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IEA-Chef warnt

Mahnung an die Industrie: „Wir werden das 2-Grad-Ziel reißen, wenn sich die Politik nicht grundlegend ändert“

 Der chinesische Petrochemiegigant Sinopec hatnach eigenen Angaben eine 9.432 Meter tiefe Öl- und Gasbohrung in Xinjiang abgeschlossen und damit einen neuen Rekord für die tiefste Onshore-Richtungsbohrung in Asien aufgestellt, wie das Unternehmen mitteilte.
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„Die Öl- und Gasindustrie muss sich entscheiden“: An der Bohrung «Yuejin 3-3XC» der «China Petrochemical Corporation» (Sinopec) im Tarim-Becken in der nordwestchinesischen autonomen Region Xinjiang Uygur.

IEA-Chef Fatih Birol fordert radikale Maßnahmen, weil die Menschheit mehr fossile Brennstoffe denn je nutzt. Aber er sieht die Möglichkeit einer Trendwende.

Paris - „Zwar sind die erneuerbaren Technologien in vielen Bereichen längst wettbewerbsfähig, doch viele Staaten subventionieren fossile Brennstoffe mit Milliardenbeträgen“, so Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IAE). Vor allem die Schwellenländer, besonders China, benötigen viel mehr Energie als früher. Ähnlich wie vor etwa 30 Jahren würde der Anteil fossiler Brennstoffe am globalen Primärenergiebedarf bei um die 80 Prozent liegen. „Und die insgesamt verbrauchte Menge dieser Energieträger ist viel höher“, meint Birol im Interview mit dem Spiegel.

Eine Trendwende sei bereits in Sicht: „Wir erwarten, dass der weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe bis 2030 seinen Höhepunkt erreicht. Erstens wird das Wirtschaftswachstum in China zurückgehen, und auch die Wirtschaftsstruktur verändert sich: weniger Schwerindustrie, mehr Hightech und Dienstleistungen“, meint er. „Und zweitens geht es mit den erneuerbaren Energien schneller voran, als viele Leute glauben“, so Birol. Vor zehn Jahren sei saubere Energie für viele Manager eine romantische Erzählung gewesen. „Heute ist die Umstellung ein globaler Wirtschaftstrend.“

IAE-Chef: „Wir werden sogar das Zwei-Grad-Ziel reißen“

Doch aktuell sieht die Lage seiner Einschätzung nach noch ganz anders aus: „Wir werden sogar das Zwei-Grad-Ziel reißen, wenn sich die Energiepolitik nicht grundlegend ändert“, meint Birol. Und er sagt sogar: „Der Trend läuft auf plus 2,4 Grad hinaus.“ Auf eine ähnliche Einschätzung kommt auch das Portal Klimareporter, das sich auf eine Studie aus den USA beruft: Demnach würde das 1,5 Grad-Ziel zwischen 2030 und 2033 gerissen. Und es sei sogar besonders besorgniserregend, dass auch das 2 Grad-Ziel bereits infrage gestellt ist: Die Zwei-Grad-Schwelle wird laut Klimareporter demnach „mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis 2050 überschritten und mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis 2054“.

Laut Birol sind die Folgen dramatisch, wenn die Zwei Grad-Schwelle erreicht wird: „Wir werden dann noch viel öfter Extremwetterereignisse sehen, und sie werden noch intensiver sein. So werden beispielsweise verheerende Überflutungen wie in diesem Jahr in Griechenland oder Libyen wohl noch viel öfter auftreten. Und es wird mehr Hitzetote geben. Das kann niemand wollen.“ Laut WWF wären nach zwei Grad fast ein Drittel aller Menschen mindestens einmal in 20 Jahren extremen Hitzeereignissen ausgesetzt, Dürreschäden könnten bis 2050 auch in regenverwöhnten Regionen wie Österreich um das Vierfache ansteigen, während es gleichzeitig mehr Starkregenereignisse geben wird.

IAE-Chef im Interview: Die Öl- und Gasindustrie muss sich entscheiden

Den weiterhin hohen Verbrauch an fossiler Energie lastet er der Industrie an: „Unseren Analysen zufolge investiert die Öl- und Gasindustrie pro Jahr rund 800 Milliarden Dollar in neue Öl- und Gasprojekte – und nur etwa 20 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien.“ Die regenerativen Energien bekämen „ein gewaltiges Stück von der Unternehmens-PR“, aber nicht einmal drei Prozent des Geldes. „Die Öl- und Gasindustrie steht vor einem Moment der Wahrheit. Sie muss sich entscheiden: entweder die Klimakrise befeuern oder am Wandel hin zu sauberer Energie teilhaben.“ Technologien, die CO2 aus der Atmosphäte entnehmen, seien zu teuer und nur für einige, wenige und unabdingbare Emmissionen geeignet.

„Wie schnell die Transition umgesetzt wird, hängt jetzt maßgeblich von der Politik ab. Vergangenes Jahr haben Regierungen weltweit fossile Brennstoffe mit insgesamt etwa tausend Milliarden Dollar subventioniert. Wenn die politischen Entscheider diese Ausgaben drastisch senken und dafür konsequent elektrische Autos und Wärmepumpen fördern, dann können sie die globale Energiewende massiv beschleunigen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, meint er. Anlass zur Hoffnung sei auch, dass mit Solar- und Windparks vielerorts bereits jetzt kostengünstiger Energie erzeugt werde als mit fossilen Anlagen. Der Erneuerbare-Energien-Sektor boome, große Kapitalgeber investierten auch jetzt schon viel Geld. Die Ziele und Fortschritte bei der Windenergie: Diese Schattenseiten hat die Solarenergie. (kat)

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