Mangelware
VW: Beliebte E-Autos immer knapper - Jetzt zieht der Konzern die Notbremse
Wer einen neuen VW ID.3 oder ID.4 bestellt, braucht starke Nerven. Die Lieferzeiten für die VW-Stromer belaufen sich derzeit auf bis zu einem Jahr. Jetzt reagiert der Konzern mit einem radikalen Schritt.
Wolfsburg - Volkswagen* scheint mit der Herstellung und der Auslieferung seiner beliebtesten Elektroauto-Modelle nicht mehr nachzukommen. Die Jahresproduktion 2022 des ID.3* soll bereits jetzt ausverkauft sein. Das berichtet unter anderem das Elektroautomagazin Edison. Der ID.3 Pure mit dem kleinen 45 Kilowattstunden-Akku scheint gar nicht mehr lieferbar zu sein, er ist auch im VW-Konfigurator nicht mehr gelistet.
Für den preisgünstigsten ID.3 Pro mit einem 58-Kilowattstunden-Akku soll VW bereits einen Bestellstopp verhängt haben. Die Lieferzeiten für die beiden ID.3 Pro S-Modelle und den ID.4 sollen laut dem Bericht derzeit bei neun bis zwölf Monaten liegen.
VW: Quoten für E-Autos
Das Problem scheinen so gravierend zu sein, dass Volkswagen sogar Händlerquoten für ID-Fahrzeuge eingeführt hat. Das berichtet die Automobilwoche, die sich auf ein internes Schreiben an Händler beruft, das dem Magazin vorliegt. Dabei soll der Gesamtumsatz die entscheidende Größe sein. Größere Händler können mehr ID.3 und ID.4 bestellen als kleinere Verkäufer. Ein Händler, der ein Jahresziel von 999 Fahrzeugen aufweise, dürfe pro Jahr 15 ID.3 und 25 ID.4 bestellen. Die Quote könne noch aber geändert werden.
Auch die Automobilwoche berichtet von langen Lieferzeiten. Demnach wird ein aktuell bestellter ID.3 in diesem Jahr nicht mehr ausgeliefert. Auch die Modelle anderer Marken sollen betroffen sein. Der Audi Q4 E-Tron* kommt erst Mitte 2023, der Plug-in-Hybrid Octavia soll sogar erst im August 2023 ausgeliefert werden.
VW: Werk Zwickau am Limit
Grund für die Probleme bei der Auslieferung ist nicht allein die Chipkrise. Beim ID.3 scheint auch die begrenzte Produktionskapazität im VW-Werk im sächsischen Zwickau eine Rolle zu spielen. Dessen Tagesproduktion liegt laut Edison derzeit bei 1200 Autos, wobei es sich nicht nur um ID.3 handeln soll. Für eine leichte Entlastung dürfte sorgen, dass die Produktion im Laufe des Jahres auf 1400 Fahrzeuge ausgebaut wird. Erst im Herbst kommenden Jahres sollen die ersten ID.3 auch im Stammwerk in Wolfsburg vom Band rollen.
Die aktuell starke Nachfrage nach Elektroautos dürfte auch einer politischen Unsicherheit geschuldet sein. Denn noch ist unklar, wie es ab 2023 mit der staatlichen Förderung in Höhe von bis zu 9000 Euro für reine E-Autos weitergehen wird. Die Sorge geht um, dass die Förderprämie reduziert oder eine neue Preisobergrenze eingeführt werden könnte. In den Niederlanden etwa liegt sie bei 45.000 Euro, wobei es einen Zuschuss in Höhe von 4000 Euro gibt. Einige ID.3-Varianten würden dann nicht mehr finanziell gefördert werden.
VW bringt E-Up zurück
Eine Folge des Engpasses ist auch, dass Volkswagen das Modell E-Up zurückbringen will*. Der Elektro-Kleinwagen war 2020 wegen einer zu hohen Nachfrage und langer Lieferzeiten vorübergehend aus dem Programm genommen. Ab Mitte Februar soll der Stromer, leicht modifiziert, als E-Up Style Plus zurück in den Handel kommen. 2021 war der E-Up laut dem Kraftfahrt-Bundesamt trotz Bestellstopps mit 30.000 Neuzulassungen nach dem Model 3 von Tesla mit 35.000 Neuzulassungen das zweit-meistverkaufte Elektroauto in Deutschland, vor dem ID.3. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA