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Extremer Personalabbau erwartet

Vorzeigeindustrie in der Krise: Bei Autozulieferern soll Zahl der Insolvenzen drastisch steigen

Die Automobilzulieferindustrie steht vor einer Insolvenzwelle. 2024 war nur der Anfang. Auch große Player könnten ins Straucheln geraten.

Düsseldorf – Der Absatz von Elektroautos bleibt in Deutschland hinter den Erwartungen zurück, die Kauflaune der Verbraucher ist wegen der schwierigen Wirtschaftslage im Keller. Das trifft die gesamte Autobranche hart. Hersteller wie VW, Ford oder Mercedes müssen sparen. Das gilt auch für die großen Automobilzulieferer wie Schaeffler, Bosch, ZF oder Continental. Kleinere und mittlere Zulieferer wie WKW, Eissmann, iwis mechatronics oder Franken Guss mussten Insolvenz anmelden.

Pleitewelle rollt auf Autozulieferer zu: Jede sechste Großinsolvenz betrifft Automobilzulieferer

Wie stark die Zulieferbranche betroffen ist, zeigt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Falkensteg. Danach ist die Zahl der Insolvenzen von Großunternehmen mit mehr als zehn Millionen Umsatz im vergangenen Jahr von 279 auf 364 Fälle gestiegen. Mit 56 Insolvenzen führt die Automobilbranche die Statistik an. Das ist ein dickes Plus von 65 Prozent gegenüber 2023. Damit betrifft fast jede sechste Insolvenz einen Automobilzulieferer.

„Größere Insolvenzen, wie die der WKW-Gruppe mit 600 Millionen Euro Umsatz oder Eissmann mit einer halben Milliarde Euro Umsatz, gab es in der Vergangenheit eher selten“, sagt Jonas Eckhardt, Automobilexperte bei Falkensteg, der Automobilwoche. Früher hätten die Automobilhersteller einen so großen Zulieferer nicht fallen lassen, Probleme seien im Vorfeld durch Preisanpassungen gelöst worden, weil das Geld dafür da war.

In der Automobilzulieferindustrie gab es bereits 2024 deutlich mehr Insolvenzen, in diesem Jahr sollen es noch mehr sein. (Archivbild)

Pleitewelle rollt auf Autozulieferer zu: Benachbarte Branchen werden mitgerissen

Die Krise bei den Automobilzulieferern zieht weitere Branchen mit in die Tiefe. Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen, zu denen vor allem Gießereien zählen, stieg die Zahl der Insolvenzen von 28 auf 44 Fälle, in der Elektrotechnik von elf auf 28. Der Anstieg um 155 Prozent wird hier allerdings zusätzlich von der kriselnden Solarbranche getrieben.

Eine Besserung ist nicht in Sicht. Für das laufende Jahr rechnet Falkensteg angesichts unveränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und politischer Unsicherheiten wie einer erneut protektionistischen US-Präsidentschaft unter Donald Trump mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen um 20 bis 25 Prozent über alle Branchen hinweg.

Pleitewelle rollt auf Autozulieferer zu: Bis zu 50 Prozent mehr Insolvenz in diesem Jahr

Gerade die Zulieferer stehen laut Falkensteg vor enormen Herausforderungen. Sie hätten nicht nur die Zukunft der E-Mobilität verschlafen, sondern auch neue Unternehmen aus den USA und China, aber auch aus Indien drängten auf den Weltmarkt. Hinzu komme, dass die Autohersteller selbst unter Druck stünden und deshalb bei den Preisverhandlungen mit den Zulieferern zurückhaltend seien. Deswegen könnten auch größere Unternehmen mit einem Umsatz von einer Milliarde Euro und mehr ins Trudeln geraten.

Von der Bildfläche verschwunden: Zehn große Automarken, die es nicht mehr gibt

Ein Simca 1100 GLS Baujahr 1972 auf einer Oldtimermesse
Simca – Die Geschichte von Simca (Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile) begann 1934 als Lizenzfertiger von Fiat-Fahrzeugen in Frankreich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch eigene Modelle produziert. Im Jahr 1978 wurde der Autobauer von Peugeot übernommen und die Marke Simca aufgegeben. Die noch existierenden Modellreihen wurden bis 1986 unter dem Markennamen Talbot verkauft. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Oldsmobile Vista Cruiser
Oldsmobile – Hierzulande weitgehend unbekannt, gehörte Oldsmobile in den USA vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den erfolgreichsten Marken. Ein bekanntes Modell war beispielsweise der Vista Cruiser (Foto): Ein markant gestalteter Kombi, von dem zwischen 1964 bis 1977 mehr als 360.000 Exemplare gebaut wurden. Anfang der 2000er-Jahre gingen die Verkäufe stark zurück, sodass die Mutter General Motors im Jahr 2004 die Produktion von Fahrzeugen der Marke komplett einstellte. © Pond5 Images/Imago
Ein NSU Prinz auf einem Oldtimer-Treffen
NSU Motorenwerke – Die Geschichte des Unternehmens begann in den 1870er-Jahren als Hersteller von Strickmaschinen. Später produzierte das Unternehmen Fahr- und Motorräder. Erst Ende 1958 kam mit dem Prinz das erste Automodell des Herstellers auf den Markt – es wurde in mehreren Generationen bis 1973 produziert. Bereits 1969 fusionierten NSU und Auto Union zur Audi NSU Auto Union AG, die 1985 wiederum in Audi umfirmierte – mit diesem Schritt verschwand auch der Name NSU. © CEPix/Imago
Ein Plymouth Superbird in einem Museum
Plymouth – Einst gehörte Plymouth zu den erfolgreichsten Automobilmarken der USA und war in den 1940er-Jahren sogar der zweitgrößte US-Hersteller – noch vor Ford. Anfang der 1960er-Jahre verlor die Marke jedoch rapide Marktanteile, bevor man ab 1965 mit Muscle-Car-Modellen wie dem Barracuda oder Road Runner kurzfristig wieder Boden gut machen konnte. Eines der bis heute legendärsten Modelle war der Plymouth Superbird (Foto): eine stark modifizierte Version des Road Runner. Das Modell mit dem gigantischen Spoiler fand jedoch Anfang der 1970er-Jahre kaum Kunden, weshalb weniger als 2.000 Exemplare gebaut wurden. Nach und nach verlor die Marke immer mehr ihre Identität. 2001 entschied die Mutter DaimlerChrysler schließlich, die Marke Plymouth einzustellen. © Pond5 Images/Imago
Eine Borgward Isabella auf einer Messe
Borgward – Zu den größten Verkaufserfolgen des Bremer Autobauers Borgward zählte die von 1954 bis 1962 gebaute Isabella (Foto). Doch bereits ab Mitte der 1950er-Jahren ging es mit dem Unternehmen wirtschaftlich bergab. Anfang der 1960er-Jahre führten die Probleme schließlich zum Untergang. Mitte der 2010er-Jahre wurden die Markenrechte nach China verkauft. Mit SUV-Modellen wurde schließlich ein Comeback-Versuch gestartet, der aber nach kurzer Zeit im Sande verlief. © Pond5 Images/Imago
Ein Daewoo Matiz auf einer Automesse
Daewoo – Mitte der 1990er-Jahre versuchte sich in Europa die koreanische Marke Daewoo zu etablieren – unter anderem mit dem Kleinstwagen Matiz (Foto). Allerdings war dem Hersteller kein Erfolg beschieden: Nachdem das Unternehm in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde die Pkw-Sparte von einem Konsortium um General Motors übernommen. Ab 2005 wurden die Daewoo-Modelle (auch der Matiz) dann unter dem Namen Chevrolet verkauft.  © Papsch/Imago
Der 1.000.000 Trabant im Museum
Trabant – Obwohl der Trabant bereits in den 1960er-Jahren als veraltet galt, war er ein echter Verkaufsschlager – allerdings gab es in der ehemaligen DDR auch kaum Alternativen zu dem von Sachsenring produzierten Zweitakter. Geduld war nicht nur aufgrund der geringen Motorleistung, sondern auch wegen der durchschnittlichen Wartezeiten auf ein Fahrzeug von mehreren Jahren gefragt. Dennoch: Mehr als drei Millionen „Trabis“ liefen zwischen 1958 und 1991 vom Band. Das Foto zeigt das 1.000.000-ste Exemplar, das im November 1973 gebaut wurde. Mit dem Ende der DDR endete auch bald die Produktion des Trabis. © Eberhard Thonfeld/Imago
Ein Pontiac Firebird Trans Am, Baujahr 1984
Pontiac – Die US-Marke Pontiac war vor allem in den 1960er-Jahren sehr erfolgreich. Hierzulande kennen viele den Hersteller vor allem aus Serien und Filmen. Der schwarze Pontiac Firebird Trans Am (zweite Generation) mit dem riesigen Adler auf der Haube faszinierte die Zuschauer in „Smokey and the Bandit“ (1977). Die dritte Generation des Firebird (Foto) wurde in den 1980er-Jahren als Basis des Serien-Wunderautos K.I.T.T bekannt. Der große Erfolg früherer Jahre stellte sich dennoch nicht mehr ein: 2010 legte der General-Motors-Konzern die Marke Pontiac auf Eis. © Pond5 Images/Imago
Ein Saab 900 Cabrio Baujahr 1991
Saab – Das erste Pkw-Modell des Herstellers ging 1949 als Saab 92 in Serie. Wirklich große Stückzahlen produzierte der schwedische Autobauer zwar nie, dennoch gelten einige Baureihen wie der 900 (Foto zeigt die Cabrio-Version) als legendär. 1998 ging Saab eine Kooperation mit General Motors ein. Fortan wurden viele Gleichteile aus dem Konzernverbund eingesetzt, dennoch stellte sich auf lange Sicht kein wirtschaftlicher Erfolg ein. 2011 meldete Saab Insolvenz an.  © Sebastian Geisler/Imago
Ein Rover 75
Rover – Die Geschichte des englischen Automobilherstellers Rover geht bis ins Jahr 1896 zurück. Über viele Jahrzehnte konnten sich die Briten im Automobilgeschäft behaupten, bis das Unternehmen 1967 Teil der British Leyland Motor Cooperation wurde. Durch eklatante Fertigungs- und Qualitätsmängel ruinierte die Marke ihren Ruf – bis es Anfang der 1980er-Jahre durch eine Kooperation mit Honda wieder etwas bergauf ging. 1994 übernahm schließlich BMW die britische Marke – und versenkte dadurch Milliarden. 2000 zog der bayerische Autobauer die Reißleine und gliederte Rover wieder aus. 2005 folgte die Insolvenz. © Heritage Images/Imago

Den deutschen Zulieferern stehe daher eine „Tour der Leiden“ mit harten Restrukturierungen, extremem Personalabbau und Standortschließungen bevor. „Wir gehen davon aus, dass die Insolvenzen im Automotive-Sektor in 2025 um 40 bis 50 Prozent steigen werden“, sagt Eckhardt der Automobilwoche. Aber eine Insolvenz müsse genutzt werden, um ein Unternehmen an ein dauerhaft niedriges Nachfrageniveau anzupassen.

Rubriklistenbild: © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

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