Automesse in Shanghai
VW präsentiert erstmals komplett in China entwickelte E-Autos
Auf der Automesse in Shanghai präsentiert VW erstmals seine komplett in China konzipierten E-Autos. Das ist erst der Anfang, denn der Autobauer steht auf dem wichtigsten Einzelmarkt unter Zugzwang.
Shanghai – Volkswagen zeigt auf der weltgrößten Automesse in Shanghai in dieser Woche zum ersten Mal Elektroautos, die vollständig in China für China entwickelt wurden, und zwar gemeinsam mit lokalen Partnern für den lokalen Markt. Dahinter steckt ein tiefgreifender Strategiewechsel, wie das Handelsblatt berichtet. Von einem „weiteren Meilenstein“ auf dem Weg zum „Technologie-Treiber der Automobilindustrie“ sprach Konzernchef Oliver Blume in einer offiziellen Mitteilung.
Fast ein Drittel seines Gesamtabsatzes verkauft VW in China
VW braucht seinen wichtigsten Einzelmarkt allein schon wegen dessen Größe. Der Absatz in China lässt sich nicht einfach durch andere Märkte ausgleichen. 2,93 Millionen Fahrzeuge und damit fast ein Drittel seines Gesamtabsatzes verkaufte der Konzern im vergangenen Jahr in der Volksrepublik. Die Zahl sinkt jedoch stark, im Jahr zuvor waren es noch 3,2 Millionen Neuwagen. Im ersten Quartal 2025 nahm der Absatz weiter ab, um gut sieben Prozent. Bei den E-Autos ging es in China sogar um 37 Prozent nach unten.
Hinter den Kulissen treibt VW seine neue Strategie voran
Hinter den Kulissen treibt VW daher bereits die nächste Ausbaustufe seiner neuen Strategie voran: eine neue Elektroplattform mit dem Kürzel CSP – „China Scalable Platform“. Sie soll in China erstmals ohne externe Entwicklungs- oder Softwarepartner entstehen. Bislang entwickelte VW seine Autos vor allem aus Deutschland für die Welt. Mit der neuen Zukunftsplattform verschieben sich die Machtverhältnisse in der Entwicklung jedoch einmal mehr in Richtung China. Plattformen sind bei der Autoproduktion von zentraler Bedeutung und zählen seit jeher zur Kernkompetenz der Wolfsburger.
Auf dem chinesischen Markt für E-Autos ist der Zeitdruck für VW groß
VW steht laut dem Bericht unter Zeitdruck. „Die Preise fallen und fallen, der Wettbewerb wird härter“, sagte Volkswagens China-Chef Ralf Brandstätter. Bereits Mitte 2027 sollen die ersten Modelle der CSP-Plattform produziert werden. Zunächst plant VW, einen großen E-SUV und eine E-Limousine auf den Markt zu bringen. Ohne die Einführung der neuen Plattform hätte sich die Produktion um mindestens drei Jahre verzögert.
Zwar verdient der Autobauer dort nach eigenen Angaben immer noch gutes Geld mit Verbrennern, die Volksrepublik hat sich allerdings ganz der Elektromobilität verschrieben, und da fährt VW hinterher. Nicht mehr die Niedersachsen verkaufen die meisten Neuwagen, sondern der chinesische Konkurrent BYD. Hinzu kommen Dutzende neue chinesische Hersteller.
Die nächste Ausbaustufe bei E-Autos in China ist automatisierte Fahren
Europas größter Automobilhersteller strebt danach, im Bereich des automatisierten Fahrens zur Konkurrenz aus China aufzuschließen. Das Joint Venture Carizon, an dem sowohl die VW-Softwaretochter Cariad als auch der chinesische Partner Horizon Robotics beteiligt sind, hat ein System für automatisiertes Fahren entwickelt, das Assistenzfunktionen bereitstellt und weiterentwickeln soll.
Schon jetzt ist es möglich, dass ein Fahrzeug auf dem sogenannten Level 2 Plus eigenständig lenkt und bremst sowie weitgehend selbstständig durch den Verkehr navigiert. Dennoch bleibt die Verantwortung beim Fahrer, der weiterhin die Straße im Blick behalten muss. Auf dem zukünftigen Level 3 wird es dem Fahrer erlaubt sein, in bestimmten Situationen seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken, wobei er dennoch in der Lage sein muss, bei Bedarf einzugreifen. Im Februar hatte BYD für Aufsehen gesorgt, als der chinesische Hersteller von Elektroautos autonome Funktionen auch für seine Einstiegsmodelle anbot.
Die Volkwagen-Pläne für China dürften nur der Anfang sein
Volkwagens aktuelle Pläne für China dürften nur der Anfang sein. Von der neuen chinesischen Plattform könnten einzelne Hardware-Komponenten perspektivisch sogar in die konzernweite Plattform einfließen, zitiert das Handelsblatt eine mit den Plänen vertraute Person. Außerdem könnten die neuen E-Autos aus China in andere Märkte verschifft werden, die nicht von Beschränkungen für chinesische Technik betroffen sind.
Nach Vietnam liefert VW bereits von China aus. Konzernchef Oliver Blume sagte vor wenigen Tagen der Frankfurter Allgemeinen: „Auch Länder wie Indonesien, Malaysia und die Philippinen zeigen große Offenheit für Elektroautos aus chinesischer Produktion.“
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