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Arbeitskräftemangel

Vorbild für Deutschland? Griechenland führt die Sechs-Tage-Woche ein

Ähnlich wie in Deutschland fehlen in Griechenland Arbeitskräfte. Die dortige Regierung will mit der Einführung der Sechs-Tage-Woche entgegenwirken. Das ist umstritten.

Athen – Während in Deutschland über die Vier-Tage-Woche diskutiert wird, wählt Griechenland einen anderen Weg. Ab 1. Juli gibt es im südeuropäischen Land die Sechs-Tage-Woche. Auch der griechischen Wirtschaft fehlen die Arbeitskräfte. Das Gesetz soll - unter anderem mit kräftigen Lohnaufschlägen - helfen. Es ist nicht für alle Arbeitnehmer verpflichtend - das Gesetz soll Arbeitnehmern und Arbeitgebern mehr Flexibilität geben. Der zusätzliche Arbeitstag wird gesondert vergütet. Ist der sechste Arbeitstag ein Samstag, erhalten die Arbeitnehmer einen Lohnzuschlag von 40 Prozent. An Sonn- und Feiertagen gibt es sogar einen 115 Prozent Aufschlag.

Athen: Die griechische Regierung hat den Weg frei gemacht für die Sechs-Tage-Woche.

„Ziel ist es, dass vor allem Industrieunternehmen mit rotierender Schichtarbeit und hoch spezialisiertem Personal ihre Abläufe nicht unterbrechen müssen“, heißt es vom griechischen Arbeitsministerium gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Die neue Regelung soll auch im Kampf gegen Schwarzarbeit helfen, heißt es aus Athen. Vollzeit-Arbeitnehmern wird mit dem neuen Gesetz auch erlaubt, einen Zweitjob mit maximal fünf Stunden pro Tag anzunehmen. Branchen, die volle Auftragsbücher, aber wenig Personal haben, seien „mit dieser Regelung sehr zufrieden“, sagt Athanassios Kelemis, Geschäftsführer der deutsch-griechischen Handelskammer in Athen der FAZ.

Opposition und Gewerkschaften kritisieren Sechs-Tage-Woche

Ob diese Maßnahme tatsächlich gegen den Arbeitskräftemangel hilft, bleibt abzuwarten. „Aufgrund der geringen Lohnentwicklungen und der hohen Inflation haben viele bereits gezwungenermaßen zwei Jobs”, sagt Ökonom und Griechenland-Experte Jens Bastian dem Magazin Business Punk. „In Griechenland haben wir immer noch eine steuerliche Situation und Sozialversicherungsabgaben, die den Arbeitgebern wie den Beschäftigten zu viel vom Lohn abzieht. Und deswegen sind viele gezwungen, am Ende mehr zu arbeiten.”

Im EU-Vergleich arbeiteten Griechen 2022 mit 41 Arbeitsstunden am meisten. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Deutschland liegt mit 34,1 Stunden pro Woche weiter hinten - nur in Dänemark und den Niederlanden arbeite man noch weniger. „Diese Politik ist nicht nur sozial ungerecht, sondern auch wirtschaftlich ineffektiv. Die Arbeitsproduktivität in Griechenland ist eine der niedrigsten in der EU, während die griechischen Arbeitnehmer bereits die längsten Arbeitszeiten in Europa haben“, sagte die Linkspolitikerin Effie Achtsioglou der FAZ.

Scharfe Kritik am Gesetz gibt es von der griechischen Opposition und den Gewerkschaften. Sie sind der Ansicht, dass das neue Gesetz die Sechs-Tage-Woche zur gängigen Praxis machen wird, da es in Griechenland „praktisch keine Arbeitsaufsicht“ gebe, berichtet das Online-Medium Greek Reporter. Die Gewerkschaften kritisieren, dass das Gesetz den Achtstundentag und die Fünf-Tage-Woche aufweicht. Das Arbeitsministerium in Athen teilt der FAZ hingegen mit, dass das EU-Gesetz, was maximal 48 Stunden Arbeit pro Woche vorsieht, eingehalten werde.

Rubriklistenbild: © Edwin Remsberg/Imago

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