„Populisten sind schlecht für die Wirtschaft“
Wie Trump, Orbán, Bolsonaro & Co. die eigene Wirtschaft kaputtmachen
Eine Studie eines Wirtschaftsinstituts hat die Folgen populistischer Regierungen auf die Wirtschaft untersucht. Das Ergebnis: In allen untersuchten Ländern ging das Bruttoinlandsprodukt zurück.
Kiel/Berlin – Während in Deutschland mittlerweile viele Unternehmen und Wirtschaftsverbände eindringlich vor der AfD in einer Machtposition warnen, haben andere Länder das Experiment schon durchgemacht. Dort wurden schon Populisten wie Donald Trump in den USA, Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei, Benjamin Netanjahu in Israel oder Boris Johnson in Großbritannien an die Macht gewählt – und teils großen Schaden angerichtet.
Eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hat die Folgen populistischer Regierung auf die jeweilige Wirtschaftsleistung des Landes über die vergangenen 100 Jahre untersucht und kommt zu folgendem Ergebnis: „Populisten sind schlecht für die Wirtschaft“.
Bolsonaro, Mussolini, Trump: Alle haben eines gemeinsam
Die Ökonomen des IfW haben die wirtschaftlichen Folgen von insgesamt 51 Populisten untersucht, die zwischen den Jahren 1900 und heute an der Macht waren. Mit in der Liste unter anderem: Jair Bolsonaro (Brasilien), Adolf Hitler, Viktor Orbán (Ungarn), Narendra Modi (Indien), Benjamin Netanjahu (Israel), Benito Mussolini (Italien), Silvio Berlusconi (Italien), Rodrigo Duterte (Philippinen), Jacob Zuma (Südafrika), Recep Tayyip Erdoğan (Türkei), Boris Johnson (Großbritannien), Donald Trump (USA) und Nicolás Maduro (Venezuela). Es wurden also sowohl rechte und linke Populisten in die Analyse aufgenommen.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass in Ländern mit populistischen Regierungen die Wirtschaftsleistung sowohl lang- als auch kurzfristig zurückgeht. Fünf Jahre nach der Wahl des Populisten sinkt demnach das Wirtschaftswachstum, 15 Jahre später dann noch deutlicher. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging in allen untersuchten Ländern zurück, so die Autoren der Studie, ebenfalls sinkt die Konsumlaune. Populisten würden häufig als „Menschen des Volkes“ wahrgenommen, die vor Amtsantritt versprechen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. „Dieses Versprechen halten sie in der Regel nicht“, heißt es in der Studie.
Als Gründe nennen die Ökonomen die sinkende Attraktivität eines Landes mit Populisten an der Macht für Investoren, die sich dann zurückziehen, was die Innovation langfristig ausbremst.
Unternehmer warnen vor der AfD
Die Studie ist schon im Dezember 2023 erschienen, erreicht aber aufgrund des Erstarkens der AfD in Deutschland neue Aufmerksamkeit. Das Netzwerk Correctiv hatte Anfang Januar über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Mitglieder der rechtskonservativen Werteunion, Rechtsextreme und Unternehmer berichtet. Diese sprachen den Recherchen zufolge bei dem Treffen Ende November 2023 über die Vertreibung von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus Deutschland.
Seitdem sind Millionen Menschen bei Protesten gegen die AfD auf die Straßen gegangen, auch führende Unternehmer und Wirtschaftsverbände haben mittlerweile vor der AfD in Regierungsverantwortung gewarnt.
„Wenn wir die unsäglichen Deportationsfantasien der Rechten zuließen bei unseren eingewanderten Beschäftigten, dann müssten wir in unserem Unternehmen 50 Prozent der Fertigung stilllegen“, sagte ein Geschäftsführer, Andreas Jäger vom namensgleichen Gummi- und Kunststoffunternehmens Jäger aus Hannover, jüngst einer Umfrage zufolge. Ökonom Andreas Haufler von der LMU in München sagte noch im Sommer 2023 sogar deutlich: „Was die AfD vorhat, würde vieles noch schlimmer machen.“
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