzeug wird normalerweise eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen – während viele bei älteren Fahrzeugen eine Teilkasko wählen oder es gar bei der Kfz-Haftpflicht belassen. In jedem Fall ist die Versicherungsprämie ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor für Autobesitzer. Jetzt beklagen die Versicherer deutlich höhere Reparaturkosten als noch vor einigen Jahren. Die Ersatzteilpreise seien drastisch gestiegen.
GDV: Kofferraumklappen doppelt so teuer wie noch vor zehn Jahren
Laut einer Analyse des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) haben sich die Ersatzteilpreise in den letzten zehn Jahren extrem erhöht, in einigen Fällen sogar verdoppelt. Dies habe zu einem gewaltigen Anstieg der Reparaturkosten geführt: Während die durchschnittlichen Kosten für einen Sachschaden in der Kfz-Haftpflicht im Jahr 2013 noch bei 2.500 Euro lagen, stiegen sie im vergangenen Jahr auf 4.000 Euro. Insbesondere Kofferraumklappen und hintere Seitenwände sind deutlich teurer geworden.
Hier eine Übersicht (Quelle: GDV) über einige drastisch teurer gewordene Ersatzteile:
| Ersatzteil | Preis im Januar 2014 | Preis im August 2024 | Veränderung |
|---|---|---|---|
| Seitenwand hinten | 495 Euro | 1.000 Euro | +102 % |
| Kofferraumklappe | 494 Euro | 982 Euro | +99 % |
| Rückleuchten | 163 Euro | 303 Euro | +86 % |
| Tür hinten | 501 Euro | 913 Euro | +82 % |
| Tür vorn | 494 Euro | 884 Euro | +79 % |
| Stoßfänger vorn | 351 Euro | 604 Euro | +72 % |
| Kotflügel vorn | 196 Euro | 337 Euro | +71 % |
| Stoßfänger hinten | 343 Euro | 581 Euro | +70 % |
| Scheinwerfer | 678 Euro | 1.132 Euro | +67 % |
| Motorhaube | 431 Euro | 716 Euro | +66 % |
| Kühler | 270 Euro | 421 Euro | +56 % |
| Windschutzscheibe | 392 Euro | 571 Euro | +46 % |
Preisanstieg für Ersatzteile: Versicherer sehen den Grund im Quasi-Monopol der Hersteller
Der GDV führt den Preisanstieg in erster Linie auf ein Quasi-Monopol der Autohersteller zurück. Der sogenannte Designschutz gelte nämlich nicht nur für das Fahrzeugdesign, sondern auch für alle sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. „Autofahrer und Werkstätten sind gezwungen, viele dieser Ersatzteile direkt vom Autohersteller zu kaufen – ein freier Wettbewerb existiert hier praktisch nicht“, erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Trotz einer Gesetzesänderung, die den Designschutz reformieren sollte, blieben die bestehenden Rechte der Autohersteller bis 2045 bestehen, so der Verband.
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Asmussen betont, dass der extreme Preisanstieg Teil einer langfristigen Entwicklung sei: „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rapide und sind weitgehend unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung. Während der Verbraucherpreis-Index seit 2014 um rund 28 Prozent zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um fast 75 Prozent“.
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Hohe Ersatzteilpreise bleiben für die Versicherten nicht ohne Folgen
Die steigenden Ersatzteilpreise haben auch Auswirkungen auf die Versicherungsnehmer. Zwar betont der GDV, dass es eine Entscheidung des jeweiligen Versicherungsunternehmens sei, wie sich der Trend auf die Prämien auswirke. „Es besteht jedoch ein klarer Zusammenhang zwischen den steigenden Ersatzteilpreisen und den Versicherungsbeiträgen“, betont Asmussen. Im Klartext: Billiger wird es künftig sicherlich nicht.
Die Prämie für die Kfz-Versicherung wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Dazu gehören unter anderem das gefahrene Modell (Typklasse, wird jährlich neu berechnet), der Wohnort (Regionalklasse, wird jährlich neu berechnet), das Alter des Fahrers, die jährliche Fahrleistung, eine mögliche Werkstattbindung, die Schadensfreiheitsklasse und der Schadenfreiheitsrabatt. Eine höhere Selbstbeteiligung kann die Kaskoversicherung günstiger machen, allerdings sollte man sorgfältig abwägen, bis zu welchem Betrag man bereit ist, im Schadensfall die Kosten selbst zu tragen.
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