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Fehlende Investitionen

Marodes Schienennetz: Warum der Deutschen Bahn mehr Geld nicht einmal weiterhelfen würde

Illustration von Bauarbeitern der Bahn, die am Schienennetz arbeiten.
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Deutschland investiert mittlerweile mehr in die Schiene als in die Straße.

Deutschland liegt mit seinen Pro-Kopf-Investitionen in das Schienennetz europaweit nicht mal in den Top 10. Doch es gibt zumindest leise Hoffnung auf Besserung bei der Deutschen Bahn.

Köln – Manchmal reicht ein Blick ins Archiv. Ob baufällige Brücken, marode Weichen oder überlastete Strecken: Der Investitionsstau bei der Deutschen Bahn produziert seit Jahren verlässlich negative Schlagzeilen. Dabei sind Jahr und Art des Problems austauschbar. Doch nun gibt es Hoffnung – zumindest ein bisschen. Aber der Reihe nach.

An diesem Dienstag veröffentlichte der Lobbyverband Allianz pro Schiene ein Ranking. Die Zahlen, die von der Unternehmensberatung SCI Verkehr erhoben wurden, zeigen, wie viel Geld europäische Länder 2022 in ihr Schienennetz gesteckt haben. Dabei wird pro Kopf gerechnet. Das ernüchternde Ergebnis: Mit 114 Euro pro Kopf – ein leichter Rückgang zu 2021 – liegt Deutschland nicht mal in den Top 10. Spitzenreiter ist Luxemburg (575 Euro), danach kommen die Schweiz (450 Euro) und Norwegen (346 Euro). Hinter Deutschland stehen nur Spanien (67 Euro) und Frankreich (46 Euro).

LandPro-Kopf-Investition in Schieneninfrastruktur 2022
Luxemburg575 Euro
Schweiz450 Euro
Norwegen346 Euro
Österreich319 Euro
Schweden245 Euro
Großbritannien187 Euro
Tschechien171 Euro
Niederlande143 Euro
Dänemark135 Euro
Belgien 126 Euro
Italien 115 Euro
Deutschland114 Euro
Spanien67 Euro
Frankreich46 Euro

Deutsche Bahn: 2022 erstmals mehr Investitionen in Schiene als in Straße

Allerdings – und das ist der Punkt, an dem Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege optimistisch nach vorne schaut – investiert Deutschland mittlerweile mehr in die Schiene (52 Prozent) als in die Straße (48 Prozent). 2024 soll das Verhältnis sogar 60:40 betragen. Zum Vergleich: In Österreich steckte der Staat im letzten Jahr 72 Prozent seiner Gelder in die Schiene – und nur 28 Prozent in die Straße. „Über Jahrzehnte wurde in Deutschland der Straßenbau bevorzugt. Nun stehen wir vor einer historischen Wende“, sagte Flege.

Christian Böttger kann den Optimismus nur bedingt teilen. „Man sieht etwas guten Willen im Verkehrsministerium, aber das reicht längst nicht aus, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen“, sagt der Professor von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin dem Münchner Merkur. „Dass sich Deutschland viel zu wenig um das Schienennetz kümmert, ist seit Jahren so.“

Dabei sind es nicht mal die zu geringen Investitionen, die Böttger Sorge bereiten. „Mehr Geld allein hilft nicht weiter. Die Bahn könnte zusätzliche Mittel kurz- und mittelfristig kaum sinnvoll ausgeben“, sagt der Mobilitätsexperte. „Es fehlen die Planer und die Baufirmen. Ein Drittel aller Ingenieure geht 2030 in Rente. Es nicht klar, wie die Stellen nachbesetzt werden sollen.“ Dazu komme die „ausufernde Bürokratie“, die viele Projekte bremse.

Bürger verhindern Bau von neuen Bahnstecken

Handlungsbedarf sieht Böttger nicht nur bei der Erhaltung des bestehenden Netzes. Auch beim Neubau müsse es endlich „spürbar vorangehen“. Doch auch hier sei Geld nicht der entscheidende Faktor. „Viele Bürger in diesem Land akzeptieren keine Neubaustrecken vor ihrer Haustür. Das führt dann leider dazu, dass Politiker entsprechende Projekte hinter den Kulissen abmoderieren“, so Böttger.

Wie sich das auswirkt, lässt sich an den Pünktlichkeitswerten der Bahn ablesen. Die DB läuft ihrem für 2023 im Fernverkehr gesteckten Ziel weiter hinterher: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren lediglich 68,6 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich unterwegs, wie der Konzern Anfang Juli mitteilte. Eigentlich hat sich die Deutsche Bahn für das laufende Jahr eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 70 Prozent vorgenommen. Allein im Juni kamen indes lediglich 63,5 Prozent der Fernzüge ohne größere Verzögerung am Ziel an. Das ist der schlechteste Wert im laufenden Jahr. Der bisher stabilste Monat war der Januar mit 73,2 Prozent.

Bahn-Experte Böttger: Veränderungen erst in Jahrzehnten spürbar

Zum Vergleich: In der Schweiz, wo laut der Erhebung von Allianz pro Schiene pro Kopf viermal so viel in die Schiene investiert wurde wie hierzulande, sind bereits 93 Prozent der Züge pünktlich. Zufrieden sind die Eidgenossen damit nicht. Man will die Effizienz noch weiter steigern. In Japan erreichen die Züge sogar eine Pünktlichkeit von nahezu 100 Prozent.

Ein Blick ins Archiv offenbart noch etwas anderes: Der Grund, warum das Schienennetz so marode ist, ist auch seit Jahren derselbe. Im Zweifel war es immer die Vorgängerregierung, die einen massiven Reformstau hinterlassen hat. „Ich fürchte, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis sich der Zustand der Schiene für die Fahrgäste verbessern wird“, sagt Böttger.

Derweil bahnt sich für die Deutsche Bahn und den ICE Konkurrenz an: Ein Superzug aus Italien soll nach München rauschen.

*Dieses Bild wurde mithilfe maschineller Unterstützung erstellt. Dafür wurde ein Text-to-Image-Modell genutzt. Auswahl des Modells, Entwicklung der Modell-Anweisungen sowie finale Bearbeitung des Bildes: Art Director Nicolas Bruckmann.

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