Nur ein Wunschdenken?
„Völlig verrückt“ – Auf dem BRICS-Gipfel: Misserfolg der Wirtschaftsstrategien Russlands unter Putin
Putin versucht auf dem diesjährigen BRICS-Gipfel erneut, die Unempfindlichkeit der russischen Wirtschaft gegenüber westlichen Sanktionen zu betonen. Allerdings könnten entscheidende Maßnahmen scheitern.
Moskau – Beim BRICS-Gipfel in Russland strebt der russische Präsident Wladimir Putin einige Pläne an – unter anderem auch für die russische Wirtschaft. So will Putin sich vom Dollar lösen und Pläne für ein alternatives Zahlungssystem ins Rollen bringen. Allerdings braucht Putin die Unterstützung seiner Handelspartner und der BRICS-Länder. Und gerade an denen könnte Putins Vorhaben scheitern.
Russlands Wirtschaft unter Druck wegen Sanktionen – Putin hat Pläne beim BRICS-Gipfel
Um den Druck der westlichen Sanktionen zu mindern, will Putin die BRICS-Mitglieder davon überzeugen, eine Alternative zum Dollar für den weltweiten Zahlungsverkehr einzuführen. Laut The Voice of America würden die Mitglieder der BRICS-Staaten diese Idee sogar unterstützen.
Demnach haben die Länder am Mittwoch (23. Oktober) beim BRICS-Gipfel eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der sie die Schaffung eines unabhängigen Zahlungssystems auf der Grundlage ihrer nationalen Währungen fordern. Beim Ukraine-Krieg wollen die BRICS-Länder Putin nicht unterstützen.
Putin will eigenes Zahlungssystem für BRICS – Idee nur Wunschdenken?
Trotz Zuspruch der Länder, wäre es laut dem britischen Ökonom Terence James „Jim“ O’Neill, reines Wunschdenken, dass die BRICS-Gruppe jemals den Dollar herausfordern könnte. Zum einen, weil Indien und China unterschiedliche wirtschaftliche Interessen haben und eine erforderliche Zusammenarbeit für ein gemeinsames Finanzsystem schwer vorstellbar wäre, sagte der Ökonom gegenüber Reuters.
„China und Indien tun ihr Bestes, um zu vermeiden, dass sie sich angreifen wollen. Der Versuch, sie dazu zu bringen, in wirtschaftlichen Fragen wirklich zusammenzuarbeiten, ist eine ständige Herausforderung.“
BRICS-Länder sind sich zu uneinig für Putins Pläne
Nicht nur Indien und China haben ihre Differenzen. Auch zwischen zwei der jüngsten BRICS-Mitglieder, Ägypten und Äthiopien, gibt es Spannungen. „Die Vorstellung, dass sie sich alle grundsätzlich auf etwas von großer Bedeutung einigen werden, ist wirklich verrückt“, meint O‘Neill.
Während Russland, angeheizt von einer Vorstellung eines Bollwerks gegen den Westen und von einer Schaffung „neuen Weltordnung“ spricht, sind andere BRICS-Mitglieder wie Indien sehr daran interessiert, gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zum Westen aufrechtzuerhalten.
Wirtschaftlicher Einfluss der BRICS-Länder nicht ernst zu nehmen?
Trotzdem ist die wirtschaftliche Stärke der BRICS-Länder kaum von der Hand zu weisen. Mit den Neuzugängen repräsentieren die BRICS-Nationen etwa 37 Prozent der globalen Wirtschaft und beherbergen rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Doch die Meinungsverschiedenheiten bleiben ein großer Knackpunkt.
„In gewisser Weise ist es gut für den Westen, dass China und Indien sich nie über etwas einigen können. Denn wenn die beiden es wirklich ernst meinen würden, hätten die BRICS enormen Einfluss“, so der Ökonom O’Neill gegenüber Reuters. Man könne die BRICS-Gruppe erst ernst nehmen, wenn die „wirklich wichtigen Länder“, wie China und Indien, sich einigen würden.
Putin setzt auf Handelspartner für Russlands Wirtschaft – doch die Freundschaft bröckelt
Für viele Experten ist der BRICS-Gipfel deshalb lediglich ein Symboltreffen mit einer klaren Botschaft: Dem Westen zu zeigen, dass Russlands Wirtschaft doch nicht so isoliert ist. „Es ist ein wichtiger Teil der Botschaft des Kremls, dass Russland den Sanktionen standhält“, sagte Chris Weafer, Gründungspartner des Beratungsunternehmens Macro-Advisory, gegenüber BBC.
Denn trotz der westlichen Sanktionen gibt es Partner, auf die sich Russlands Wirtschaft verlassen kann. Dazu zählen unter anderem die zum BRICS-Treffen eingeladenen Staatsoberhäupter: der Präsident Chinas Xi Jinping, der indische Premierminister Narendra Modi und der iranische Präsident Masoud Pezeshkian. Allerdings, so Weafer, wisse man, dass sich allmählich Risse in der Partnerschaft bilden. Das sieht man auch an den Rückzügen aus wichtigen Geschäften für Russlands Wirtschaft. (bohy)
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