Konjunktur
Wirtschaftsforscher: Rezessionsgefahr für deutsche Wirtschaft wächst
Der deutschen Wirtschaft droht nach einem schwachen Jahresauftakt auch im Gesamtjahr der Rückfall in die Rezession.
München – Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft trüben sich nach Einschätzung führender deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute weiter ein. Im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) um 0,2 Prozent schrumpfen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Konjunktur-Prognose. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) kappte seine BIP-Prognose am Donnerstag auf minus 0,3 Prozent. Zuvor hatten die Ökonomen beider Institute noch mit einem leichten Wachstum gerechnet.
Zur Begründung für ihre Einschätzung verwiesen die Experten auf das schwache Winterhalbjahr. Zudem drücken die anhaltend hohe Inflation und die sinkenden Real-Einkommen weiter auf die Kauflaune der privaten Haushalte. Im laufenden Jahr rechnen die Institute aktuell mit einer Teuerungsrate von 5,7 (DIW) bzw. 5,8 Prozent (IfW).
Trübe Lage in der Industrie
Auch die Lage in der Industrie trübt sich weiter ein. So waren die Auftragseingänge im verarbeiteten Gewerbe im März um satte 10,9 Prozent zurückgegangen. Im April ging es um 0,4 Prozent nach unten. Alleine im wichtigen deutschen Maschinenbau sanken die Ordereingänge zuletzt um gut sechs Prozent. Im sonstigen Fahrzeugbau um Schiffe, Schienen- oder Militärfahrzeuge, gingen die Bestellungen im April sogar um 34 Prozent zurück.
Die deutsche Wirtschaft war zuletzt zwei Quartale in Folge geschrumpft und war damit in eine technische Rezession gerutscht. Der konjunkturelle Tiefpunkt könnte aber bereits durchschritten sein, glauben die Ökonomen. Im restlichen Jahresverlauf sei „eine moderate Expansion zu erwarten“, schreiben die IfW-Experten in ihrer aktualisierten Einschätzung. Auch das DIW geht davon aus, dass der Tiefpunkt erreicht ist. Die anstehende Erholung werde die Verluste aus den ersten Monaten aber nicht ausgleichen können, heißt es beim DIW.
Konjunktur: Zuversicht für 2024
Für das kommende Jahr dürfte sich die Lage nach Einschätzung der Institute aber deutlich bessern. So erwartet das IfW jetzt für 2024 ein BIP-Plus von 1,8 Prozent nach 1,4 Prozent zuvor. Auch die DIW-Forscher rechnen für das kommende Jahr mit einem „soliden Wachstum dank steigender Reallöhne“ von 1,5 Prozent. Der Ausblick sei besser als es die negative Jahresrate vermuten lasse, erklärte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. „Ein nach wie vor großes Aufholpotenzial nach der Corona-Pandemie, hohe Auftragsbestände in der Industrie und demnächst kräftige Kaufkraftzuwächse bei einem stabilen Arbeitsmarkt sind die Zutaten, die die Konjunktur stützen.“
Trotz der Konjunkturflaute rechnen die Kieler Experten mit einem robusten Arbeitsmarkt. So soll die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um über 350.000 steigen. Die Arbeitslosenquote werde zwar auf 5,6 Prozent zulegen, im kommenden Jahr aber mit 5,3 Prozent wieder auf das Niveau von 2022 sinken. (utz)